In unserer heutigen Ausgabe der Reihe “Deutsches Rugby” haben wir wieder mal einen weiteren bekannten Namen der deutschen Rugby-Szene befragt: Thomas Schmidt. Der ehemalige Vorsitzende der Niedersächsischen Rugby-Jugend (NRJ) leitet jetzt die Nachwuchsabteilung des DRC Hannover und ist einer der Macher in dem traditionsreichen Bundesliga-Klub.
Hallo Thomas. Als wie wichtig siehst du organisierte Jugendarbeit an?
Das ist eine der Säulen, die das deutsche Rugby tragen, allerdings neigen wir meines Erachtens zum überorganisieren. Deutsche Meisterschaften in den kleinen Schülerklassen und ausserordentliche Rugbytage zur Klärung einer altersklassengerechten Spielfeldgröße halte ich für kontraproduktiv.
Was muss in Deutschland getan werden, damit wir im Nachwuchsbereich noch mehr bewegen können?
Es wird definitiv zuwenig gespielt. In Niedersachen haben die Clubs in der Altersklasse U 16/U18 in der Hinserie 2008/2009 2 Punktspiele gemacht, wegen Terminschwierigkeiten, das ist eigentlich kaum begreifbar.
Der Ansatz von Uli Byszio hat mir gefallen: steckt Kinder in Trikots, gebt den Teams Namen und lasst sie spielen.
Wenn wir das im Hinterkopf behalten, denkst du, dass es kontraproduktiv ist, ausländische Spieler zu verpflichten oder kann dies auch Vorteile bringen?
Rugby-Deutschland ist keine Insel. Wir können und sollten uns der “Globalisierung” unseres Sportes nicht verschließen.
Sowohl wir beim DRC, aber auch der DRV, haben von Spielern, wie Jaques Lemmer, Michael Poppmeier oder unserer Kiwi-Fraktion profitiert. Insbesondere von deren Einstellung zum Sport können unsere eigenen Spieler lernen, denn da klafft oft eine Lücke zwischen Anspruch und Leistungsbereitschaft. Das gestiegene Niveau unserer Bundesligen macht es allerdings schwieriger, mit kleinen finanziellen Mitteln echte Verstärkungen zu verpflichten. Ein Spieler aus einem südafrikanischen Dorfverein bereichert unsere Clubs nicht mehr.
Hier ist von den verantwortlichen Managern Kreativität gefragt.
Wo siehst du die 15er-Nationalmannschaft in 6 Jahren?
Bei der jetzigen Struktur und den (nicht) vorhandenen finanziellen Mitteln sind wir am Limit. Das kann trotz allem Engagement nur abwärts gehen. Wenn ein 125%iger wie Maggi Walger aufhört, weil die Belastung einfach zu hoch ist, ist es fünf vor 12.
Es muss dringend etwas an dem Status der Spieler verbessert werden. Das bisher Erreichte ging nur, weil alle Beteiligten, insbesondere Spieler und Trainer, “für die Nationalmannschaft leben”. Das kann man nicht unbegrenzt lange tun.
Wie wichtig ist 7er-Rugby, um Rugby in Deutschland bekannter zu machen?
Mein Herz schlägt für das 15er, aber das 7er ist gerade für Außenstehende sehr einfach zu verstehen und somit ein idealer Einstieg in die Sportart Rugby. Ausserdem sind dort pressewirksame Erfolge wohl warhrscheinlicher als beim 15er und Präsenz in den Medien ist heute alles.
Warst du bei den Hannover Sevens 2008? Wie hat es dir gefallen?
Natürlich war ich da! Es war eine grossartige Veranstaltung, die viel dazu beiträgt, uns von dem Randsportimage weg zu bringen.
Vielen Dank!
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