Vuyo Zangqa vor dem letzten Spiel seiner Amtszeit als Siebener-Trainer - dem EM-Turnierfinale von Lodz. Foto (c) Perlich
Ziemlich genau zwei Jahre nachdem Vuyolwetu Zangqa den Job als Siebener-Nationaltrainer beim DRV angetreten hat, nimmt er nun seinen Hut. Der sympathische Südafrikaner kehrt aus familiären Gründen zurück in seine Heimat, wo seine Familie auch während seiner Arbeit hierzulande verblieben war und heuert wohl wieder bei den Southern Kings an. Nachdem das deutsche Team am Wochenende unter Zangqa mit dem EM-Erfolg den bisher größten Triumph seiner Geschichte gefeiert hat, ist Zangqas Rückkehr zumindest ein Rückschlag.
Schon die Verpflichtung des ehemaligen Blitzboks-Stars vor zwei Jahren, der mit dem Siebener-Team seines Heimatlandes die World Series als Spieler gewonnen hatte, war aus deutscher Sicht ein Coup. Zangqa trieb in der täglichen Arbeit und der strategischen Planung die steile Entwicklung des deutschen Wolfpacks weiter voran, die bereits unter seinem neuseeländischen Vorgänger Chad Shepherd und dessen Vorgänger Rainer Kumm begonnen hatte.
Der fünfte Platz bei den Oktoberfest 7s bei seinem Einstand im Jahr 2017, die dramatische Niederlage gegen Japan im Hongkong-Finale letztes Jahr, sowie die beiden EM-Spielzeiten mit dem historisch guten zweiten Platz letztes Jahr und der Titel-Krönung dieses Jahr mit dem wichtigsten Erfolg, den der DRV in seiner Geschichte geholt hat - das ist die Bilanz Zangqas nach zwei Jahren Amtszeit. Auch wenn es mit dem seit langem angestrebten Aufstieg in die World Series nicht geklappt hat, hat der Südafrikaner doch eine absolute Erfolgsbilanz vorzuweisen.
DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm zu Zangas Aus als Trainer: „Wir sind natürlich sehr traurig, dass Vuyo uns verlässt. Verstehen aber die Beweggründe hinter dieser Entscheidung und wünschen ihm für seine bevorstehenden Aufgaben alles erdenklich Gute. Vuyo hat mit seiner großen Persönlichkeit und Erfahrung dazu beigetragen, dass die Mannschaft im täglichen Training stets an ihre Grenzen gegangen ist und er hat dem Team das Selbstvertrauen eingeimpft, welches notwendig ist, um gegen die etablieren Rugby-Nationen erfolgreich sein zu können. Wir sind sehr stolz mit einem solchen Weltklasse-Trainer zusammengearbeitet zu haben und haben jetzt die Aufgabe jemanden zu finden, der sich zutraut die großen Fussstapfen die Vuyo hinterlässt auszufüllen und die positive Entwicklung der Mannschaft fortzuschreiben. Dabei sind wir allerdings nicht unter Zeitdruck, da wir im 7er-Programm zahlreiche Trainer haben, die in der Lage sind die Mannschaft auf Interimsbasis zu führen und uns Vuyo in der Übergangszeit in beratender Funktion erhalten bleiben wird.“
Beim DRV betont man, dass die Entscheidung Zangqas aus rein familiären Gründen erfolgt sei und man gerne weiter mit dem Erfolgstrainer zusammengearbeitet hätte. Aus Mannschaft und sportlicher Führung hört man indes nur Positives über Zangqa und die tägliche Arbeit mit ihm. Man geht also definitiv im Guten auseinander, daran lässt keiner der Beteiligten einen Zweifel.
Abschied auf dem Höhepunkt: Der Sieg beim GPS-Turnier in Lodz, gleichbedeutend mit dem EM-Triumph war Zangqas letztes Spiel als Coach
Ein direkter Nachfolger steht aktuell noch nicht fest, befindet sich das Team doch seit dem Sonntag momentan in der Sommerpause. Bis ein geeigneter Nachfolger für Zangqa gefunden ist, führt das bisherige Trainerteam um Co-Trainer Clemens von Grumbkow, sowie die Stützpunkttrainer Pietrek und Pyrasch, Head of Physical Performance Grzanna, S&C Coach Tonio Krüger und Analystin Elsa Häberlein die Geschäfte des Teams weiter. Außerdem steht Zangqa trotz seiner künftigen Verpflichtungen bei den Southern Kings dem Team vorerst weiter in beratender Funktion zur Seite.
Mit dem mittlerweile sehr professionell aufgestellten Siebener-Programm, den guten Trainingsbedingungen an den Stützpunkten Heidelberg und Hannover, der eingespielten Mannschaft, sowie dem bestehenden und eingespielten Team um einen potenziellen künftigen Headcoach herum, dürfte es sicherlich erneut hochkarätige Anwärter auf den Job als DRV-Siebener-Coach geben. Denn im internationalen Siebener hat sich mittlerweile durchaus herumgesprochen, wie professionell beim DRV gearbeitet wird. Es dürfte also spannend zu sehen sein, wer in gut 60 Tagen mit dem Adler auf der Brust als Cheftrainer an der Seitenlinie steht, wenn das deutsche Team bei den Oktoberfest 7s beim Heimturnier gegen Olympiasieger Fidschi und Weltmeister Neuseeland antritt!
Kapitän Tim Lichtenberg nach dem Aus von Zangqa: „Wir als Mannschaft sind super stolz und geehrt von so einer Legende trainiert worden zu sein. Ich glaube er hat uns über die Jahre sehr viel beigebracht und uns für das Siebener noch mehr begeistert. Er war von Anfang an sehr vertraut mit uns und hat uns täglich im Training gefordert. Eine Person, mit der man auch privat sehr gerne was gemacht hat, aber wenn es dann darauf ankam im Training oder im Turnier da zu sein, immer die richtigen Worte gefunden und uns immer perfekt motiviert hat. Und den Fokus bzw. die Ernsthaftigkeit nie aus den Augen verloren hat. Man konnte also gut Spaß und Ernst wenn es drauf ankam unterscheiden und voneinander trennen. Mir persönlich hat er sehr viel beigebracht - nicht nur spielerisch, sondern auch die Situationen richtig einzuschätzen und das Spielgeschehen zu analysieren. Ebenso mental immer auf einem guten Niveau zu sein und sich für die Aufgaben entsprechend vorzubereiten. Wir werden ihn in sehr guter Erinnerung behalten und sind super stolz, dass wir (erst nach Ankündigung des Abschieds von ihm persönlich) ein Turnier gewinnen konnten und ihm somit einen denkwürdigen Abschied verpassen konnten und es ihm dadurch noch schwerer gemacht haben, uns zu verlassen. Wir wünschen ihm in Zukunft viel Erfolg und Glück.“
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