Das deutsche Team nach der Niederlage gegen England. Im Viertelfinale muss nun ein Sieg folgen.
Die letzten beiden Minuten gegen das englische Team, amtierender Vizeweltmeister und gespickt mit Weltklasse-Spielern, waren enttäuschend - aus einem zuvor relativ engen Spiel wurde ein 7:33. Aber zuvor hatte das deutsche Team mit zwei Siegen bereits das Viertelfinale klar gemacht. Morgen geht es im Viertelfinale des Olympia-Qualiturniers gegen Spanien/Irland weiter - beide Teams hatten sich ein packendes Duell geliefert, das am Ende 17-17 ausging. Unser Team wird gegen den vermeintlich schlechteren Vertreter spielen. Ein Sieg und der Traum von Olympia in Tokio rückt bedeutend näher.
Der Auftakt ins Turnier hätte nicht besser laufen können. Bereits um 12 Uhr Mittags bei brütender Hitze wartete Georgien auf unsere Jungs. Nachdem man in den letzten Jahren ab und an gegen die physisch sehr starken Georgier gestolpert war, hatte das Trainerteam explizit vor Georgien gewarnt. Vor noch zu Beginn relativ spärlich gefüllten Rängen, was sich erst beim ersten Frankreich-Spiel 1,5 Stunden später ändern sollte, machten unsere Jungs von der ersten Minute an Druck.
Ben Ellermann klatschte den präzise an die Zehn-Meter-Linie gesetzten Ankick von Verbinder Heimpel nach hinten und dann konnte Debütant Manasah Sita direkt mit der ersten Aktion unter Beweis stellen, was er diesem deutschen Team bringen kann. Er tanzte gleich zwei Georgier zum ersten deutschen Versuch aus. Jedoch war Ben Ellermann sehr unsanft gelandet und musste direkt behandelt werden.
Der Pauli-Rugger biss jedoch auf die Zähne und konnte nachdem Robert Haase den Wiederankick aus der Luft gefischt hatte selbst den zweiten deutschen Versuch legen. Das sollte es aber für Ellermann gewesen sein, der unter schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz gehen sollte. Die erste längere Ballbesitzphase der Georgier endete nach einem starken Turnover, den Kapitän Tim Lichtenberg fürs deutsche Team holte. Noch vor dem Pausenpfiff dann der dritte Streich des deutschen Teams: Lichtenberg verlagerte schnell auf Außen, wo Bastian Himmer zum Versuch für Deutschland ablegen konnte - 19:0 zur Pause.
Auch in Durchgang zwei ließen unsere Jungs keinen Zweifel aufkommen und verteidigten zunächst bravourös - Robert Haase beförderte einen Georgier samt Ball ins Aus und bescherte der deutschen Mannschaft so den Ballbesitz. Dann war es der eingewechselte Hannoveraner Germane Niklas Koch, der mit viel schneller Beinarbeit durch die georgische Defensive kam, 26:0 für Deutschland. Der zwischenzeitliche Anschluss nach mehreren Offloads änderte nichts daran, dass Deutschland hier eine hochsouveräne Vorstellung ablieferte.
Den Schlusspunkt setzt Basti Himmer, auch mit einer kleinen Tanzeinlage, mit der er die halbe georgische Mannschaft stehen ließ und unter den Stangen zum 33:7 Endstand ablegen konnte. Anderthalb Stunden später sollte das Match gegen Litauen folgen in der allergrößten Mittagshitze folgen. Doch zuvor noch hatte Georgien die Engländer am Rande einer Niederlage und führte bis wenige Minuten vor Schluss, nur um dann doch drei späte Versuche der Engländer zu kassieren.
Unsere Jungs sollten allerdings auch noch ein schwaches Spiel folgen lassen und zwar gegen den vermeintlich schwächsten Gegner Litauen. Coach Zangqa rotierte einige weniger erfahrene Spieler ins Team. Der Auftakt sollte zunächst dennoch gut laufen - Deutschland verteidigte die Litauer bis tief in ihre 22, wo Carlos Soteras-Merz mit einem krachenden Hit einen Turnover erzwang. Manasah Sita schnappte sich das Leder und vernaschte einen Gegenspieler mit einem exquisiten Dummy-Pass. 7:0 für Deutschland - doch anders als gegen die deutlich stärkeren Georgier konnten wir nicht nachlegen, im Gegenteil.
Litauen überraschte unsere Defensive mit einem einfachen Wechsel auf die kurze Seite. Der Durchmarsch des Litauers zum Versuch roch zwar ein wenig nach Obstruktion, da er zwischen den eigenen Spielern von hinten kommend Anlauf nahm, doch es war keine skandalöse Fehlentscheidung. In der Folge vermochten die physisch imposanten Litauer das Spiel langsam zu machen und unsere Jungs waren zu ungeduldig, um das zu unterbinden. Basti Himmer probierte einen Bodenroller-Kick, der aber minimal zu lang geriet und Manasah Sita versuchte ein zu gewagtes Offload.
Dennoch konnte Robert Haase noch vor der Pause zum 12-5 ablegen, nachdem er gleich zwei Litauer abgehakt hatte. Wieder gab dies dem deutschen Team nicht die erhoffte Sicherheit. Ein Abstimmungsfehler in der Defensive gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs bescherte den Underdogs den 12-12 Ausgleich. Auf einmal war sogar das Viertelfinale in Gefahr, da Litauen auch in der Folge immer wieder unter Beweis stellen konnte, dass man ein unangenehmer Gegner ist. Als Litauen dann aber eine Gelbe für ein Tackle ohne Ball kassierte die Vorentscheidung - nach einer Gasse wanderte der Ball schnell zu Phil Szczesny, der mit Vollgas durch die Defensivreihe schoss und zum 19:12 ablegte. Wenige Augenblicke später dann wieder Szczesny und zwar mit der Entscheidung - das 24:12 sicherte dem deutschen Team das Viertelfinale, daran änderte auch der letzte Versuch der Litauer mit der letzten Aktion zum 24:19 nichts.
Das Ziel war damit schon vor dem Entscheidungsspiel um den Gruppensieg gegen England schon erreicht. Doch mit der Leistung des deutschen Teams war man im Trainerteam alles andere als zufrieden. Coach Zangqa ließ seine Spieler wissen: „Das einzig gute an dieser Leistung war der Sieg“ - zu sehr hatte man die Litauer ihr Spiel spielen lassen. Im letzten Gruppenspiel am späten Nachmittag bei immer noch 32 Grad fiel dann die Entscheidung um den Gruppensieg. Unsere Jungs rechneten sich durchaus Chancen gegen die aktuelle Nummer fünf der Welt aus, gegen den amtierenden Vizeweltmeister fehlte es aber aber ein Tick weit an Cleverness und richtiger Ausführung. England ging in der Anfangsphase, in der unsere Jungs zu wenig Zugriff bekamen und selten die Hände am Leder hatten, durch Mitchell und Norton mit 14-0 in Front.
Erst danach kamen unsere Jungs so richtig in die Partie. Gegen Ende der ersten Hälfte steppte sich Basti Himmer in gewohnter Manier durch die englische Defensive, war durch, wurde aber noch wenige Meter vor der Linie von England-Routinier Mitchell gestoppt - der England-Kapitän ist seit sieben Jahren auf der World Series unterwegs ist und holte Rio Silber. Die Chance war aber noch nicht vorbei und der anstürmende Anjo Buckman sah auf dem sicheren Weg über die nur zwei Meter entfernte Linie zu sein, doch der Pass ging hinter den deutschen Sturm-Tank, weswegen es mit 0-14 aus deutscher Sicht in die Pause ging. Nach der Pause jedoch zunächst der deutsche Anschluss durch Phil Szczesny und nun war Deutschland dran.
In der entscheidenden Phase setzte sich dann aber die Erfahrung und Klasse des Vizeweltmeisters durch. Dem deutsche Team fehlten die Ideen die clevere englische Defensive zu penetrieren und andersherum machten unsere Jungs es den Engländern am Ende zu einfach. Drei weitere Versuche durch Harris, Edwards und Barden, von denen Mitchell zwei von der Auslinie aus erhöhte, besiegelten das deutsche Schicksal - Endstand 7:33. Nun wartet im Viertelfinale Spanien / Irland. Aus deutscher Sicht kommt es also wieder ein Mal auf das Viertelfinale an - das meist wichtigste Spiel im Turnierverlauf und zuletzt konnten sich unsere Jungs da gut anstellen. Ein Sieg wäre so unglaublich wichtig, denn während nur der Turniersieger sicher nach Tokio fährt, haben der Zweite und Dritte immerhin die Chance über das globale Repechage-Turnier kommendes Jahr.
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