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Der DRV steht kopflos da: Stalker tritt zurück, Vereinsrecht erlaubt keine direkte Neuwahl
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 7. Juli 2019

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Die Regentschaft von Robin Stalker endete heute in Hannover. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

DRV-Präsident Robin Stalker ist wie vor wenigen Tagen vermutet, beim heutigen DRT zurückgetreten. Der Neuseeländer und Ex-Adidas-Vorstand wählte heute einen nicht sonderlich eleganten Abschied und Finanz-Vize Bornhofen folgte dem Neuseeländer. Zu einer Nachfolge konnte es aber heute nicht kommen, da dies das BGB nicht zulässt. Bis zu einem baldigen ADRT steht der DRV nunmehr ohne Präsidenten und Finanzvize da.





Der König ist tot, lang lebe der König. So lautete in Frankreich jahrhundertelang die Formel beim Ableben eines Monarchen, welches erst verkündet wurde, wenn der Nachfolger ausgerufen werden konnte. Beim deutschen Rugby-Tag kam es heute nur zur Ende der Regentschaft von Robin Stalker, einen Nachfolger konnte der Rugby-Tag aus formalrechtlichen Gründen allerdings nicht bestimmen, es blieb lediglich bei der König ist tot.

Der ehemalige Adidas-Vorstand Stalker hatte vor einem Jahr an gleicher Stelle mit viel Vorschusslorbeeren den Posten des DRV-Präsidenten angetreten - heute verkündete er nach einer lapidaren und nur einen Satz langen Ankündigung per E-Mail vor wenigen Tagen auch öffentlich das Ende seiner Regentschaft. Sie ließ vieles vermissen und sein Abgang zur Mittagspause des heutigen DRTs ohne Verabschiedung kann fast schon als Metapher für seine gesamte Amtszeit gesehen werden.

Stalker hatte in einer rund fünfzehnminütigen Eröffnungsrede eine Aufarbeitung der Geschehnisse der letzten Wochen angekündigt und im Laufe seiner präparierten Bemerkungen ordentlich ausgeteilt und nur zaghaft versucht seine Bilanz aufzuhübschen. Als Verdienst rechnete sich Stalker selbst und dem vor einer Woche zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Lees an, für mehr Transparenz im Verband gesorgt zu haben.

Dass man auf der Sponsoren-Seite keine Fortschritte habe machen können sei lediglich auf die Widerstände „einiger Personen“ zurückzuführen. Insgesamt teilte Stalker mehrmals gegen nicht weiter erwähnte Führungskräfte aus, sprach sogar von systematischem Mobbing, ohne allerdings zu erklären, wen er meinte und um welche Vorgänge es sich handle. Mehrere Minuten lang elaborierte er über fehlende Trikots für die Fünfzehner-Mannschaft, eine Problematik, die laut Stalker erst durch Lees gelöst werden konnte.

All dies habe „unweigerlich dazu geführt“, dass man keine neuen Sponsoren habe an Land ziehen konnte. Im Plenum hörte Stalker auch die gesamte Siebener-Nationalmannschaft zu, die nur drei Tage vor ihrem Abflug zur Olympia-Quali nach Marseille dem DRT beiwohnte und deshalb heute morgen um 5 Uhr aus Heidelberg aufgebrochen war. Stalker mokierte, dass der DRV zu sehr das olympische Siebener fördere. Dass die Förderung ausschließlich durch Bundesmittel erfolgt, die lediglich für die olympische Variante genutzt werden darf, ließ er unerwähnt.

Insgesamt herrsche, so Stalker weiter, im Verband eine Kultur der Inkompetenz und Feindseligkeit gegenüber der Professionalisierung. Aufgrunddessen trete er nunmehr zurück. Der Schritt war erwartet worden, die Art und Weise wie er erfolgte, sorgte jedoch für Unruhe im Plenum. Stalker verabschiedete sich schließlich auch in der Mittagspause ohne vorherige Ankündigung.

Welche Konflikte es in den letzten Wochen gegeben hatte, zeigte sich direkt danach. Mehrere Rücktritte aus dem Schiedsgericht direkt danach und weitere Vorwürfe an dem Führungsstil Stalkers kamen im Plenum auf. Doch insgesamt war der Tenor, einen Schlussstrich zu ziehen und sich mit der Perspektive des Verbands zu beschäftigen.

Das große Problem ergab sich jedoch durch formalrechtliche Gegebenheiten. Denn da in der DRT-Einladung ausdrücklich erwähnt wurde, dass keine Wahlen stattfinden werden, sei eine etwaige Wahl anfechtbar. So der Rechstbeistand des DRV und auch weitere Diskussionen um eine kommissarische Lösung in der Folge führten zu keinem Ergebnis. Das designierte Führungstrio um Harald Hees, Mathias Entenmann und den bereits gestern zum DRJ-Vorsitzenden gewählten Ulrich Byszio blieb so nur sich vorzustellen, ohne jedoch formal in Amt und Würden zu sein.

Einen Dringlichkeitsantrag strenge Kostenkontrollen einzuführen, nahm der DRT nicht an. Uli Byszio hatte dem Plenum versichert, dass nun niemand mehr im Präsidium sitze, der Vorstände für 12.500 € im Monat einberufe, die man nicht finanzieren könne. Ein klarer Hinweis auf die Benennung von Kieran Lees, dessen lange kolportiertes Gehalt wohl tatsächlich eine dermaßen schwindelerregende Höhe hatte. Dafür hatte sich Lees neben der von Stalker angesprochenen Transparenz wohl auch gerne mit Details, wie dem Ausrüstungs-Lager in Heidelberg mit Material des Sponsors Macron beschäftigt. 

Das neue Präsidium wird erst bei einem außerordentlichen DRT berufen, der in wenigen Wochen stattfinden wird und sich einzig und allein mit der Nachfolge von Stalker und DRV-Vize Bornhofen, der heute ebenso seinen Hut nahm, beschäftigen wird. Bis dahin befindet sich der deutsche Rugby-Verband in einer schwierigen Lage. Finanziell gebeutelt und ohne echte Führung. Immerhin bleibt das Präsidium in seiner jetzigen Besetzung beschlussfähig.

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Kommentare (14)add comment

Tobias Quick said:

2769
...
Leider konnte ich nur den live ticker verfolgen. Für mich gibt es nach den DRT jetzt vor allem viele Fragen und wenig Antworten.
Juli 07, 2019

said:

3040
kopflos....
so kann man es sehen, aber ein Kopf macht noch keinen Erfolg. Die Fixierung auf Führungspersonen und die Unfähigkeit sowie mangelnde Fantasie andere Führungsmodelle sich vorstellen zu können, sind eklatant und ein Problem. Ein Problem, weil es klingt als wäre würde jetzt die Unfähigkeit herrschen. Das ist eine ungünstie Botschaft und eine falsche!

Wenn 6 Mitglieder des Präsidiums arbeitsfähig und vorhanden sind, warum sollte es ein Problem sein, wenn ein "Kopf" fehlt? Mehr Mut zur Ambivalenz und zu anderen Modellen wäre hier gefragt, hier und im DRV. Was soll groß passieren? Die andren 6 können lesen und schreiben, entscheiden in anderen Zusammenhängen in ihren Berufen ebenfalls verantwortungsbewusst und so kann man ihnen soviel vertrauen wie einem Kopf.
Außerdem hat nach der Satzung des DRV ein Vorstand die Geschäfte zu führen, der vom Präsidium bestellt (und kontrolliert) wird. Das wird passieren oder ist schon passiert. Also bis zum adrt alles im Lot.

Keinen "Kopf" zu haben ist kein Manko, sondern kann auch eine Chance sein und in manchen Zusammenhängen auch gewollt, es zwingt zu mehr Konsens, einem anderen Umgehen, zu mehr Kommunikation. In dieser Situation nicht das schlechteste.

In diesem Sinne ist die jetzige Situation auch eine Bewährungschance für die Führung im DRV, macht was draus. Und an totalrugby: Mehr politische Fantasie und weniger stereotype Formulierungen aus der Abteilung "Was man dann halt so schreibt".

in diesem Sinne "akephale" Grüße

nilz
Juli 07, 2019

thoralf zab said:

938
...
Auch ohne Kopf wird die Arbeit weiter gehen. Dessen bin ich mir sicher. Trotzdem mache ich mir doch große Sorgen um die Zukunft. Ich habe Herrn Stalker nie kennenlernen dürfen und darf mir daher auch kein wirkliches Urteil über seine Arbeit erlauben. Wenn es aber an dem ist, das er für die Profezionalisierung des deutschen Rugbysports gekämpft hat und auf Widerstand gestoßen ist, so wie er es ausführte, gibt mir das doch sehr zu denken.
Mir ist es schleierhaft warum immer wieder zum neuen über die Profesionalisierung diskutiert wird. Es geht einfach nur in diese Richtung. Ohne dessen verkümmern wir in den nächsten Jahren in die Bedeutungslosigkeit. Und die Folge ist, das kein Kind mehr Lust hat Rugby zu erlernen. Wer möchte schon einen Sport ausüben, den keiner interessiert.
Konzepte müssen her um dieses Umzusetzen. Ein wichtiger Bestandteil ist daher eine Bundesliga zu schaffen, wo das Niveau kurzfristig gesteigert wird und unsere Spieler demzufolge auf höherem Niveau spielen können. Von mir aus gerne mit Regionalteams die Separat gesponsert werden und darunter liegend dann die Vereinsteams.
Es ist ein Trugschluss immer wieder zu sagen das die Vereine mehr in die Nachwuchsarbeit investieren sollen. Die Basis dafür ist eine starke Bundesliga und vor allem die 15 Nationalmannschaft. Das diese Erfolgreich spielen und einen Platz unter den ersten 20 der Welt einnehmen, dass muss das Ziel auf mittelfristiger Sicht des DRV sein. Das ist ihre Aufgabe. Passiert das, sind wir in den Medien, wir werden von Jung und Alt wahrgenommen und die Vereine bekommen automatisch Zulauf. Rugby ist der schönste Sport der Welt, aber nur Erfolg macht Spaß, vor allem für Kid`s.
Um so erstaunlicher finde ich es, das es seit Jahrzehnten nicht gelingt, in einem der wirtschaftlich größten Länder der Welt genügend Sponsoren für einen stabilen Haushalt zu finden. Aber sehr schön das z.B. die französische U 20 Nationalmannschaft mit BMW einen finanzstarken Trikot Werber hat. Ich glaube England spielte auch mal mit BMW. Nur mal so ein Beispiel. Also brauch der DRV einen Wirtschafts Spezialisten in Form eines DRV Managers.
Es tummeln sich so einige deutsche Unternehmen im europäischen Rugby, selbst die Allianz Versicherungsgruppe ist da am Start.

Sicherlich ist das alles sehr schwer umzusetzen, eine starkes neues Team an der DRV Spitze zusammenzustellen, aber es muss ein Weg gefunden werden. Und bitte dann mal eine paar stabile Jahre. Es war ja in den letzten Jahren ein Disaster. Rücktritte, Streitigkeiten bis hin zu einem Streik der Nationalspieler das den Abstieg zur Folge hatte. Es ist jetzt Genug.
Nach vorne Schauen und modern Denken.

Beste Grüße, T. Zab



Juli 08, 2019

Tobias Quick said:

2769
...
Ist denn alles zur Sprache gebracht worden? Wie sieht denn die Finanzlage aus? Vorher wurde über eine drohende Insolvenz gesprochen. Was ist damit? Wurde der Bericht von Lee vorgestellt? Wenn es wirklich einige Konflikte und Beschuldigungen gegenüber einzelnen Personen gab, sollte das nicht aufgearbeitet werden?
Alles Fragen von einem beim DRT Nichtanwesenden.
Die Entwicklung von Rugby in Deutschland muss meiner Meinung, sowohl von oben in der Leistungsspitze, als auch von unten in der Breite stattfinden. Es gibt genug Expertise und Kompetenzen in Rugbydeutschland. Dabei müssen Ressourcen und Strukturen in den Blick genommen werden und in beiden Bereichen geschaffen bzw. gewonnen werden. Wieso besinnen wir uns nicht auf unsere Stärken?
Juli 08, 2019

thoralf zab said:

938
...
Sehr lesenswert !!

https//www.welt.de/wirtschaft/article146440515/Seltsame-Ruhe-vor-dem-groessten-Spektakel-des-Jahres.html
Juli 08, 2019

Roland Welsch said:

97
Der Artikel ist zwar von 2015
hat aber nichts von seinem Inhalt verloren , leider ist das hiesige Jammertal inzwischen grösser geworden zum Vergleich zu 2015 .
Juli 08, 2019

said:

3040
gute Tipps...
wenn es nicht so absurd wäre... aber hier ist ja wirklich Sachverstand vorhanden, sowohl wie man Clubs führt, Nachwuchsarbeit macht, Rugby in Regionen verankert, bekannt macht und dann auch noch TEams auf höhere Leistungsniveaus führt. Arbeit wäre für euch genug da, nur zu, traut euch. Der DRV und alle ihm verbundenen Aktiven freuen sich auf euch.

Und nur zur Erinnerung oder falls es entgangen sein sollte: Ja 15er ist wichtig, aber das 7er Programm ist mit mehreren Millionen die Sparte, die vom DOSB gefördert wird und erfolgreich ist und sich in den letzten Jahren enorm entwickelt hat. Also bitte erst recherchieren, dann kluge Ratschläge geben.

und zu den Sponsorenvorschlägen... ach, ich lasse es, nicht der Mühe wert, die Argumentation zu berichtigen.

mit sportlichenm Grüßen

nilz

Juli 08, 2019

thoralf zab said:

938
...
@ nilz

ich habe das Thema 7´s genau aus diesem Grund nicht arwähnt. weil es ganz anders unterstützt wird und in eine ganz andere Richtung geht. Ich verfolge den Weg unsere 7´s Jungs seit Jahren und ja du hast Recht, der Weg ging kontinuierlich nach Oben. Und das ist äußerst positiv.
Ich weiß nicht warum du so abwertend und negativ schreibst. Aber die Sponsorenfrage steht seit Jahrzehnten im Raum und wurde noch nie (außer ein wenig mit Herrn Wild) gelößt. Was ist verwerflich daran sich um einen kompetenten Erfahrenen Wirtschaftsexperten zu bemühen der es evtl. schafft den DRV mit Sponsorengeldern auf gesunde Füße zu stellen? Natürlich ist es wahnsinnig schwer einen oder eine solche Person zu gewinnen, aber ohne es nachdrücklich zu versuchen, ist es nicht gut schon vorher die Flinte ins Korn zu werfen und zu sage " das klappt doch sowieso nicht".
Und als kleines Beispiel für einen Niveauausbau der Bundesliga nehme ich mal Munster, Ulster und Saracens. Ich kann mich auch sehr täuschen aber ich glaube das sind auch keine reinen Klubmannschaften sonder Provinztaems.
Also verstehe ich nicht warum du das Absurd findest. Gäbe es in Berlin/Brandenburg, Hannover, Münschen oder Hamburg um nur einige zu nennen ein übergeordnetes Team, wäre allen geholfen. Es ist doch nur legitim wenn die großen Clubs eigenständig spielen wollen wie z.B. 1880, HRK, TSV etc. die Entscheidung bleibt bei den Vereinsmannschaften. Aber somit gäbe es kein so großes Leistungsgefälle. Aber dieses umzusetzen wäre natürlich mega schwer. Das weiß ich.
Also nilz, du musst bitte meine Gedanken nicht so negativ bewerten. Dass das alles kaum umsetzbar ist weiß ich selber, aber nur der Versuch macht Klug.

In diesem Sinne
Juli 09, 2019

Matthias Hase said:

381
...
Du hast schon mitbekommen, dass der HHRV auf Initiative von Nils gemeinsam mit Nds und Berlin den RegioCup aus der Taufe gehoben hat? Eben als Fortführung der Ligareform, die sich teilweise an den von dir genannten Franchises orientiert hat. Nur gab es von den anderen LV wenig bis gar keine Antwort.

Und was immer wieder aufgebrüht wird und von keinerlei Sachkenntnis geprägt ist: Warum unterstützen deutsche Unternehmen Rugby in anderen Nationen, aber nicht in Deutschland? Weil es sich für sie nicht rechnet! Diese Unternehmen unterstützen Sportarten und Vereine/Mannschaften nicht aus Liebhaberei, sondern aus knallhartem Geschäftskalkül. Was hätte adidas davon, den DRV zu unterstützen? Die Markenabdeckung liegt hierzulande bei nahezu 100 Prozent (In Ozeanien sieht das anders au.s Daher die Koop mit der weltbesten Mannschaft, die in dieser Region beheimatet ist, um Image und Markenbotschaft zu transportieren) Rugby würde daher keine signifikante Veränderung herbeiführen. Und warum VW in Frankreich investiert? Markenabdeckung in Deutschland ähnlich wie bei adidas. Hingegen in Frankreich noch Luft nach oben. Also schnappt man sich dort eine Volkssportart, die in Deutschland höchstens Randsporart ist.

Das deutsche Rugby und seine Attraktivität spielgelt sich in dem verlinkten Text in folgenden Worten wieder: \"In Deutschland fände der Versicherungskonzern [Allianz] nur Orte wie das hessische Heusenstamm, den Schauplatz einer der letzten Niederlagen der deutschen Rugby-Nationalmannschaft. Gut 3000 Zuschauer verfolgten im Februar das Spiel im Kultur- und Sportzentrum des Städtchens.\"

Warum entsprechende Unternehmen nicht in das deutsche Rugby investieren, sollte nach der Lektüre des Textes eigentlich verständlich sein. Warum sollten Unternehmen Interesse an einer Sportart haben, die in der eigenen Community nur wenig Interesse erzeugt - siehe die Zuschauerzahlen beim jüngsten DM-Finale sowie dem Relegationsspiel. Da kann kein Wirtschaftskapitän etwas bewegen. Zumal zu hinterfragen ist, ob solche Personen einen Verband führen können, der von bottom-up und nicht von top-down geführt werden muss. das jüngste Beispiel sollte dies gezeigt haben.

Hoffe, dass das Thema Marketing von dieser Seite damit endgültig erledigt ist. Wir sollten ein paar Etagen tiefer anfangen, um die Attraktivität für mögliche Sponsoren, die zunächst aus unteren Regalen kommen würden, zu steigern. Eine gute erste Sache ist die Koop mit Gothaer und ausgewählten Spielen auf Sportdeutschland.tV. Dabei können sich die BL-Vereine und ihr Umfeld von ihrer besten Seite präsentieren.
Juli 09, 2019

thoralf zab said:

938
...
'Und genau das ist der Punkt, ganz Rugby Hamburg spielt in der Saarlandstraße. Wie viele Teams? 4 ? Wenn ihr es bündeln würdet mit HRC, Pauli, Kiel und Bremen. Wäre das doch bestimmt ein konkurenzfähiges Team für die Bundesliga. Ja klar spielt Bremen und Kiel in ihren Städten. Also noch Exils und HSV.

Und ich hasse Neinsager die es vorverurteilen. Genau das macht uns schwach. Im Vorfeld zu beurteilen, warum sollten Firmen investieren.
Weil wir es, wie du, schlechtreden. Oder uns klein machen. Also Bitte, wir sind ein sehr guter und mit Mitgliedern guter deutscher Sportverband, der Weltweit ein riesen ansehen hat. und deswegen mag ich diesen kleinkarierte und sich abduckende Haltung nicht.
Die Oktober 7`s wären ein guter Anlass uns interessant zu machen, und ....... das werden sie.
Nun mal eine interessante Frage ? Hat sich jemals ein Vorstandsmitglied bei, VW, BMW, Mercedes, Allianz, DHL usw persönlich als DRV Mitglied vorgestellt ????? Mal über Möglichkeiten einer Kooperation unterhalten? Wenn es so ist und gescheitert ist. ok. Dann wurde es wenigstens versucht.
Aber Sorry Herr Hase, genau das was du in den Raum stellst ist, warum , wieso weshalb. Und deshalb sprach ich von einer/einem Wirtschaftsmanager für unseren Verband.
Ja, alle sind einfach nur Amateure, ist leider so, um die Sache zum Rollen zu bringen brauch man einfach Profis. Da sind wir alle ehemaligen Rugbysportler zu dünn zu. Auch wenn ich seit 1994 ein kleines Bauunternehmen führe, aber für ein Arangement für unser ersten 15 reicht es leider nicht. Aber 40 Jahre gespielt und viel darüber nachgedacht. so ist es nicht. Deshalb bin ich ein sehr großer Fan von Uli Byszio und seiner konsequenten Arbeit bei 1880.

ES ist Zeit für einen Aufbruch im deutschen Rugby !!!! Auch wenn es eine Red Bull, BWW, SAP oder VW Liga usw. wird. Aber wir sollten das Potential mitnehmen und es für UNS nutzen.
Juli 09, 2019

said:

3040
...
ich freue mich auf Deine Mitarbeit, vor allem für Hamburg hast Du ja viele Ideen. Als Bauunternehmer kannst Du uns ja sicherlich auch eine Fläche in der Stadt besorgen , die wir dann als Platz ausbauen können – da nämlich sind wir wirklich etwas dünn in HH.

So viel Ahnungslosigkiet und Blödsinn aus der 2ten Reihe rauszuhauen, das bedarf schon Chuzpe und ist einfach dreist und unhöflich. Aber meinetwegen.
Juli 10, 2019

said:

3040
...
Hi Thoralf,

sorry für den Ton, der war vielleicht unangebracht.

Ich will es mal sachlich zusammenfassen, was ich für wichtig halte im Dt. Rugby. Dann wird auch klar, warum ich Deine Vorschläge so abwertend behandele, vielleicht zu Unrecht. Aber mit dem Versuch eine sachliche Grundlage zu schaffen, kann eien Diskussion auf anderer Ebene stattfinden.

Ich will das nicht zu lang gestalten, aber nach dem DRT und vielen generellen und speziellen Eindrücken aus vielen Jahren im Deutschen Rugby, hier mal ein paar Bemerkungen, die eher die Bedingungen ansprechen, unter denen einige der Wünsche verwirklicht werden könnten, die Du benennst.

Zunächst sollte man den DRV und das Clubrugby auseinanderhalten und nicht die Kritik an dem Verband (Finanzen, Präsidium, Sponsoren etc) gleichmäßig auf das Clubrugby und die Bundesliga übertragen.

- Fangen wir mit dem Clubrugby an. Hier wäre es schon mal wünschenswert, wenn die Clubs ihre Hausaufgaben machen würden, und z.B. Jugendliche ausbilden würden, die dann auch in ihren Teams spielen – und zwar viele. Es gibt momentan 2.500 Pässe (ca.) und um es zu schaffen, dass WEttbewerbe ausgespielt werden können, die 7er-Nationalspieler nicht überlebenswichtig für ihre Clubs sind usw. braucht es doppelt so viele Spieler in Deutschland (das gilt für die Frauen auf einem anderen Niveau ebenfalls, aber ich bleibe mal bei den Männern).

- Will man eine nachhaltige Entwicklung, dann darf nicht die nächste Meisterschaft der Maßstab des Erfolges sein, zu dem ich hier und da (versierte und in anderen Ländern gut ausgebildete) Spieler einkaufe und verpflichte – wobei der Profistatus nie so richtig einer ist, sondern das ganze auf Handgeldniveau betrieben wird, auch das keine Professionalisierung –, sondern ich muss den Erfolg u.a. daran messen, wieviele Spieler aus der eigenen Jugend in die Topsmannschaften finden. Gute Trainer und Schiedsrichter sind dann dafür auch wichtig, ein weiterer Punkt, der daraus folgen muss.

- Wenn hier Erfolge gelingen, dann bin ich mir sicher, werden lokale Sponsoren, wie heute bereits auch, diese Arbeit honorieren. Das Engagement der Gothaer scheint mir da ein Weg zu sein, einen neuen Weg der Popularisierung zu schaffen.

- In Deutschland arbeiten vielen Menschen ehrenamtlich für den Rugbysport. Das kann man auch mit professionellen Strukturen tun, also das Ehrenamt von Hauptamtlichen unterstützen, nicht nur bei den Trainern oder den Schein-Profis, sondern in den Clubs, in der Jugendarbeit beim und über das Rugby hinaus, bei der Orga-Arbeit in den Clubs usw. Nur mit solchen Strukturen kommen wir aus den Kreislauf des schnell ausgegebenen Geldes für 2-3 "Profis" hinaus und schaffen nachhaltig etwas, was auch den Erfolg bringt, der so gewünscht ist.

Fazit hier: Mehr Rugby in den Club, mehr Rugby in der Breite auf allen Leistungsniveaus, eine Zukunft für junge Spieler in ihren Herrenmannschaften gutes, leistungsstarkes Rugby, wenn auch erstmal "nur" als Amateure, zu spielen. Eine Professionalisierung der Clubstrukturen, mancherorts sicherlich auch der Infrastrukturen, und eine nüchternde Einschätzung, was die Stellung von Rugby im Potpurri des Deutschen Sports angeht. Das ist regional unterschiedlich, weshalb es auch mehrere Modelle zum jeweiligen Erfolg hier geben kann.

Dann nun zum DRV-Rugby – so will ich es mal nennen, weil mir ein anderer Begriff fehlt.

- Ich würde als eine Bedingung für den zukünftigen Erfolg diese Aspekte sehen:

- Nüchternheit und Ehrlichkeit in der Einschätzung, was auf welchem Feld geht. DAs sieht beim 7er ganz anders aus als beim 15er. Zum 7er sage ich nichts, da hier das meiste wohl recht gut läuft – auch wenn es immer noch Dinge zu verbessern gäbe. Und sollten mehr Rugbyspieler in den Club zur Verfügung stehen, wäre die ewige Diskussion über die Freistellungen, die den Spielplan immer so tangieren, Geschichte.

- Wir spielen jetzt wohl in der Klasse, in der wir sein sollten und die das Niveau des dt Rugby widerspiegelt. Das ist nicht ehrenrührig. Es brauch nur mal einen ordenltichen Plan, was man in und aus einer solchen Situation macht. 10 Jahre von jetzt an, wie soll sich Rugby, wo, womit und mit welchen Mitteln wohin entwickeln.

- Schluss mit dem Warten auf einen Erlöser mit dem dicken Portmonnaie, mehr Nachhaltigkeit in der Entwicklung, mehr Grips in den Plänen, weniger Eitelkeiten bei Individuen und den Clubs. Wir sind der DRV und der DRV nicht unsere Beute.

- Sponsoren: Ich halte die Wünsche nach Adidas, VW usw. für grotesk. Zwei Beispiele:
1. Wir sind Teil eines großen, erfolgreichenm Fußballclubs: FC St. Pauli. Uns ist es nicht möglich auch nur im Ansatz die Sponsoren des Profifußballs für uns so zu begeistern, das sie ihr Sponsoring auf uns erweitern würden. Und ich kann es ihnen nicht übel nehmen, wir haben nichts zu bieten, von dem, was sie suchen: mediale Aufmerksamkeit, die sich für sie lohnen würde.

2. Nehmen wir mal eine andere Sportart, die u.a. in Hamburg sehr erfolgreich ist: Hockey. Der Dt. Hockeyverband ist bei den Frauen, Männern, draußen sowie drinnen erfolgreich, Weltmeisterm, Olympiasieger, einzelne Spieler werden in Indien in den Sommerprofiligen wie Helden verehrt und entsprechend bezahlt, während sie zu Hause vor 500 Zuschauern in der BL spielen und eine Art Semi-Profi-Status haben. Alle Clubs in Hamburg haben eine eher wohlhabende Klientel, aber auch hier sind die Sponsoren auif Clubniveau lokal und national nicht die ganz großen Player.

Forderungen nach VW & Co verkennen grandios die Lage um was es im Sport geht und wo Rugby da mitmischt. Auch wenn wir als Enthusiasten und Fans meinen, Rugby sei eine Weltsportart, so ist sie es vor allem in anderen Teilen der Welt, nicht in Deutschland. Das müssen wir akzeptieren und von hier aus handeln. Rugby ist attraktiv, ohne Frage und hat auch Fans in Deutschland, aber eben eine eher kleine Fanbasis und das wird sich nur langsam ändern. Bis wir bei Handball, Baseketball o.ä. sind bedarf viel Arbeit und GEduld. Und, ich wiederhole mich, einer nüchternen Betrachtung, was wir können, was wir in Deutschland können und wie groß das Stück vom Kuchen realistischerweise sein kann, das wir noch bekommen können. Das Gequatsche von den Werten des Rugby kann ich nicht mehr hören, das trifft letztendlich auf Sport ganz allgemein auch zu, wenn man nicht irgendwas findet, was eine Geschichte erzählt die über nicht näher benannte Werte hinausgeht, die immer erwähnt, aber nie ausgeführt, geschweigedenn gelebt werden (außer es gehört dazu eine ehrenamtliche Selbstausbeutung, die wir alle in Perfektion leben.... )

Fazit und damit ich hier zum Schluss komme:
Der DRV und die Vereine brauchen einen Plan, basierend auf Nüchternheit und einem gestellten Anspruch, der durchaus hoch sein darf, siehe 7er-Rugby, aber nicht irre und verblendet.
Wir brauchen Zusammenhalt und einen langen Atem, den Willen zur Nachhaltigkeit in der Entwicklung, Mut zu neuen Entwicklungen und Versuchen, ohne das zu verlieren, was auch ich nicht besser als "Identität" bezeichnen kann.

Momentan brauchen wir einfach etwas Geduld und Entspannheit mit der Situation im Präsidium, von allen Beteiligten. Profilierungen auf Kosten anderer sind nicht angesagt und nicht zielführend.

In diesem Sinne, freue ich mich auf eine Diskussion jenseits von schlauen Sprüchen und den ewigen alten Forderungen nach den großen Sponsoren und dem dann schnellen Erfolg, mit dem doch nichts besser würde.

mit sportlichenm Grüßen

nilz (Vorsitzender der FC St. Pauli Rugbyabteilung sowie des Hamburger Rugbyverbandes)

Juli 11, 2019

Tobias Quick said:

2769
Danke Nilz
Viele wahre und ehrliche Worte. Und ich sehe immer wieder welche Expertise und Kompetenzen es im deutschen Rugby gibt, aber bei einigen nicht die Bereitschaft dies gemeinsam zu bündeln. Teilweise wird es regional gemacht, aber häufig wird lieber versucht sich das alles auf die eigene Fahne zu schreiben.
Wir könnten schon viel weiter sein, wenn wir nicht immer wieder von vorne anfangen müssten.
Juli 11, 2019

Michael Wagner said:

3968
Sehe ich auch so.
Nilz, ...zuerst mal Glückwunsch zu der Geste, sich für den Ton der Vormail zu enstschuldigen. Das wäre bei vielen Kommentaren mal angebracht.
Deinen weiteren Ausführungen stimme ich voll zu. Vielleicht würde es auch etwas bringen, sich mehr auf Clubebene überregional auszutauschen. Es gibt sicherlich in vielen Clubs engagierte Leute, die aber keine Lust auf das egositische Gehabe eniger etablierter Clubs haben.

In Aachen geht es uns nicht darum, irgendwann Deutscher Meister zu werden, unser Ziel ist vorrangig die Verbreitung des Sports in der gesamten Region Aachen (auch im grenznahen NL und B). Sponsoren finden wir über das euregionale und soziale Engagement, auch über die Nähe zu den Hochschulen. Damit können (und wollen) wir kein Profiteam finanzieren, aber es hilft in der Entwicklung ungemein.

Auch bin ich mal auf die Ideen des neuen Jugendpräsidiums gespannt, ob etwas angestossen wird, was zur Verbreitung des Jugendrugby beitragen kann. Übrigens zum Vergleich: gleich hinter der Grenze in Belgien und den Niederlanden sind die Steigerungen vor allem im Schülerbereich jedes Jahr 2-stellig. Dort werden auch vom Verband initiiert regionale Entwicklungskonzepte entwickelt und mit den Vereinen umgesetzt. Es gibt dort (kostenpflichtige) Akademien mit Entwicklungstrainern, die von Clubs/Schulen für Maßnahmen gebucht werden können (was wir sogar in Aachen nutzen).

Schöne Grüße
Michael (Jugendwart RC Aachen)
Juli 12, 2019

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