Die Regentschaft von Robin Stalker endete heute in Hannover. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.
DRV-Präsident Robin Stalker ist wie vor wenigen Tagen vermutet, beim heutigen DRT zurückgetreten. Der Neuseeländer und Ex-Adidas-Vorstand wählte heute einen nicht sonderlich eleganten Abschied und Finanz-Vize Bornhofen folgte dem Neuseeländer. Zu einer Nachfolge konnte es aber heute nicht kommen, da dies das BGB nicht zulässt. Bis zu einem baldigen ADRT steht der DRV nunmehr ohne Präsidenten und Finanzvize da.
Der König ist tot, lang lebe der König. So lautete in Frankreich jahrhundertelang die Formel beim Ableben eines Monarchen, welches erst verkündet wurde, wenn der Nachfolger ausgerufen werden konnte. Beim deutschen Rugby-Tag kam es heute nur zur Ende der Regentschaft von Robin Stalker, einen Nachfolger konnte der Rugby-Tag aus formalrechtlichen Gründen allerdings nicht bestimmen, es blieb lediglich bei der König ist tot.
Der ehemalige Adidas-Vorstand Stalker hatte vor einem Jahr an gleicher Stelle mit viel Vorschusslorbeeren den Posten des DRV-Präsidenten angetreten - heute verkündete er nach einer lapidaren und nur einen Satz langen Ankündigung per E-Mail vor wenigen Tagen auch öffentlich das Ende seiner Regentschaft. Sie ließ vieles vermissen und sein Abgang zur Mittagspause des heutigen DRTs ohne Verabschiedung kann fast schon als Metapher für seine gesamte Amtszeit gesehen werden.
Stalker hatte in einer rund fünfzehnminütigen Eröffnungsrede eine Aufarbeitung der Geschehnisse der letzten Wochen angekündigt und im Laufe seiner präparierten Bemerkungen ordentlich ausgeteilt und nur zaghaft versucht seine Bilanz aufzuhübschen. Als Verdienst rechnete sich Stalker selbst und dem vor einer Woche zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Lees an, für mehr Transparenz im Verband gesorgt zu haben.
Dass man auf der Sponsoren-Seite keine Fortschritte habe machen können sei lediglich auf die Widerstände „einiger Personen“ zurückzuführen. Insgesamt teilte Stalker mehrmals gegen nicht weiter erwähnte Führungskräfte aus, sprach sogar von systematischem Mobbing, ohne allerdings zu erklären, wen er meinte und um welche Vorgänge es sich handle. Mehrere Minuten lang elaborierte er über fehlende Trikots für die Fünfzehner-Mannschaft, eine Problematik, die laut Stalker erst durch Lees gelöst werden konnte.
All dies habe „unweigerlich dazu geführt“, dass man keine neuen Sponsoren habe an Land ziehen konnte. Im Plenum hörte Stalker auch die gesamte Siebener-Nationalmannschaft zu, die nur drei Tage vor ihrem Abflug zur Olympia-Quali nach Marseille dem DRT beiwohnte und deshalb heute morgen um 5 Uhr aus Heidelberg aufgebrochen war. Stalker mokierte, dass der DRV zu sehr das olympische Siebener fördere. Dass die Förderung ausschließlich durch Bundesmittel erfolgt, die lediglich für die olympische Variante genutzt werden darf, ließ er unerwähnt.
Insgesamt herrsche, so Stalker weiter, im Verband eine Kultur der Inkompetenz und Feindseligkeit gegenüber der Professionalisierung. Aufgrunddessen trete er nunmehr zurück. Der Schritt war erwartet worden, die Art und Weise wie er erfolgte, sorgte jedoch für Unruhe im Plenum. Stalker verabschiedete sich schließlich auch in der Mittagspause ohne vorherige Ankündigung.
Welche Konflikte es in den letzten Wochen gegeben hatte, zeigte sich direkt danach. Mehrere Rücktritte aus dem Schiedsgericht direkt danach und weitere Vorwürfe an dem Führungsstil Stalkers kamen im Plenum auf. Doch insgesamt war der Tenor, einen Schlussstrich zu ziehen und sich mit der Perspektive des Verbands zu beschäftigen.
Das große Problem ergab sich jedoch durch formalrechtliche Gegebenheiten. Denn da in der DRT-Einladung ausdrücklich erwähnt wurde, dass keine Wahlen stattfinden werden, sei eine etwaige Wahl anfechtbar. So der Rechstbeistand des DRV und auch weitere Diskussionen um eine kommissarische Lösung in der Folge führten zu keinem Ergebnis. Das designierte Führungstrio um Harald Hees, Mathias Entenmann und den bereits gestern zum DRJ-Vorsitzenden gewählten Ulrich Byszio blieb so nur sich vorzustellen, ohne jedoch formal in Amt und Würden zu sein.
Einen Dringlichkeitsantrag strenge Kostenkontrollen einzuführen, nahm der DRT nicht an. Uli Byszio hatte dem Plenum versichert, dass nun niemand mehr im Präsidium sitze, der Vorstände für 12.500 € im Monat einberufe, die man nicht finanzieren könne. Ein klarer Hinweis auf die Benennung von Kieran Lees, dessen lange kolportiertes Gehalt wohl tatsächlich eine dermaßen schwindelerregende Höhe hatte. Dafür hatte sich Lees neben der von Stalker angesprochenen Transparenz wohl auch gerne mit Details, wie dem Ausrüstungs-Lager in Heidelberg mit Material des Sponsors Macron beschäftigt.
Das neue Präsidium wird erst bei einem außerordentlichen DRT berufen, der in wenigen Wochen stattfinden wird und sich einzig und allein mit der Nachfolge von Stalker und DRV-Vize Bornhofen, der heute ebenso seinen Hut nahm, beschäftigen wird. Bis dahin befindet sich der deutsche Rugby-Verband in einer schwierigen Lage. Finanziell gebeutelt und ohne echte Führung. Immerhin bleibt das Präsidium in seiner jetzigen Besetzung beschlussfähig.
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