Gerüchten zu Folge wird DRV-Präsident Robin Stalker seinen Posten abtreten.
Das deutsche Rugby kommt momentan einfach nicht zur Ruhe. Nach dem Abstieg der Fünfzehner-Nationalmannschaft der Herren und nur eine gute Woche vor dem DRT wurde im üblicherweise gut informierten Tier-2-Rugby-Forum eine E-Mail veröffentlicht, laut der Robin Stalker seinen Rücktritt angekündigt hat. Diese sei unter anderem an die Präsidiumsmitglieder des DRV gegangen. In der nur einen Satz langen und vom Handy geschriebenen Mail äußert Stalker sein Bedauern über den Schritt, gibt aber keine weiteren Gründe für diesen an. Wir von TR arbeiten gerade daran, die Echtheit der E-Mail zu überprüfen.
Stalker hatte vor einem Jahr den DRV mit viel Vorschusslorbeeren übernommen. Der gebürtige Neuseeländer und ehemalige Adidas-Finanzvorstand hatte seine Kandidatur damals erst kurz vor dem letztjährigen DRT angekündigt und sich zum Ziel gesetzt, den Rugbysport in Deutschland bekannter zu machen. Zuletzt war aber die verbandsinterne Kritik an Stalker immer lauter geworden, gegen die er sich mit zwei offenen Briefen an die DRV-Mitglieder zur Wehr gesetzt hatte. Der Umgang mit dieser Kritik war für Stalker scheinbar ein schwieriger Schritt.
Diskussionen um Rolle der Vorstände
Einer seiner Vorgänger, Claus-Peter Bach, hatte vor wenigen Tagen sinngemäß gefordert, dass der Finanzfachmann so langsam Mal liefern müsse, vor allem in seinem angestammten Metier. Es kursierten exorbitante Zahlen über die Gehälter der DRV-Vorstände, allen voran des mittlerweile zurückgetretenen Engländers Kieran Lees, der von London aus seiner Tätigkeit nachgeht. Angesichts der nicht gerade rosigen Finanzsituation des Verbandes wurde die Kritik daran immer lauter, zumal die angestrebte Sponsoren- und Investoren-Suche dem Anschein nach nicht von Erfolg gekrönt war.
Lees hatte wie Benjamin Heine seinen Rücktritt zum 30.6. angekündigt. NRW-Leistungssportkoordinator Jörg Berndt, der auch Vorsitzender der Landesverbände ist, versuchte Lees daraufhin zum Bleiben zu bewegen. In einem im Namen der Landesverbände vefassten Brief an den Präsidenten, der auch an die Vereine ging, äußerte er die Hoffnung, dass Lees und Heine ihre Entscheidungen revidierten. Im gleichen Schreiben wurde Stalker explizit das Vertrauen ausgesprochen. Jedoch handelte es sich wohl um einen Alleingang, denn mehrere Verbände hatten dem Anfang des Monats verfassten Schreiben widersprochen.
Führungsriege seit Wochen im Zwist
Doch auch diese Vertrauensbekundung kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die Führungsriege des Verbandes befindet sich seit Wochen im offenen Konflikt miteinander, der zum Teil über die sozialen Medien ausgetragen wurde. Es haben sich offensichtlich mehrere Lager gebildet und die Mehrheitsverhältnisse schienen zuletzt unklar. Für den deutschen Rugby-Tag, der am übernächsten Wochenende stattfindet, waren deshalb sowieso intensive Diskussionen erwartet worden. Denn welchen Kurs das deutsche Rugby einschlägt, nachdem die Fünfzehner-Herren den Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten, ist momentan ebenso nebulös, wie wer beim DRV die Spitzenposition innehaben wird.
Die Verpflichtung eines teuren Trainerteams mit Mike Ford als Headcoach hatte nicht zum gewünschten sportlichen Erfolg geführt. Ob Stalker nun aber tatsächlich das Handtuch wirft, ist momentan offen. Wir versuchen die Informationen zu verifizieren. Die kommenden Tage bis zum DRT dürften interessant werden - denn dann dürfte sich entscheiden, welchen Weg das deutsche Rugby einschlagen wird. Nun wohl aber auch, wer an seiner Spitze stehen wird.
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