Steht vor seinem EM-Debüt - der Hannoveraner Stürmer Henrik Meyer. Foto (c) Perlich
Für die Siebener-Nationalmannschaft stehen anspruchsvolle Wochen bevor. Zwei EM-Turniere, beginnend mit dem Turnier in der russischen Hauptstadt, sowie das Olympia-Quali-Turnier in Colomiers. Doch genau zum ungünstigsten Zeitpunkt fehlen dem Trainerteam eine Reihe von wichtigen Stützen. Der Halbfinaleinzug bleibt dennoch das erklärte Ziel, auch um sich für die Olympia-Quali eine gute Ausgangslage zu verschaffen.
Morgen geht es für das deutsche Team in den Flieger in die russische Mega-Metropole. Wie schon in den letzten Jahren bildet das bei den meisten Spielern nicht unbedingt beliebte Turnier am Rande der russischen Hauptstadt den EM-Auftakt. Doch anders als in den letzten beiden Jahren wird das Wetter dank des späteren Termins nicht nasskalt sein, denn auch in Moskau erwartet unsere Jungs, die gerne betonen am liebsten in der Hitze zu spielen, Temperaturen von über 30 Grad.
Dass es auch auch dem Rasen des kleinen Stadions im Schatten des großen Luschniki, wo 2018 das Fußball WM-Finale und 2013 die Siebener-WM abgehalten wurden, heiß hergehen wird, steht außer Frage. Für alle Top-Teams hat das EM-Turnier noch mehr Priorität, als sonst schon - denn die Platzierungen in Moskau determiniert die Gruppen für das Olmypia-Quali-Turnier in Colomiers in drei Wochen.
Die deutsche Mannschaft profitiert zum Auftakt noch von der Vizeeuropameisterschaft des Vorjahres und hat als Gruppenkopf eine vermeintlich leichtere Gruppe. Am Samstag geht es erst gegen Polen, dann Wales und zuletzt Portugal. Der Rekordeuropameister kann durchaus ein unangenehmer Gegner sein, wie sie beispielsweise beim Sieg über unsere Jungs letztes Jahr in Exeter gezeigt haben.
Noch gefährlicher dürfte die walisische Mannschaft werden, die in den letzten Jahren immer eine Mischung aus World-Series-Stammspielern und Ergänzungskräften in Moskau angereist war, aber dann in Exeter den vollen World-Series-Kader gespielt hat. Obwohl es für die Waliser nicht um die Olympia-Quali geht, da England für das Team GB als designiertes Team antritt, sind bereits in Moskau alle namhaften Waliser um Kapitän Luke Treharne am Start.
Da kommt es aus deutscher Sicht äußerst ungelegen, dass mit Sebastian Fromm (Schulter), Sam Rainger (Syndemoseband), Robert Haase (Rückenbeschwerden), Leon Hees (Achillessehne), Zani Dembele (Fuß) und Marvin Dieckmann (Knie) ein halber Kader ausfällt und die Spieler ohne deutschen Pass - Claude Brechenmacher, Jarrod Saul, John Dawe - in der Olympia-Quali nicht auflaufen dürfen.
Doch auch wenn einige prominente Namen fehlen, die Arbeit an der Tiefe des Wolfpack-Kaders in den letzten Jahren macht sich bemerkbar. Die Mischung stimmt auf den ersten Blick: Routiniers wie Biniak, Buckman, Heimpel, Himmer und Soteras Merz werden ergänzt durch jüngere Kräfte wie Ben Ellermann und EM-Debütant Henrik Meyer von Germania List.
So erklärt Co-Trainer Clemens von Grumbkow im Gespräch mit TR auch, dass man im Camp nicht in der Lage gewesen sei, alles abzudecken. Dennoch wird gerade das Traininswochenende mit Testspielen gegen die Hessenauswahl vor fünf Tagen positiv bewertet. Seitdem mussten die Wolfpack-Spieler Dienstag und Mittwoch jeweils zwei Trainingseinheiten absolvieren und hatten heute ihren Ruhetag.
Mit Blick auf den Kader erklärt von Grumbkow: „Die vielen Verletzungen haben immerhin die Nominierung etwas einfacher gemacht.“ Kilian Bendjaballah, der Deutsch-Franzose und Profi bei Oyonnax, sei derweil noch nicht bereit für einen Einsatz, könne aber für Colomiers durchaus ein Kandidat sein. Der Dritte-Reihe-Stürmer, der bereits im Challenge Cup zum Einsatz kam, war Teil des deutschen Teams, das in Tours die Howard Hinton Sevens für sich entschieden hatte.
In Colomiers dürfte dann auch Manasah Sita für Deutschland auflaufen, was in Moskau noch nicht möglich ist. Trotz seiner Einsätze für das Nationalteam Simbabwes, die ihm bisher den Weg ins Wolfpack versperrt haben, kann der seit knapp 10 Jahren in Deutschland lebende und mittlerweile eingebürgerte Siebener-Routinier durch das sogenannte Olympia-Schlupfloch für Deutschland auflaufen.
Bis dahin dürfte sich das Lazarett hoffentlich auch ein wenig geleert haben. Doch zuerst gilt es an diesem Wochenende sich eine gute Ausgangsposition für Colomiers zu schaffen. Immerhin stehen in Moskau auch Hongkong 2020 und der Platz als Gast-Team bei der World Series in London und Paris als bestes Kontinentalteam auf dem Spiel.
Ankickzeiten (deutsche Zeit)
10:44 Deutschland - Polen
13:29 Deutschland - Wales
16:14 Deutschland - Portugal
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