Bilder aus besseren Zeiten: 2016 war der SCN noch Pokalsieger. Morgen soll der erste Schritt zurück zu altem Glanz erfolgen.
Auch im Rugby-Unterhaus ist Saison seit zwei Wochen beendet. Für acht Teams geht es jedoch noch weiter - der Aufstieg in Deutschlands Elite-Klasse winkt. Im Südwesten gibt es mit dem SC Neuenheim einen haushohen Favoriten, dessen Rückkehr ins Oberhaus vorgezeichnet scheint. Aber dahinter ist das Rennen um den Platz im Relegationsspiel im Südwesten offen. Im Nordosten dürften die beiden Hannoveraner Klubs favorisiert sein, ihnen stehen aber motivierte Gegner aus der Ost-Staffel gegenüber.
TGS Hausen - RC Rottweil Samstag 1. Juni, 15 Uhr
Für Hausen ist das Ziel seit einigen Jahren der Aufstieg ins Rugby-Oberhaus. Als dann dritter Bundesliga-Klub im Rhein-Main-Gebiet - welcher Zeitpunkt wäre da passender, als das 20. Vereinsjubiläum, das die TGS in diesem Jahr begeht. Spielertrainer Tobias Appelt war für die Löwen extra aus dem Oberhaus von Heusenstamm in die Liga zwei gewechselt, um mit ihnen den Aufstieg zu schaffen. Gegenüber der Offenbach-Post erklärt der Kreativ-Spieler der Löwen: „Das wäre natürlich geil, passend, auf den Punkt!“
Nach einer überragenden Saison in der Weststaffel waren die Löwen nur einen Zähler von der Maximalausbeute entfernt. Alle Spiele konnten mehr oder minder deutlich gewonnen werden und nur ein Mal reichte es nicht zum Offensiv-Bonus. Jetzt geht es also für die Löwen in den Playoffs weiter, zum dritten Mal in Folge. Die Erfahrung aus den Vorjahren will man bei der TGS nutzen, um endlich den erhofften Sprung zu schaffen.
Im Sturm wollen die Hausener ihr Übergewicht ausspielen
Doch die Hausener haben dabei einen unangenehmen Gegner zu Gast. Der RC Rottweil konnte im Süden eine mehr als solide Runde spielen und im Frühjahr die Münchner StuSta, noch im Vorjahr Staffelsieger Süd, von Rang zwei stoßen. Der direkte Vergleich mit den Münchnern ging 31:22 and die Gelb-Schwarzen und selbst gegen den übermächtigen SC Neuenheim zog sich Rottweil achtbar aus der Affäre.
Das Team von Trainer Gustavo Lopez hat es ebenso auf den Abstieg abgesehen, nachdem man im Vorjahr wie die StuSta auch an Luxemburg gescheitert war. Der Coach selbst erklärt dem Schwarzwälder Boten: „"Wir hoffen, dass wir dieses Halbfinale offen gestalten und als Mannschaft geschlossen agieren, mit nicht zu vielen Einzelaktionen. Wir müssen darauf achten bei den TGS-Angriffen früh am Mann zu sein, eine Schwächeperiode können wir uns nicht leisten.“
Um die Sturmstärke der Hausener weiß man auch in Rottweil und will die schweren Männer der TGS aus dem Spiel nehmen und viel Druck auf Spielmacher Apelt machen. Lopez vertraut seinen Männern voll und glaubt an die Chance in Hausen: „Wir haben zum Finale 22 höchst motivierte und engagierte Spieler, das Training war in den letzten Wochen äußerst positiv und hat viel Spaß gemacht."
SC Neuenheim - RC Aachen Samstag 1. Juni, 16 Uhr
Das Neuenheim kein durchschnittlicher Zweitligist ist, verrät nicht nur ein Blick auf die Tabelle. Doch gerade dort manifestiert sich die Dominanz ganz besonders: 14 Spiele, die Maximalausbeute von 70 Punkten und eine Differenz von sage und schreibe +1104 Zählern. Dass der neunmalige deutsche Meister nichts ins Unterhaus gehört, dürften selbst Rugby-Fans bestätigen, die den Königsblauen nicht wohlgesonnen sind. Der Traditionsklub blickt auf 115 Jahre ovale Geschichte zurück und war noch vor drei Jahren DRV-Pokalsieger.
Nach dem Abstieg vor knapp einem Jahr wurden beim SCN schließlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit der Nord-Heidelberger wieder zurück zu altem Glanz findet. Zu aller erst wurde ein neues Trainer-Team verpflichtet, das kaum hätte prominenter sein können: Rekord-Fünfzehner-Nationalspieler und einstiger Kapitän der schwarzen Adler Alexander Widiker, sowie Clemens von Grumbkow, der beide Nationalteams des DRV als Kapitän aufs Feld führen durfte.
Auch gegen Aachen wird der SCN einen tollen Kader mit zahlreichen nationalmannschaftserfahrenen Akteuren aufbieten
Dazu wurde den neuen Trainern ein großartiger Kader zur Verfügung gestellt, der den sofortigen Wiederaufstieg schaffen sollte. Stars wie Pforzheims Oli Paine, Samj Harris, Luke Wakefield und Manasah Sita, Frankfurts Senzo Ngubane, oder der aus dem Rugby-Ruhestand zurückgekehrte Benjamin Danso machen Neuenheim zur absoluten Übermannschaft der zweiten Liga. Der Aufstieg ist trotz noch zwei aussehender Spiele quasi Formsache.
Trainer Clemens von Grumbkow erläutert gegenüber TR: „Wir hatten die Saison über in Liga 2 die Möglichkeit einen Neuanfang zu machen, uns eine neue Basis zu schaffen. Wir konnten auch durchaus Mal experimentieren mit neuen Spielern. Unsere Teamkultur ohne Druck aufbauen. Aber so langsam sind die Jungs jetzt heiß darauf den Aufstieg klarzumachen und sich auch mit anderen Gegnern zu messen, um zu sehen, ob wir auch mit denen mithalten können.“
Beim RC Aachen, der im Westen Platz zwei hinter den Hausenern sicherte, ist man sich der Stärke Neuenheims bewusst und reist mit Respekt an den Museumsplatz der Romantik-Stadt Heidelberg. Trainer Frank Bronneberg erklärt im Gespräch mit TR: „Für uns ist der SCN der Favorit. Sie sind ein sehr gutes Team, haben gute Trainer und ein gutes Umfeld. Wir sehen uns nicht als der Titelkandidat. Leider haben wir zu viele verletzte Spieler in der kompletten Rückrunde gehabt und vor allem nach unserem letzten Spiel in Düsseldorf.“
Dennoch versprechen die Aachener, die vor allem über ihre mannschaftliche Geschlossenheit kommen, in Neuenheim alles in die Waagschale zu werfen, um aus dem Relegationsspiel für alle Beteiligten eine großartige Sache zu machen.
SG Odin/Döhren - Veltener RC Samstag 1. Juni, 15 Uhr
Die Nordstaffel des Rugby-Unterhauses hatte nach dem Rückzug der Kieler nur noch vier Teams. Der Kampf um die Spitze lief auf einen Zweikampf zwischen der Hannoveraner SG und dem Rekordmeister Victoria Linden hinaus. Schlussendlich mit dem besseren Ende für die SG, die sich im direkten Duell gegen den Hannoveraner Konkurrenten mit 39:22 durchsetzen konnte.
Nun will Odin/Döhren nach nur einer Zweitliga-Saison den direkten Wiederaufstieg ins Oberhaus klarmachen. SG-Trainer Antonio Carvahlo betont, dass die Stimmung in Reihen der SG positiv sei, man aber nicht unbedingt als Favorit in diese Partie gehe. Als Nachteil betrachtet man, dass die Brandenburger Gegner in dieser Saison deutlich mehr Spielpraxis hatten, als man selbst.
Velten tritt in Hannover wohl als Underdog an
Immerhin kann die SG mit dem Rückenwind aus dem Spitzenspiel gegen Victoria in diese Partie gehen und wird mit fast unveränderter Aufstellung antreten. Velten hatte zuletzt drei Siege verbucht, aber im direkten Duell mit dem Berliner SV mit 7:19 knapp verloren. Deshalb müssen die Brandenburger nun den schweren Gang nach Hannover angehen.
Berliner SV 92 - Viktoria Linden Samstag 1. Juni, 15 Uhr
Seit dem Abstieg 2017 ist das Ziel beim Rekordmeister Viktoria Linden klar: Der Hannoveraner Traditionsklub will endlich wieder ins Oberhaus. Im letzten Sommer waren die Zebras hauchdünn an den Berliner Grizzlies gescheitert und die Niederlage gegen Odin im Nord-Spitzenspiel bedeutet, dass es für Viktoria nach Berlin geht. Aber an den SV 92 hat man bei Viktoria gute Erinnerungen - bereits letztes Jahr gab es diese Paarung, mit dem klar besseren Ende für Schwarz-Weiß. 45:7 ging Linden damals siegreich vom Platz.
Die Ostmeisterschaft konnte der Berliner SV 92 schon vor sechs Wochen feiern, jetzt winkt das Oberhaus
Die Berliner Gastgeber hatten ihre Saison in der Oststaffel bereits vor einem Monat mit einer deftigen 7:30 Klatsche im Derby gegen den BRC II beendet, aber bereits im Wissen, dass man die Ost-Staffel als Sieger abschließen wird. Nachdem gegen die Zweitvertretung des BRC Personalknappheit herrscht, wird die vierte Kraft im Berliner Rugby nun gegen Linden versuchen den ersten von zwei Schritten Richtung Oberhaus zu machen. Immerhin winken dem SV gleich drei Derbys pro Halbserie in der Hauptstadt.
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