Duell in Hürth der RSV Köln (links Kapitänin Kleine-Grefe) fordert den Titelverteidiger SCN (rechts Kapitänin Elisa Trick) heraus. Foto (c) Santarelli
Der Rekordmeister trifft auf den Herausforderer aus der Domstadt, Köln will quasi daheim den SCN entthronen. Das Finale der deutschen Frauen-Meisterschaft findet übermorgen und damit ausgerechnet am Männertag statt, auf der Anlage des RC Hürth. Nachdem die Kölnerinnen den SCN in der Rückrunde erstmals seit langem eine Niederlage zufügen konnten verspricht dieses Duell viel Spannung.
Sollte es zur erfolgreichen Titelverteidigung des SCN kommen, wäre es für die Neuenheimer nicht der erste Triumph in Hürth. Bereits 1995 richtete der RCH das Finale um die deutsche Meisterschaft aus. Damals jedoch die der Herren, mit dem besseren Ende für den SCN, der den Rekordmeister Victoria Linden vor damals 1500 Zuschauern bezwingen konnte. Im gleichen Jahr musste sich die Frauen-Mannschaft im erst dritten Bundesliga-Endspiel der Frauen dem FC St. Pauli geschlagen geben.
Angesichts der unglaublichen Dominanz der Neuenheimerinnen in den letzten Jahren, wäre die Titelverteidigung keine Überraschung. In den letzten beiden Endspielen hatte es in Heidelberg exakt die gleiche Paarung gegeben, jeweils klar mit dem besseren Ende für die Neuenheimerinnen. Doch der 10:5 Sieg der Kölnerinnen beim letzten regulären Saisonspiel, mit dem der RSV erstmals die SCN-Dominanz brechen konnte, ändert die Ausgangslage.
SCN-Coach Trick: "Es gibt keinen klaren Favoriten"
SCN-Coach Markus Trick jedenfalls vermag keinen Favoriten zu erkennen und erklärt gegenüber TR: „Einen klaren Favoriten gibt es nach den Saisonergebnissen wohl nicht. Ich glaube aber an die Stärke unseres Teams - gerade auch in Finalspielen - und weiß, dass wir im Vergleich zur Niederlage in Köln nachlegen können.“ Jedoch erwartet Trick von seinen Damen, dass sie „disziplinierter und konzentrierter“ spielen, als bei der Niederlage Anfang April.
Seitdem habe man sehr intensiv gearbeitet, um die handwerklichen Fehler abzustellen. Vor allem die Verteidigung, Gasse und die generelle Defensiv-Arbeit seien in Angriff genommen worden, wie vom SCN zu hören ist. Mit England-Rückkehrerin Leonie Hollstein und Steffi Gruber kehren zwei wichtige Stützen zurück in den Kader, lediglich bei Stürmerin Monica Yee steht hinter ihrem Einsatz ein Fragezeichen.
Auch wegen der vermeintlich besseren Tiefe im Kader glaubt man beim SCN an die eigene Chance, Coach Trick insistiert: „Wenn wir im Kollektiv zusammenspielen sind wir nicht schlagbar.“
Im Halbfinale hatte der SCN die deutlich leichtere Aufgabe und zog locker ins Endspiel ein
Für die Kölnerinnen wird das Finale zwar kein Heimspiel - der heimische Rugby-Park ist gute 6 Kilometer vom Hürther Rugby-Center entfernt. Aber dennoch ist Hürth aus Kölner Sicht ein besonderes Pflaster. So wurde der RC Hürth von abtrünnigen Spielern des damaligen ASV Köln gegründet und lange Jahre war das Duell Hürth-Köln hart umkämpft - wenn die Kölner Damen nun hier ihre erste Meisterschaft im Fünfzehner einfahren würden, wäre das bemerkenswert.
Kapitän Dana Kleine Grefe jedenfalls glaubt an die Chancen ihrer Mannschaft. Das enge Hinspiel in Neuenheim, bei dem man nur mit drei Zählern verloren hatte, sowie der Rückspielsieg „haben Hoffnung gegeben“. Weiterhin betont die Spielmacherin der Kölschen Mädcher: „Wir sind positiv gestimmt, können es auf jeden Fall packen und hatten noch nie eine so große Chance auf den Titel - wir sind hochmotiviert!“
RSV-Kapitänin Kleine-Grefe: "Die engen Spiele haben uns zusammengeschweißt"
Co-Trainer Morne Laubscher pflichtet der RSV-Verbinderin bei: „Es hat uns definitiv geholfen mental besser vorbereitet zu sein, über diese Hürde gekommen zu sein, nachdem wir vorher immer gegen den SCN unterlegen waren.“ Die Marschroute ist für den aktuellen Fünfzehner-Nationalspieler der Herren klar: „Geduldig sein, das zu kontrollieren, was wir können und bis zur letzten Sekunde kämpfen.“
Wo man sich bei den Kölner im Vorteil sieht, ist ausgerechnet beim Weg ins Finale. Während der SCN gegen geschwächte Pauli-Damen im Halbfinale einen Spaziergang ins Endspiel hatte, musste der RSV beim 19:12 Sieg gegen den HRK bis zur allerletzten Sekunde kämpfen. Kapitänin Kleine-Grefe sieht es als Faktor, der dafür gesorgt habe, dass alle konzentriert weitergearbeitet haben. Und mit Blick das Spiel gegen den HRK und auf den Saisonverlauf ergänzt sie: „Diese engen Spiele haben uns im Laufe der Saison immer weiter zusammengeschweißt.“
Der Ankick im Hürther Rugby-Center in Kendenich erfolgt um 15 Uhr und der Eintritt für Erwachsene beträgt 5€. Nachdem zum Halbfinale in Köln bereits gut 300 Zuschauer zugegen waren, dürfte auch am Donnerstag in Hürth viel los sein. TR wird einen Liveticker bieten und ausführlich von vor Ort berichten.
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