Beide 7er-Nationalteams des DRV blicken Richtung Tokio. Die Chancen darauf stehen unterschiedlich. Foto (c) Perlich
Noch genau 60 Tage sind es, bis beide Siebener-Nationalmannschaften des DRV ihre Chance bekommen, sich für Olympia in Tokio zu qualifizieren. Während die Damen-Mannschaft sich erst über die EM-Trophy-Turniere für ihr Quali-Chance in Kazan qualifizieren müssen, hat das Wolfpack sein Ticket für das Turnier in Toulouse schon sicher.
Für die Siebener-Herren ging es nach langer Pause, die den Spielern seit den Hong Kong 7s gegeben wurde, Anfang letzter Woche wieder los. Die hochgesteckten Ziele des Teams sind klar: Die EM, die Olympiaquali und schließlich die Oktoberfest 7s im September. Das Trainerteam hatte dem Team dieses Mal auch deshalb eine längere Pause gegönnt, um sich nicht nur körperlich und mental von den Strapazen zu erholen, sondern auch den Hunger in sich auf Rugby und Erfolge wiederzufinden.
Coach Vuyo Zangqa sieht seine Jungs in einer besseren Ausgangslage, als im Jahr zuvor, als das Hongkong-Aus gegen Japan deutlich schwieriger zu verdauen gewesen sei. Direkt zum Auftakt, so der Südafrikaner, habe man mit allen Spielern Einzelgespräche geführt. Die ersten Trainingstage hätten kaum besser verlaufen können. Angesichts der anstehenden Aufgaben könnte die Motivation kaum größer sein im Kader.
Für eine Reihe von Spielern, die alle mit Ausnahme von Robert Haase nicht in Hongkong gespielt haben, ging es am vergangenen Wochenende zu den Stanislas 7s nach Nancy. Am Ende sprang ein dritter Platz für das in letzter Minute durch Verletzungen durcheinandergewirbelte Team heraus. Dabei wäre durchaus mehr drin gewesen, so zumindest die Überzeugung im Trainerteam.
Doch der Blick im DRV-Camp richtet sich natürlich schon weiter nach vorne. In einem Trainingslager an diesem Wochenende bekommen alle Spieler die Chance sich für das nächste Vorbereitungsturnier, die Howard Hinton 7s im französischen Tours, zu empfehlen. Dort dürfte schon eine DRV-Mannschaft auflaufen, die der beim EM-Auftakt in Moskau ähneln dürfte.
In Tours wartet am 23. bis 25. Mai mit den New Zealand Select beispielsweise schon die B-Mannschaft Neuseelands in der Turnier-Gruppenphase, die im Normalfall einige Spieler World-Series-Erfahrung enthalten dürfte, auf das deutsche Team. Außerdem Development-Teams von Russland Frankreich Nach dem Turnier in Tours sind es dann genau vier intensive Trainingswochen bis zum ersten EM-Turnier in Moskau.
Dem GPS-Turnier in der russischen Hauptstadt kommt in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu, da das Ergebnis von Moskau die Setzliste für die Olympia-Quali festlegt. Sollten unsere Jungs also beispielsweise den zweiten Platz des Vorjahres wiederholen, würden in der Gruppenphase des Olympia-Qualiturniers in Colomiers (bei Toulouse) vermeintlich einfachere Gegner warten. In Moskau stehen die Gruppengegner derweil schon fest: Portugal, Polen und Wales.
Das deutsche Team in Nancy: Lediglich Robert Haase war bereits in Hongkong im Einsatz
„Es wird eine massive Herausforderung, aber unsere Jungs sind heiß darauf“, so Zangqa mit Blick auf das am 13. und 14. Juli stattfindende Qualiturnier für die Spiele in Tokio. Gleichwohl sei man sich auch der massiven Konkurrenz bewusst. Da England wahrscheinlich nicht mehr den Sprung unter die Top 4 der laufenden World-Series-Saison schaffen wird, kommen die Engländer auch auf die illustre Liste der deutschen Konkurrenz, die bereits Frankreich, Spanien, Irland und Russland enthält.
Nur der Toulouse-Sieger wird das direkte Tokio-Ticket lösen, zwei weitere Teams erhalten eine weitere Chance beim globalen Repechage-Turnier. Genau dorthin hatte es das DRV-Team 2016 geschafft und war in Monaco nicht weit von der Sensation entfernt. Aus deutscher Sicht bleibt zu hoffen, dass Heimpel, Himmer, Rainger und Co. beim zweiten Anlauf einen Schritt weiter kommen werden.
Damen nach Nancy optimistisch
Etwas anders gestaltet sich die Ausgangslage bei der Siebener-Mannschaft der Damen. Das in dieser Saison von Rafael Pyrasch und Max Pietrek betreute Team muss sich erst über Budapest und Lissabon für die Olympia-Quali in Kazan qualifizieren. Denn nur die GPS-Teams sind automatisch beim Turnier im fernen Osten dabei und nach dem Abstieg letztes Jahr heißt es für unsere Damen sich in der zweitklassige Trophy zu beweisen.
Ein Finish unter den beiden besten Teams würde nicht nur den Wiederaufstieg bedeuten, sondern auch die Chance auf Tokio. Beide Coaches zeigen sich dahingehend optimistisch, auch wenn es zuletzt zwei Mal knappe Niederlagen gegen Haupt-Konkurrent Schweden gab, weshalb es eine schwere Aufgabe werde - so der Konsens im Trainerteam. Darunter war zuletzt auch eine Pleite in der Gruppenphase von Nancy, wo das Damen-Team es immerhin ins Halbfinale geschafft hat. Verletzungen und am Ende nur noch eine Spielerin auf der Bank verhinderten ein besseres Ergebnis.
Pyrasch lobt im Gespräch mit TR die „professionelle Einstellung“ der Mannschaft, die momentan viel Input zu verarbeiten habe. Das größte Hindernis sei momentan aber die fehlende Kadertiefe in der Spitze, so die Einschätzung Pyraschs. Er könne nur alle ambitionierten Spielerinnen mit Ambitionen auf die Nationalmannschaft dazu einladen, an den Stützpunkten zu trainieren. Max Pietrek sieht das Damen-Team derweil ebenso gut vorbereitet und betont ebenso seinen Optimismus in Sachen direkter Wiederaufstieg in die Grand Prix Series.
Dass die Chancen auf die Olympia-Quali gegen die etablierten europäischen Top-Teams in Kasan jedoch für das junge deutsche Team noch zu früh kommt, dürfte jedem klar sein. Da sind beispielsweise die Gastgeberinnen, sowie England, Frankreich, Irland und Frankreich nicht nur favorisiert, sondern spielen aktuell noch in einer anderen Liga. Für die deutschen Damen wäre es dennoch eine wichtige Erfahrung, auch mit Blick auf den nächsten Olympia-Zyklus.
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