Am kämpferischen Einsatz hat es nicht gelegen, Russland war dem deutschen Team überlegen. Foto (c) Fernando Fath
Es war nach 80 Minuten ein sicherlich verdienter Sieg der russischen Gäste. Die in blau spielenden Damen aus dem Osten Europas waren über weite Phasen des Spiels überlegen - das Geschehen spielte sich über weite Teile in der deutschen Hälfte ab, der Ballbesitz war meist bei den Russen und am Ende hatten sie auch mehr Chancen zu Versuchen. Doch die junge deutsche Mannschaft hielt bravourös dagegen, zeigte eine hervorragende Defensiv-Leistung. Auch wenn es am Ende klar nicht gereicht hat, kann man auf dieses Spiel aufbauen. Wo das geschehen wird, steht noch nicht fest, aber Rugby Europe hat heute vermeldet, dass die Besetzung der Ligen nicht verändert wird.
Bei gut 7 Grad zum Anpfiff werden sich selbst die Russinnen, die zum Großteil ihrem Rugby-Handwerk im über 6.000 km von Bonn entfernten sibirischen Krasnojarsk nachgehen, nicht sonderlich wohl gefühlt haben - ist es doch gerade im fernen Osten des Riesen-Reiches gerade 10 Grad wärmer, als heute in Bonn. Aber den in Blau spielenden Russinnen schienen die Bedingungen anfangs deutlich besser zu liegen. Die ersten zwanzig Minuten gehörten klar den Gästen. An den Kontaktpunkten deutlich aggressiver, in der Verteidigung blitzschnell aufrückend und in der Offensive, wie erwartet, zumindest Anfangs eher sturmlastig.
So schien der erste Versuch der Gäste in den Auftaktminuten eher eine Frage des wann und nicht des ob zu sein und tatsächlich dauerte es lediglich zehn Minuten bis Russland das erste Mal zuschlug. Der Gäste-Sturm brachte Blau bis in die Nähe der Linie, wo die Zweite-Reihe-Stürmerin Aschura Achmedova sich aus kurzer Distanz über die Linie wuchten konnte. Die Erhöhung segelte daneben, so dass dieser Versuch aus deutscher Sicht nur ein Warnschuss war. Und tatsächlich fand das deutsche Team in der Folge ins Spiel: Mehr und mehr kam die Heim-Mannschaft mit dem russischen Spiel klar, Friederike Löhr setzte den ersten knallharten Hit und in der Folge hielt das deutsche Team für 55 Minuten das eigene Malfeld sauber.
Freilich waren die Angriffs-Versuche des deutschen Teams nie derart zwingend - unter zu viel Druck war Verbinderin Vivian Bahlmann, wenn sie das Leder von Gederängehalb Pora erhielt. Die wiederum hatte mit den unsauberen Rucks zu kämpfen, denn die Russinnen nutzten die lockere Linie der Schiedsrichterin, um die Bälle in den Offenen möglichst unsauber zu machen. Deutschland insistierte und versuchte es dennoch mit den Händen, auch wenn der weite Kick eventuell eine Option hätte sein können. Zwei Mal gelang es dem deutschen Team so an der russischen Blitzdefensive vorbei auf den Außenbahnen Meter zu machen.
Erste Reaktionen aus dem deutschen Team nach dem Abpfiff
Noch besser funktionierten die zahlreichen schnell angespielten Bälle. Deutschlands Achter Elisa Trick machte unermüdlich harte Meter im Kontakt - nur leider war die Unterstützung oftmals zu spät dran, so dass die Russinnen zu zahlreichen Turnovern kamen. Die Strafkicks schnell anzuspielen war dennoch die richtige Option - zu unsicher war das deutsche Team bei den Standards und zu wenig Raumgewinn konnte Verbinderin Bahlmann bei böigem Wind mit ihren Kicks herausholen. Bis zur 65. Minute schien ein Sieg weiter möglich - die heroische Defensive hielt unsere Damen im Spiel, gleich drei Mal konnten sie die Russinnen im Malfeld hochhalten und jedes Mal darauf den Kopf aus der Schlinge ziehen. Doch dazu hätten in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs Punkte für Deutschland fallen müssen.
So übernahmen die Gäste in der Schlussphase wieder endgültig das Zepter und entschieden das Spiel endgültig für sich. Mit ihren Siebener-Assen, die Erfahrung auf der World Series haben, kamen sie zu zwei weiteren Versuchen. Bankerova und Perestyak besiegelten das deutsche Schicksal - jeweils nach Durchbrüchen und drückender Offensive legten die beiden schnellen Siebener-Spielerinnen die beiden Versuche zum 10:0 und 17:0 - Deutschland hatte am Ende nicht mehr die Körner, um einen Konter zu fahren. Erst mit der allerletzten Aktion konnte Deutschland den Ehrenversuch erzielen und das in Unterzahl. Während Elisa Trick auf dem Feld behandelt wurde, brachte die eingewechselte Anja Czajka das deutsche Team in die 22. Dort konnte die junge Außenspielerin Amelie Harris zum 5:20 verkürzen.
Doch der Kontinentalverband Rugby Europe hatte für das Team und die Verantwortlichen noch eine Überraschung parat. Nachdem man im Trainerstab davon ausgegangen war, dass man mit dieser Liga in die zweitklassige Trophy abgestiegen sei, hat Rugby Europe verkündet, dass niemand absteigen werde. Zu groß seien die Leistungsunterschiede, so dass man 2020 mit unveränderten Staffeln spielen werde. Für das sehr junge deutsche Team eine Chance weiter zusammenzuwachsen und im kommenden Jahr eine bessere Rolle zu spielen. Das Potenzial und Talent sind zweifelsohne vorhanden und wie man heute sehen konnte auch der Wille.
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