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Unruhe im Unterhaus: Zwei Teams ziehen sich während der Saison aus Liga 2 zurück
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 23. April 2019

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Mit den Kieler Adlern und Grashof Essen mussten zwei Teams den bitteren Gang aus der Liga zwei antreten.

Knapp sieben Jahre nach der ersten großen Ligareform und vier nach der sogenannten Reform der Ligareform hat sich zumindest im Rugby-Oberhaus der Spielbetrieb unter Deutschlands 16 besten Klubs weitestgehend eingependelt. Doch darunter bröckelt es, trotz weiterhin steigender Mitgliederzahlen beim DRV, zusehends. In den letzten Wochen haben sich mit Kiel und Essen gleich zwei Klubs aus dem Spielbetrieb zurückgezogen, nachdem letzten Sommer bereits mit Potsdam ein Traditions-Standort sein Team zurückgezogen hatte Damit spielen aktuell nur 24 Teams in den vier Staffeln der zweiten Bundesliga, acht weniger als die angedachte Sollstärke. Lediglich im Süden spielen aktuell die acht vorgesehenen Teams in Liga zwei.

Gerade im Norden, wo aktuell nur noch vier Teams die dortige Staffel des Unterhauses bilden, schränkt dies den Spielbetrieb erheblich ein und bereitet den Sieger und potenziellen Aufsteiger nur unzureichend auf den harten Alltag im Rugby-Oberhaus vor. Bereits zu Beginn der Saison waren hier nur fünf Teams am Start und seit dem Rückzug der Kieler Adler sind es gar nur noch vier.

Bei den Kieler Adlern sah es vor nicht ein Mal ganz drei Jahren noch deutlich rosiger aus, als die Rugger von der Förde in der Relegation um den Aufstieg ins Rugby-Oberhaus standen. Sportlich ging es seitdem leider stetig bergab: Seit knapp zwei Jahren konnte Kiel kein Spiel in Liga zwei mehr gewinnen und so vollzogen die Adler nun den „längst überfälligen Rückzug“, wie Trainer Daniel Michel die Situation gegenüber TR erläutert.

Denn eigentlich hatte man nach acht Abgängen von Leistungsträgern im Sommer sowieso den Neuanfang in der Regionalliga wagen wollen, sei aber von den anderen Teams „bekniet“ worden, den Spielbetrieb doch noch zu ermöglichen und ein weiteres Jahr in Liga zwei dranzuhängen.

„Wir haben also versucht diese Mammutaufgabe zu stemmen, fanden jedoch sehr schnell heraus, dass wir nur als Kanonenfutter dienen würden diese Saison“, wie Kiels Coach Michel weiter erklärt. Bei den erfahrenen Spielern habe sich mehr und mehr Frust eingeschlichen, was zu Abgängen und geringerer Trainingsbeteiligung geführt habe. Die Spielerbasis sei dadurch „immer überschaubarer“ geworden - da konnten den Kielern auch zahlreiche neu angeworbene Spieler nicht weiter helfen.

Zwei harte und physische Spiele nach der schier endlos langen Winterpause gegen Bremen 1860 und Odin/Döhren, die beide verloren gingen, hätten dann ihr Übriges gegeben. Weitere Verletzungen und ein mehr und mehr demotivierter Kader - Kiel zog die Konsequenzen und sich mit zwei ausstehenden Spielen aus dem Unterhaus zurück.

Auch im Westen läuft es nicht rund

Der Rückzug der Ruhrpott-Rugger aus Essen, dem Grashof RFC dagegen, erfolgte nicht freiwillig. Die Männer aus der Ruhr-Metropole hatten seit 2016 ihre sportliche Heimat in der West-Staffel der zweiten Bundesliga. Der Verein war erst 2007 aus einer Schul-AG entstanden und hatte sich jahrelang prächtig entwickelt - doch zuletzt wurde der Kader, wie Vereins-Präsident Frank Haberland im Gespräch mit TR bestätigt, immer kleiner.

Die Spieler-Fluktuation im Verein sei einfach zu groß gewesen und nicht immer habe man Spieler-Verluste adäquat ausgleichen können. Dazu habe man traditionell viele Schicht-Arbeiter und Polizisten im Kader, zudem zuletzt Probleme mit Verletzten, weswegen man in dieser Saison zwei Spiele absagen musste und mit dem Zwangsabstieg bestraft wurde. Dabei hatten die Essener sportlich zumindest mit den Teams in der unteren Tabellenhälfte mithalten und bereits einen Sieg einfahren können.

Sowohl für Kiel, als auch für Essen soll es in der kommenden Saison in der Regionalliga weitergehen. Während zumindest im Westen, mit seinen drei in die West-Liga führenden Regionalligen und deren 19 Teams Ersatz zu finden sein dürfte, wird es im Norden wohl weiterhin bei einer Liga unter Sollstärke bleiben. Denn bereits vergangenen Sommer weigerten sich mehrere Regionalligisten den Sprung ins Unterhaus zu wagen.

Das Potsdamer Modell als Lösung?

Einen gänzlich anderen Weg wählten im vergangenen Jahr die Potsdamer Adler. Der Traditions-Klub zog sich im Sommer 2018 trotz eines zweiten Platzes in der Abschlusstabelle der Ost-Liga komplett aus dem Fünzehner-Spielbetrieb zurück und konzentrierte sich aufs Siebener in der Berlin-Brandenburger-Liga.

Potsdam-Urgestein und TR-Redakteur Christof Hannemann erklärt den damaligen Schritt  wie folgt: „Der Rückzug aus dem Fünfzehner war in der damaligen Situation richtig. Wir hatten wirklich kaum noch Spieler. Zu den Auswärtsspielen konnten wir gerade einmal 12-15 Mann aufbringen. Eine Besserung der Personalsituation war auch nicht zu erkennen, da unsere Mannschaft schlicht und ergreifend überaltet war und wir vermehrt frisch gebackene Familienväter in unseren Reihen hatten.“

Das Siebener habe den Potsdamern indes schon immer im Blut gelegen und durch den Schritt habe sich, so der Potsdam-Hakler weiter, die Trainingsbeteiligung deutlich verbessert. Ob dieser Schritt nun aber eine Blaupause für andere Vereine sei, da will man sich in Potsdam nicht anmaßen zu urteilen. Zumal der Wiederaufbau des Fünfzehner-Spielbetriebs noch immer das erklärte Ziel des Vereins sei und Spieler, die weiterhin Fünfzehner spielen wollen, das in der Zwischenzeit bei der RU Hohen Neuendorf mit Doppellizenz machen können.

Blick über den Tellerrand

Wie wichtig der Ligaspielbetrieb für die Vorbereitung der Spieler auf höhere Weihen, also Einsätze in den Nationalteams ist, ist selbst für Rugby-Laien unverkennbar. Bei Deutschlands Konkurrenten in der Rugby Europe Championship gibt es derlei Probleme in den Ligen momentan nicht. In Belgien besteht allein durch die überschaubare Größe des Landes nicht die Notwendigkeit den Ligabetrieb regional zu staffeln. So existieren drei landesweite Divisionen, die jeweils noch eine Liga ihrer zweiten Teams haben. Erst darunter ist der Spielbetrieb regional aufgeteilt.

In Spanien sieht die Situation in Sachen Distanzen und Bevölkerungsverteilung derweil schon ein wenig ähnlicher aus, wie diejenige in Deutschland, weswegen der Vergleich sinnvoller ist. Unterhalb der zwölf Teams umfassenden landesweiten División de Honor (aus Sponsoring-Gründen Liga Heineken genannt) gibt es die División de Honor B - die aus drei regionalen Gruppen mit jeweils zwölf Teams besteht. Rückzüge von Teams in der laufenden Saison und Spielausfälle sind hier laut Kennern der Szene eigentlich nie ein Problem.

Jedoch muss man auch beachten, dass insgesamt vier Mal so viele Aktive in Spanien dem ovalen Leder nachjagen, wie hierzulande. Dazu wagt der Spanische Verband ab der kommenden Saison den Schritt, den Spielbetrieb im Oberhaus in der sogenannten „Liga Nacional de Rugby“ auszulagern, um ihn sukzessive zu professionalisieren.

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Kommentare (6)add comment

Janis Benscheidt said:

3057
Unverständniss
Dieses Problem im Norden versuche ich seid Jahren zu lösen. Leider zeigt die Ligaleitung der 2. Bundesliga jedoch kein ernsthaftes Interesse daran, die Liga zu füllen. Mehrere Clubs im Norden könnten sich den Schritt aus sportlicher Sicht vorstellen, können ihn jedoch aus finanziellen Gründen nicht gehen. Strafzahlungen aufgrund fehlender Schiedsrichter, fehlender Trainerlizens, nicht ausreichenden Nachwuchsspielern und die Angst vor Strafzahlungen bei Spielabsagen, welche für kleine Vereine unstemmbare Höhen angenommen haben, erlauben den Schritt nicht. Natürlich sind all diese Dinge sinnvoll, jedoch sollte eine volle Liga auf der Prioritätenliste des deutschen Rugbys deutlich darüber stehen, insbesondere auch im Sinne unserer Außenwirkung.
So denke ich, wird die Kluft zwischen den Regionalligen und den Bundesligen stetig wachsen. Schade! Die so wichtige Basis wird abgehängt und im Stich gelassen. Hier würde ich mir eine andere Herangehensweise wünschen, sowohl von der Ligaleitung als insbesondere auch vom DRV.
Ovale Grüße
Janis Benscheidt
April 26, 2019

Matthias Hase said:

381
...
Die Basis und deren Spielbetrieb untersteht den LV. Die sollten eventuell dafür sorgen, dass genug Trainer und Schiedsrichter ausgebildet werden, um die Basis weiter zu entwickeln. Und bereits im Vorwege Spielabsagen in der 2. Buli einzukalkulieren, ist auch eher so semi. Der DRV sollte eventuell darüber nachdenken, die in seiner Verantwortung liegende 2. Buli neu zu ordnen. Eventuell die Spielverbünde anders einteilen oder aufheben, um so regionalen Spielraum zu haben.
April 26, 2019

Janis Benscheidt said:

3057
...
Matthias Hase, das ist alles richtig. Jedoch muss man dies als Verein berücksichtigen, um nicht pleite zu gehen. Kleine Rugbyvereine haben vielleicht gerade so 100 Mitglieder und ein entsprechend geringes Budget. Auch der Aufbau einer spielfähigen Jugendabteilung ist mit viel Aufwand verbunden und dauert, wenn es überhaupt gelingt, viele Jahre. Schiedsricher- und Trainerkurse sind zudem auch schwer zu organisieren, da es kaum Leute gibt, die in der Lage sind diese anzubieten. So sind diese meist mit großen Anfahrten zu besuchen, welches für Ehrenamtliche regelmäßig eine zu große Hürde darstellt. Deshalb dauert ein solcher Schein auch mehrere Jahre bis man ihn in den Händen hält. Wir hatten bereits mehrere Teilnehmer, die ihren begonnenen Kurs aufgrund fehlenden Angebots nicht zu Ende bringen konnten. Hier sollte auch der DRV mehr Engagement zeigen. Hier den schwarzen Peter auf die Landesverbände zu schieben, ist wenig zielführend.
April 26, 2019

Ralf Theune said:

3663
Hab ich doch gesagt
Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, liegt ein sinnvoller Ansatz bei einer Straffung der Ligastruktur und grundsätzlicher Vier- statt gegenwärtiger Dreistufigkeit. Während man den großen acht bis zehn Vereinen durchaus zutrauen kann, eine deutschlandweite Erstliga zu bestreiten und auch die m.E. durchaus sinnvollen Nachwuchs- und Umfeldauflagen zu erfüllen, gibt es wohl nicht genug Vereine für die jetzige Ebene darunter. Eine zwei- oder dreigleisige zweite Liga würde es erlauben, die neue dritte Liga mit vier oder fünf regionalen Staffeln auf respektablem Niveau sinnvoll zu spielen.In der vierten Liga könnte man dann schon deutliche Kompromisse bei strukturellen Auflagen zulassen und auch den Spielbetrieb lockerer reglementieren ("Holländer Modell" etc.)
Ein kleiner Fortschritt könnte aber schon erreicht werden, wenn man, wie Michael sagt, die Regionalverbünde offener gestalten würde. Wer sagt z.B., dass NRW zwingend zum Süden gehören muss, andererseits Mitteldeutschland zwangsläufig nach NOrd-Ost?
April 26, 2019

Janis Benscheidt said:

3057
...
Ah, soweit hatte ich gar nicht gedacht. Eine weitere Ligareform. Dann sind wir ja doch derselben Meinung. Im Norden gibt es zwar die Vierstufigkeit mit Regional- und Verbandsliga schon, aber die 2. Bundesliga ist eben zu groß angelegt.
April 26, 2019

Matthias Hase said:

381
...
Ich schiebe den LV nicht den Schwarzen Peter zu. Aber es ist von ihnen so gewollt, Spielbetrieb und Ausbildung unterhalb der 2. BL in Eigentegie zu organisieren. Daher ist in diesem Fall der DRV der falsche ASP. Der darf und soll sich dort nicht einmischen.
April 26, 2019

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   SDP
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Adler Adler1211941
1860 18601212436
Odin Odin127733
DRC DRC12-11918
78 II 78 II12-17710
Welfen Welfen12-2934
   SDP
Velten Velten1231948
USV USV1227943
BRC II BRC II1221340
RCD RCD1213538
Jena Jena12-16820
BSC BSC12-29711
Halle Halle12-4816
   SDP
MRFC MRFC1420552
StuSta StuSta1415648
HTV HTV1414846
TSV II TSV II145939
NSU NSU1415335
RCR RCR135432
SRC SRC14-47010
RCR 2000 RCR 200013-3056
   SDP
RCLU RCLU1049343
RCA RCA1020639
Hausen Hausen1011128
Dragons Dragons10-15215
TG 75 TG 7510-17115
Eintracht Eintracht10-487-4

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