In Hongkong war trotz guter Leistung gegen Irland Schluss - jetzt richtet sich der Blick auf Olympia und die EM. Foto (c) Perlich
Unsere Siebener-Nationalspieler haben nach der anstrengenden Hongkong-Vorbereitung und dem knüppelharten Turnier in der asiatischen Metropole mit dem erneuten knappen Scheitern am großen Ziel erst ein Mal ein paar Tage frei. Doch beim Team-Management richtet sich der Blick nach der Hongkong-Analyse bereits auf die kommenden Aufgaben, vor allem die Olympia-Quali im Juli in Frankreich. Derweil haben sich in Hongkong hochrangige World-Rugby-Vertreter getroffen und mehreren Berichten zufolge, steht eine Änderung des Quali-Modus für die Sevens World Series kurz bevor.
Das letzte Spiel der Hong Kong 7s in diesem Jahr war gleichermaßen niederschmetternd wie ermutigend. Die deutsche Mannschaft musste sich schon zum vierten Mal in Folge bei den Hong Kong Sevens am dritten und entscheidenden Tag geschlagen geben, fuhr mit leeren Händen nach Hause und wieder schien man ganz nah am Triumph zu sein.
Doch die Leistung gegen Irland, der absoluten Übermannschaft der letzten EM-Saison, die als Gast-Team auf der World Series 2018 den ganz großen Namen im Siebener Probleme bereiten konnte und in London beim World-Series-Turnier Dritter wurde, stellte das Potenzial dieser Mannschaft unter Beweis. Taktisch diszipliniert, zwölf Minuten nahezu fehlerfrei und dominant im Kontakt - es war eine Art Blaupause, wie gegen eine Mannschaft wie Irland, mit ihren beiden Supersprintern Conroy und Kennedy, anzukommen ist.
Für unsere Jungs heißt es jetzt erst Mal den Kopf frei zu bekommen - Co-Trainer Clemens von Grumbkow erläutert im Gespräch mit TR: „Nach der harten Vorbereitung und der Niederlage gegen Irland, ist es wichtig, jetzt den Kopf freizubekommen - sie haben nun drei Wochen frei, auch um den Hunger in sich wieder zu erwecken.“
In Hongkong konnten unsere Jungs unter Beweis stellen, spielerisch weiter zu sein als 2018
Das nächste Ziel ist schon in greifbarer Nähe
Da kommt es geradezu gelegen, dass das nächste ganz große Ziel schon in greifbarer Nähe ist, wenn sich die Mannschaft im Mai wieder trifft. Denn dann ist es nur noch wenig mehr als ein Monat bis zum EM-Auftakt im Juni in Moskau und nur noch zwei Monate bis zum Olympia-Quali-Turnier in Colomiers. Wobei das GPS-Turnier in der russischen Hauptstadt die Setzliste für Colomiers determiniert und deshalb noch ein Mal wichtiger ist, als sonst.
In Colomiers wiederum kann sich unser Team entweder das direkte Tokio-Ticket als Turniersieger holen, oder sich als Zweiter oder Dritter wie bereits 2016 für das globale Repechage Turnier (damals in Monaco) qualifizieren. Trainer von Grumbkow, der 2016 das deutsche Team in Monaco als Kapitän aufs Feld führte: „Wir blicken optimistisch Richtung Olympia-Quali, wir werden uns dort gut verkaufen.“
Auf dem Weg dorthin stehen nach der dreiwöchigen Pause für das Team einige kleinere Turniere, wie das in Nancy, Amsterdam oder in Tours an. Spätestens mit den Moskau 7s Ende Juni beginnt dann aber die ganz heiße Phase - Tokio 2020 und das 50.000 Zuschauer fassende Ajinomoto Stadion, wo die Siebener-Wettbewerbe ausgetragen werden, wird für unsere Jungs sicherlich ein riesiger Motivations-Faktor sein.
Aufstiegs-Regelung zur Sevens World Series steht vor Reform
Aber auch das Thema Sevens World Series ist für das deutsche Team natürlich nicht vom Tisch. Das mittlerweile oft als Nadelöhr bezeichnete Quali-Turnier zur World Series in Hongkong könnte bereits zur kommenden Saison abgeschafft, bzw. reformiert werden. Schon seit Jahren gibt es Gerüchte, dass der Weltverband den Aufstieg über eine zweite Serie aus mehreren Turnieren regeln will - drei over vier sind im Gespräch, das abschließende könnte weiterhin Hongkong sein und am Ende wird der Gesamtsieger den Aufstieg in die World Series schaffen.
Laut Informationen des britischen "Rugby World" Magazins seien bei einem Treffen von World-Rugby-Offiziellen in Hongkong am vergangenen Wochenende die Grundzüge eines solchen Formats besprochen worden. Nun werde man, wie World-Rugby-CEO Brett Gosper dem Magazin bestätigte, in Gespräche mit TV-Partnern gehen und hoffentlich bereits im Mai bei der Sitzung des Exekutiv-Kommitees von World Rugby in Dublin einen Beschluss fassen können.
Aus deutscher Sicht wäre eine solche Änderung wünschenswert, wie Co-Trainer Clemens von Grumbkow erläutert: „Das Ganze ist schon seit Jahren im Gespräch und scheinbar wollen sie es jetzt wirklich einführen - die Turniere in Südamerika könnten ein Teil dessen sein. Für uns wäre es finanziell eine große Unterstützung, wenn man drei vier Turniere mit Unterstützung von World Rugby hätte. So ein Trip nach Südamerika kostet natürlich auch immer viel.“
Für die Aufstiegschancen des deutschen Teams sieht der ehemalige Kapitän der Siebener- und Fünfzehner-Nationalmannschaft die vorgeschlagene Änderung ebenso positiv: „Es könnte ganz gut sein für uns - Irland fällt jetzt weg und je nachdem wer runterkommt - das Nadelöhr Hongkong würde wegfallen, wo man doch Mal stolpern könnte. In Spielen, wie gegen Uruguay, die ja gegen uns und gegen Irland fast gewonnen hätten. Wenn man so ein Spiel zum falschen Zeitpunkt hat, kann es ganz schnell gehen, dann ist man auch als Favorit schnell raus.“ Deshalb begrüßt von Grumbkow die Novelle und fasst zusammen: „In so einer Series wäre es vielleicht ein wenig einfacherer den Schritt auf die World Series zu machen.“
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