Herzschlag-Finish: Deutschland sichert sich das Halbfinale in der Nachspielzeit
Geschrieben von TotalRugby Team
Samstag, 6. April 2019
Auf dem Weg ins Halbfinale. Tim Lichtenberg sichert dem deutschen Team das Halbfinal-Ticket. Foto (c) Perlich
Was ein Spiel, welch großartiges Finish. Deutschland hat sich zum vierten Mal in Folge beim World Series Qualifier in Hongkong das Halbfinale gesichert. Aber dieses Mal mussten unsere Jungs bis in die Nachspielzeit kämpfen und zwar zum Schluss in Unterzahl, um das Spiel zu drehen. Als alles schon zu Ende schien und unsere Jungs stehend K.o. und gefühlt schon aus dem Turnier geflogen schienen, kam doch noch die unerwartete Wende. Basti Himmer und Tim Lichtenberg, die beide das gesamte Spiel durchgezockt hatten, sorgten in der Nachspielzeit für die Wende.
Als Claude Brechenmacher für ein gefährliches Cleanout beim Stand von 5:7 aus deutscher Sicht mit nur noch einer Minute auf der Uhr Gelb kassierte, hätte wohl keiner mehr einen Pfifferling auf das deutsche Team gewettet. In Unterzahl, gefühlt am Ende der Kräfte und Uruguay mit dem Straftritt. Doch es sollte anders kommen.
Im deutschen Team wird niemand die Südamerikaner unterschätzt haben - hatten sie sich doch unter anderem Topfavorit Irland ein 25:25 abgetrotzt, bei dem sie eine Drei-Versuche-Führung der Iren in Durchgang zwei egalisierten, fürs Viertelfinale qualifiziert. Und so startete das deutsche Team konsequent und hart in der Defensive. Erst ein Turnover vom stark verteidigenden Tim Biniak an der eigenen Linie brachte Deutschland nach gut zwei Minuten das Leder.
Im Ballbesitz spielte die deutsche Mannschaft konzentriert, wollte aber genauso wenig etwas überhasten und suchte im Zweifel öfter den Kontakt. Zwei dicke Chancen vergaben unsere Jungs aber bis zur Pause - erst rutschte Fabian Heimpel ein Cross-Kick, der uns im Vorjahr noch etliche Versuche beschert hatte, über den Schlappen und dann ging das Jarrod-Saul-Offload zum vermeintlichen Versuch von John Dawe nach vorne.
Dadurch ging es mit 0:0 in die Pause - das deutsche Team war optisch überlegen, konnte aber aus seinen Chancen nichts machen. Das sollte sich in Durchgang zwei ändern - Anjo Buckman brachte das deutsche Team mit einem kraftvollen Lauf bis tief in Uruguays Hälfte. Der im Turnierverlauf bärenstarke Claude Brechenmacher beschäftige erneut einige Südamerikaner und schaffte es bis kurz vor die Linie, bis Niklas Koch den Ball schnell nach Außen zu Basti Himmer schaufelte.
Das Viertelfinale in gesamter Länge im Re-Live
Der RGH-Speedster konnte ablegen, doch seine Erhöhung ging daneben. Endlich führte das deutsche Team, aber angesichts des Spielverlaufs noch zu niedrig. Denn das 5:0 blieb ein gefährliches Ergebnis und tatsächlich: Uruguays erster vielversprechender Angriff resultierte im Versuch: Ein angetauchter Pass brachte die Himmelblauen bis in die deutsche Hälfte, wo ein gut platzierter Überkick eines Uruguayers diesem den einfachen Lauf unter die deutschen Stangen erlaubte. Tim Biniak hätte den Versuch fast noch verhindert, indem er den gemächlich einlaufenden Gegenspieler umwuchtete, doch der Uruguayer konnte im Fallen noch ablegen.
Mit nur noch gut zwei Minuten auf der Uhr war die deutsche Mannschaft auf ein Mal unter Druck und blickte in den Abgrund. Als die eingangs erwähnte gelbe Karte für Claude Brechenmacher gegeben wurde, schien alles vorbei zu sein - doch dieses Team mobilisierte noch Mal alle Kräfte und schaffte die Sensation. Als alle 13 Spieler auf dem Feld gefühlt stehend K.O. waren, versuchte ein Uruguayer nähe der eigenen 22 den Intercept und rückte aus der Linie heraus. Basti Himmer roch das und umspielte den heranstürmenden auf den außen lauernden Tim Lichtenberg, der die letzten 30 Meter im Vollsprint zurücklegte.
Deutschlands Traum lebt weiter und die tapfer kämpfenden Uruguayer waren am Boden zerstört. Am Ende war der deutsche Sieg jedoch verdient, hatte unser Team doch weitaus mehr Chancen, Ballbesitz, nur haperte es wie schon öfter in diesem Jahr am Finish. Morgen wartet um 6:32 deutscher Zeit niemand geringeres, als Irland. Die Boys in Green konnten Russland in ihrem Viertelfinale locker schlagen, doch dass sie ebenso verwundbar sind, hatten sie gestern gegen eben jene Uruguayer gezeigt. Dort reichte es für Irland nur zu einem glücklichen Unentschieden. Unsere Jungs müssen morgen alle Kräfte mobilisieren: Im Optimalfall warten zwei Mal 14 Minuten Rugby auf sie und dann könnte der ganz große Traum in Erfüllung gehen.
Trainer Vuyo Zangqa "Wir bereiten uns bereits seit langem auf Irland vor"
Vuyo Zangqas erste Reaktion nach Tag zwei gegenüber TR: "Im ersten Spiel heute morgen wussten wir, dass wir alles reinhauen mussten - Tag eins war ziemlich enttäuschend aus unserer Sicht. Wir wussten alle, dass wir besser sind, als das was wir an Tag eins gezeigt haben. Gegen Chile haben wir das Spiel unter Kontrolle gehabt, die Tackles haben gesessen." Die lange neunstündige Pause zwischen Chile und Uruguay jedoch sei für die Jungs nicht leicht zu verarbeiten gewesen. Zangqa weiter: "Wir haben es am Ende gewonnen, natürlich wäre ein klarer Sieg besser gewesen, aber Uruguay hat uns bis an unsere Grenzen gebracht - für unsere Moral ist das sehr gut gewesen."
Mit Blick auf Irland ergänzte Zangqa: "Wir bereiten uns schon seit langem auf Irland vor, wir haben uns Gedanken zur Taktik gemacht. Die Tatsache, dass wir sie in Südafrika geschlagen haben, gibt uns das nötige Selbstbewusstsein. Wir werden mental dafür bereit sein. Unsere Bank hat bisher so viel gebracht an diesem Wochenende und wir haben Jungs auf der Bank, die uns Spiele gewinnen. Ihre Rolle wird morgen ebenso wichtig sein."
Erfolgreiches Turnier
Deutschland ist im Halbfinale! Ich bin mit dem Abschneiden zufrieden.
Nach dem Abschneiden in den letzten drei Turnieren in Hongkong ist die Erwartungshaltung/Messlatte ziemlich hoch. Auch wenn nach Irland Schluss sein sollte. Ich werde meine Meinung nicht ändern: wir haben schon jetzt nahezu das Maximum herausgeholt. Gleichwertige Teams wie Russland und Uruguay sind bereits draußen. Überzeugende Spiele waren auch dabei.
Möglich, dass 2020 die Chancen auf einen Hongkong-Finalsieg wieder größer sind.
Viel Erfolg wünsche ich den Spielern, die seit Monaten hart auf dieses Turnier hingearbeitet haben. Die sind hochmotiviert und glauben an ihre Chance. Müssen sie auch.
Nicht enttäuscht vom Wochenende. Aber leider kein Autokorso.
Und wieder das Hong Kong Wochenende mit unserem Team (und damit meine ich alle die vor Ort waren) um die Ohren geschlagen. War super und Dank Facebook sitz man morgens um 3:22 Uhr nicht allein auf dem Sofa. Nadelöhr Quali habe ich zwischendurch gelesen. Trifft es genau. Da muss man eben durch und es nicht einfach. Wenn es dann geschafft ist, wird meine/die Freude um so größer sein. Die Kommentatoren von DAZN haben was von einer kommenden neuen internationalen Liga unterhalb der World Series erwähnt. Möglich das es dann Auf- und Abstieg gibt. Die Pläne dazu, so hieß es, sollen schon weit fortgeschritten sein, und Geld wäre auch genug vorhanden. Wer weiß genaueres?