Zwei Siege an Tag eins für das deutsche Wolfpack, aber deutlich mehr Arbeit als erwartet. Foto (c) Perlich
Die gute Nachricht ist: Deutschland steht mit zwei Siegen aus zwei Spielen mit der Maximalausbeute gut da. Aber der Weg dorthin war ein hartes Stück Arbeit. Sowohl gegen Uganda (19:12), als auch gegen die Cook Inseln (10:7) tat sich unser Wolfpack verdammt schwer. Morgen gegen Chile (3:22 morgens deutscher Zeit), die ihre Spiele ebenso gewonnen haben, geht es dann um den Gruppensieg.
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Der Auftakt gegen Uganda im allerersten Spiel der diesjährigen Hongkong Sevens in der großen Arena vor dementsprechend spärlich gefüllten Rängen, bot das erwartete Stolperpotenzial - die deutsche Mannschaft machte es sich nicht leicht. Am Ende stand ein 19:12 Sieg über Uganda für das deutsche Team zum Hongkong-7s-Auftakt auf dem Konto.
Wie schon im vergangenen Jahr gegen Hongkong startete unser Wolfpack mit einer zum Teil nervösen Leistung, die aber am Ende zum verdienten Erfolg reichte. Dabei gestaltete das Team von Coach Vuyo Zangqa die ersten paar Spielsequenzen hochsouverän - nach dem gesicherten Ankick spielte sich das deutsche Team Phase um Phase bis in die 22 der Ostafrikaner. Geduldig, akkurat im Passspiel und schnell auf den Beinen unterwegs - die deutsche Mannschaft spielte so, wie sie es bereits 2018 an gleicher Stelle unter Beweis gestellt hatte.
Als dann Basti Himmer mit einem wunderschönen Bodenroller John Dawe zum ersten Versuch bediente, alles seinen Lauf im Sinne des deutschen Teams zu nehmen. Erst recht, als unser Wolfpack den eigenen Ankick fing und Uganda direkt wieder stark unter Druck setzte. Wieder ging es Phase um Phase nach vorne, aber dieses Mal beendete ein Patzer den deutschen Angriffsdrang: Tim Biniak warf im Kontakt den Intercept und Uganda war nun plötzlich im Angriff und konnte unter Beweis stellen, mehr als nur ein Sparringspartner zu sein.
Plötzlich schlichen sich Fehler ins deutsche Spiel
Anders als in der Vergangenheit von ihnen bekannt, spielten die Ugander geduldig und arbeiteten sich ihrerseits eine riesige Chance heraus: Doch Tim Biniak konnte seinen Fehler wiedergutmachen und mit einem Trysaver kurz vor dem Malfeld Deutschland vorerst retten. Doch direkt in der nächsten Phase verlor Deutschland durch ein starkes Counter-Ruck der Ugander den Ball und tatsächlich konnten die Ostafrikaner zum 7:7 ablegen.
Plötzlich wirkte das deutsche Team nicht mehr derart selbstbewusst und bei äußerst schwülen Bedingungen entwickelte sich nun eine kraftzehrende Partie. Deutschland konnte im Ballbesitz die Defensive der Ugander nicht derart gut beschäftigen, wie noch in der Anfangsphase. Zu oft ging man halbherzig in den Kontakt, oder schaufelte das Leder einfach weiter. Als dann John Dawe von der eigenen Linie aus mit der letzten Aktion der ersten Hälfte einen tollen Angriff fuhr und die deutsche Mannschaft es bis in Ugandas 22 schaffte, schien der erste Durchgang mit einem deutschen Versuch zu enden.
Doch daraus wurde nach einem Ballverlust nichts, im Gegenteil: Deutschland kassierte den Ball und wenige Sekunden später nach einem Konter über das ganze Feld den 7:12 Pausenrückstand. Wenig begeistert zeigte sich Nationaltrainer Zangqa mit dem Spiel der deutschen Mannschaft und ermahnte seine Jungs in der Pausenansprache sich effektiver zu zeigen. Mit der Einwechslung von Sebi Fromm zur Halbzeit brachte er einen Schlüsselspieler, der früh seine Wichtigkeit fürs deutsche Team unter Beweis stellen sollte. Nach einem Turnover in Ugandas Hälfte beschäftigte er Ugandas Defensive im Vorwärtsgang, zog zwei Verteidiger auf sich und legte im richtigen Moment auf Tim Lichtenberg zum Versuch ab.
Mit Fabian Heimpels wichtiger Erhöhung aus schwierigem Winkel zum 14:12 lag Deutschland nun wieder vorne. Doch die erneute Führung sollte Deutschland zuerst nicht die erhoffte Sicherheit zurückgeben. Das Spiel lief eine zeitlang sehr offen, beide Teams kamen bei schwülen Bedingungen und viel Laufarbeit sichtlich an ihre Grenzen. Auch Uganda hatte seine Chancen - speziell nach unüblichen deutschen Fehlern, wie als sich Sturm-Tank Anjo Buckman ins Aus tacklen ließ.
Doch mit noch 1:30 auf der Uhr kam schließlich die Entscheidung: Claude Brechenmacher zog schnell und überraschend auf die kurze Seite, beschäftige zwei Ugander und legte im richtigen Moment zum 19:12 Sieg auf den mitgelaufenen Sebi Fromm ab. Das war dann auch schon die letzte Aktion und den deutschen Spielern war die Erleichterung durchaus im Gesicht abzulesen, dieses Spiel hätte auch anders ausgehen können.
Auch gegen die Cook Inseln: Starker Start, aber dann verlor das Wolfpack den Faden
Das vermeintlich lockere zweite Spiel gegen die Cook Inseln, das auf dem Papier schlechteste Team der Gruppe, wurde dann fast ebenso unnötig zur Zitterpartie. Wieder startete das deutsche Team klar besser und war mindestens eine Nummer zu schnell für die Vertreter vom Pazifik-Staat. Als Sebastian Fromm schließlich nach einigen guten Phasen auf der Außenbahn freigespielt war, schien der erste Versuch für Deutschland sicher. Aber Deutschlands durchsetzungsstarke Innen wurde von gleich zwei Gegnern kurz vorm Malfeld ins Aus getacklet.
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Die nächste Möglichkeit nutzte das deutsche Team dann aber - Prop John Dawe zeigte sich zu stark für die Insulaner, brach gleich zwei Tackles und legte zum 5:0 ab. Doch die Cook Inseln gaben direkt im Anschluss den ersten Warnschuss ab, als sie auf Außen durchbrechen konnten. Doch Fabian Heimpel, dessen Qualitäten als hinter der Linie verteidigender Schluss im letzten EM-Sommer kritisiert wurden, rettete gleich zwei Mal und tacklete den durchgebrochenen Gegner ins Aus.
Doch was Deutschlands Gegner aus eigener Kraft nicht schaffte, gelang mit gütiger Mithilfe des Unparteiischen aus Hongkong, der gleich drei fragwürdige Entscheidungen in Folge zu Ungunsten unserer Jungs brachte. Erst ließ er einen Spieler der Cook Inseln den Ball, der offensichtlich noch im Ruck lag, aus diesem klauen. Als Jarrod Saul den durchgebrochenen Gegner noch fällte, wieder auf die Beine gelangte und den Ball legal klauen wollte - bestrafte der Ref ihn und gab obendrein Gelb. Direkt in der nächsten Phase konnten die Cook Inseln dann punkten, jedoch mit einem offensichtlichen Vorball im Aufbauspiel, den der Schiri übersah.
Deutschland erneut nervös, Rainger rettet das Wolfpack
Deutschland war plötzlich angezählt - von der Souveränität war nicht mehr allzu viel zu sehen. Die deutschen Jungs brachten zwar nun mehr Tempo ins Spiel, fällten aber mehrmals falsche Entscheidungen. Der sonst immer abgeklärte Basti Himmer ging zwei Mal überhastet in den Kontakt, anstatt den Mitspieler zu bedienen. Schließlich bedurfte es einer tollen Einzelleistung vom eingewechselten Sam Rainger, um die Partie zu deutschen Gunsten zu drehen. Sein Versuch zum 10:7 brachte die Erlösung und die letzten drei Minuten spielten unsere Jungs dann souverän runter.
Nach Tag eins muss man im deutschen Camp mit den zwei Siegen im Endeffekt zufrieden sein - mit der Art und Weise der Siege allerdings nicht. Zu schwer tat sich das deutsche Team im Angriff - zu oft schoben die Spieler in der Mitte den Ball nur weiter und setzten die Verteidigung zu wenig unter Druck, so dass die gegnerische Defensive nur verschieben musste. Dazu ging das deutsche Team zu oft ohne Dampf in den Kontakt. Gegen Chile muss eine bessere Leistung her, um den Gruppensieg klarzumachen. Denn die Chilenen haben ebenso beide Spiele gegen Uganda und die Cook Inseln gewonnen und sahen dabei deutlich souveräner aus.
Vielleicht gibt es ja einen ähnlichen Turnierverlauf, wie bei den EM-Turnieren in Moskau und Lodz 2018, wo sich das deutsche Team an Tag zwei deutlich besser zeigte, als zum Turnierauftakt. Immerhin war das deutsche Team nicht der einzige Favorit, der heute so seine Probleme hatte. Topfavorit Irland führte im Spiel gegen Uruguay schon 26:7, sah wie der sichere Sieger aus und kassierte schließlich noch drei Versuche. Nur weil Uruguay die relativ einfache Erhöhung kläglich vergab, wurde es am Ende nur ein Unentschieden. Die zuvor unglaublich starken Iren wirkten am Ende auch platt - ihr Spiel gegen die bisher ungeschlagenen Russen dürfte eine spannende Angelegenheit werden.
Coach Vuyo Zangqa: "Wir verbuchen Tag eins als unseren schwächeren Tag"
Der Trainer äußerte sich im Nachgang ausführlich gegenüber TR: "Uganda hat sich gegen uns Chancen ausgerechnet und wir haben nicht sauber genug gespielt. Wir haben am Ende gewonnen, was wichtig ist. Wir haben unsere Tackles gemacht und der Einsatz hat gestimmt, wir haben einen Halbzeitrückstand aufgeholt.
Gegen die Cook Inseln haben wir uns ein wenig einschüchtern lassen. Wir hatten verdammt viel Ball, haben damit aber nichts angestellt. Ein Sieg ist ein Sieg, aber wir werden Tag eins als unseren schlechten Tag verbuchen. Wir konnten einige Spieler schonen, aber ab morgen gibt es kein Schonen mehr - jetzt werden wir rausgehen und müssen unsere Spiele gewinnen."
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