Auf den deutschen Rugby-Plätzen wird ehrlicher Sport geboten, der es verdient hat, unterstützt zu werden.
Morgen noch nichts vor? In weiten Teilen der Republik herrscht bestes Wetter zum Frühlingsauftakt - wie wärs mit einem Besuch beim Rugby-Klub um die Ecke? Am besten noch mit dem Nachwuchs oder ein paar Freunden im Schlepptau. Am TV die Action aus den großen Rugby-Kathedralen in England, Irland oder Südafrika zu verfolgen ist eine Sache, aber um unserem Sport hierzulande eine solidere Basis zu verschaffen und nach vorne zu bringen, gibt es nichts besseres, als beim lokalen Verein vorbeizuschauen und ein paar Euro für Bier und Bratwurst dazulassen.
Morgen geht der Spielbetrieb in fast ganz Deutschland nach einer schier endlosen Winterpause wieder so richtig los. Knapp 40 Vereinsspiele, sowie die sechs regionalen Siebener-Turniere der Damen stehen auf dem Plan. Höchste Zeit sich wieder Mal zum Rugby-Platz aufzumachen. Von Konstanz bis Karlshöfen, von Bad Reichenhall bis Greifswald und von Köln bis Kiel - fast überall und in ganz Deutschland hat man einen der über 100 Vereine in der Nähe, der sich über jeden Unterstützer freut.
Wie oft wurde selbst die Bundesliga in den sozialen Medien schon als Bier- und Bratwurstliga verhöhnt. Und ja, tatsächlich warten die meisten Plätze selbst im Oberhaus eher mit spartanischem Charme, als mit besonderen Annehmlichkeiten auf. Doch Mal ganz ehrlich, gibt es was besseres als das eigene Team bei kühlem Bier und frischer Bratwurst anzufeuern? Die alten Kollegen aus den aktiven Zeiten wiederzutreffen und über den neuen Verbinder zu fachsimpeln? Wo kommt man den Stars des Geschehens nach dem Ende der Partie noch derart nah. Rugby in Deutschland ist fast ausschließlich noch ehrlicher Sport zum Anfassen und mitfiebern - kaum einer der Spieler, selbst im Oberhaus, bekommt für all den Einsatz auch nur einen Cent.
Die Arbeit an der Basis ist unheimlich wichtig, auch für den Erfolg an der Spitze
Immer wieder fragt sich Rugby-Deutschland was uns denn nun eigentlich fehlt, um als Rugby-Nation den nächsten Schritt zu machen. Warum wir bei der Nationalmannschaft nicht die nötige Kader-Tiefe auf gewissen Positionen haben. Ein Blick nach Spanien, ein Land mit dem wir seit Jahren im Fünfzehner sowie im Siebener konkurrieren gibt da Aufschluss. Bei nur gut halb so vielen Einwohnern haben die Iberer doppelt so viele Rugby-Vereine und drei Mal so viele aktive Spieler. Kein Wunder, dass das Champions Cup Finale im letzten Jahr in Bilbao und nicht in Berlin stattfand. Spaniens Vorsprung an der Spitze fußt vor allem auf der breiteren Rugby-Basis auf dem flachen Land. So unspektakulär und banal es klingt - Rugby wird vor allem in den Vereinen gelebt und wird auch nur dort wachsen.
Auch in Deutschland wird an der Basis tolle Arbeit geleistet. In vielen Vereinen sind ganze Familien seit Jahrzehnten im Dienste des ovalen Leders unterwegs - Jahr für Jahr investieren unzählige Ehrenamtliche tausende Stunden. Ob bei den Rugby-verrückten Ostberlinern vom RK 03 oder dem Pendant im Westen BRC, den Heusenstammer Füchsen, den Hendesser Löwen, den Hannoveraner Klubs Germania, 78 oder Odin, beim HRC oder Pauli, beim MRFC oder der Münchner StuSta - all diese Klubs und noch Dutzende mehr von der Bundesliga bis runter in die Verbandsligen sind die Basis des deutschen Rugbys und das Herzblut was dort investiert wird, trägt den Sport hierzulande.
Wir brauchen mehr solche Klubs, die das Fundament des Rugbys hierzulande bieten und von früh auf den Nachwuchs in den Bann ziehen. Wir brauchen mehr lokale Derbys der Kategorie TSV-SCN, HRC-Pauli, RK03-BRC, oder RKH-SC80, die auch Mal vierstellige Zuschauerzahlen an die Plätze locken können und damit auch für die Medien interessant sind. Dafür brauchen aber auch die existierenden Klubs euren Support.
Diese Arbeit zu unterstützen und sei es nur mit einem Besuch an diesem Wochenende, sollte sich jeder Rugby-Fan hierzulande auf die Kappe schreiben. Ob nun im Lions Park von Handschuhsheim, der Willi-Sänger-Anlage in Berlin, oder dem Siebener-Turnier der Damen in Fürstenfeldbrück. Man wird als Rugby-Fan überall herzlich empfangen und selbst als Novize findet man unter Garantie einen Freiwilligen, der die nicht immer einfachen Regeln unseres Sports erklärt. Mit einem Besuch trägt man auch dazu bei, dass der Rugby-Spirit weiter in Deutschland und nicht nur den Rugby-verrückten Ländern anderswo gelebt wird. Also macht euch auf an diesem Wochenende an die Rugby-Plätze der Republik, support your local Rugby club - unter anderem wartet die spannendste Bundesliga-Saison seit langem auf euch.
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