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Nach dem Wales-Triumph am Samstag: Wird es die spannendste WM jemals?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 18. März 2019

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Noch am ersten Spieltag in Paris am Rande einer Niederlage und am Ende der große Triumphator: Die Mannschaft von Wales!

Die Six Nations 2019 sind Geschichte. Wales konnte sich mit dem 25:7 Triumph am Samstag über den Titelverteidiger des Vorjahres Irland, zum Grand Slam Champion krönen. Irland ist damit auf dem Boden der Tatsachen, gleiches gilt für England nach dem Rekord-Comeback der Schotten in Twickenham. Unser Fazit zum diesjährigen Turnier und der Ausblick auf den wohl spannendsten Rugby World Cup der Geschichte.

Wales muss vor niemandem Angst haben

Es war der 14. Sieg dieser walisischen Mannschaft in Folge, kein Team im Welt-Rugby ist aktuell länger ungeschlagen. Der Titeltriumph der zwölfte walisische Grand Slam in der 136-jährigen Geschichte der Six Nations und beschert der Nationalmannschaft des knapp vier Millionen Einwohner zählenden Rugby-verrückten Landes den zweiten Platz in der Weltrangliste. Besser stand Wales, zumindest in der professionellen Ära noch nie da. Nach den Triumphen über Australien und Südafrika im November, sowie dem 25:7 Grand-Slam-Triumph am Samstag ist das Urteil klar: Wales muss sich vor niemanden verstecken und ist Titelkandidat.

So zumindest sieht es die Rugby-Fachpresse auf der Insel darunter viele Ex-Spieler und Coaches, die den Walisern nun sogar Titelchancen bei der WM im Herbst zutrauen. Viele hatten ein extrem enges Spiel in Cardiff erwartet am Samstag, besonders nachdem die Iren trotz miserabler Wettervorhersage darauf bestanden hatten, dass das Dach der Cardiffer Arena geschlossen bleibt.  Doch anders als die Iren, stellten sich die Waliser optimal auf die sintflutartigen Regenfälle ein und setzten Irland von Minute eins unter Druck. Die Hoffnung der Iren, auf deren Geheiß das Stadion-Dach offenblieb und das Feld sich in eine Schlammlandschaft verwandelte, in diesen Bedingungen Vorteile zu haben, war schlussendlich Träumerei.

Wales dominierte das Geschehen über 80 Minuten. Der einzige Versuch der Gastgeber bei extrem schwierigen Bedingungen, erzielt nach nur 70 Sekunden, entsprang einem punktgenauen Überkick von Wales-Verbinder Anscombe auf Hadleigh Parkes. Der gebürtige Neuseeländer hatte 2017 erst im Alter von 30 Jahren sein Debüt für die roten Drachen gegeben und die Entscheidung von Coach Warren Gatland auf den erfahrenen Innen zu setzen, sollte sich auszahlen.

Wales erkämpfte sich gegen Titelverteidiger Irland den Grand Slam

Der Rugby-Senior hatte nicht nur beim Versuch entscheidenden Einfluss, als er den über seinen Kopf segelnden Ball fing und sicher im Irland-Malfeld ablegte. Er verhinderte noch in Durchgang eins einen scheinbar sicheren Irland-Versuch, als er den durchgebrochenen Außen Jacob Stockdale, immerhin der Top-Try-Scorer des Vorjahres, irgendwie noch auf dem Weg zur Mallinie stoppte.

So konnte sich Wales in der Waschküche Principality Stadium sukzessive von Irland absetzen. Die eigene von Defensiv-Coach Shaun Edwards zur Perfektion eingestellte Verteidigung unterband alle irischen Angriffsversuche und selbst wusste man die zahlreichen irischen Geschenken, die in Form von Straftritten seitens der Gäste offeriert wurden, anzunehmen. Verbinder Gareth Anscombe, ein weiterer gebürtiger Kiwi in der Auswahl von Wales, hatte vom Tee einen perfekten Tag erwischt und versenkte sechs Straftritt - das frustrierte Irland zusehends. Die Party auf den Rängen begann spätestens Mitte der zweiten Hälfte, als klar war, Irland würde an diesem Tag nicht mehr zurückkommen.

Cardiff verwandelte sich 24 Stunden lang in ein Tollhaus, die ganze Stadt und geschätzte 250.000 Fans feierten den Grand-Slam-Triumph und die Helden mittendrin. In den sozialen Medien tauchten zahlreiche Videos davon auf - bereits in der Umkleide hatte Prinz William, bekennender Wales-Fan, es sich nicht nehmen lassen, den feiernden Spielern selbst zu gratulieren. Später versuchte sich Flanker Josh Navidi in einem Cardiffer Nachtklub als DJ, während Nummer acht Ross Moriarty sein Glück auf einem mechanischem Rodeo-Bullen in einem Cardiffer Pub versuchte.

Nach dem Kater blickt Wales sehnsüchtig auf die WM

Nun, da die Feier-Orgie zu Ende gegangen ist, werden Coach Gatland und seine Männer den Blick Richtung Japan richten. Nachdem Wales es bisher lediglich 1987 und 2011 in ein WM-Halbfinale geschafft hatte, soll es dieses Mal einen Schritt weiter gehen. Die Gruppengegner Australien, Georgien, Fidschi und Uruguay sind allesamt schlagbar. Und selbst die potenziellen Viertelfinalgegner England, Frankreich und Argentinien dürften den Drachen keine Angst einflößen. Bei den Six Nations ist Wales-Coach Gatland in seiner letzten Saison der Abschied nach Maß gelungen - warum sollte dies nicht auch bei der WM der Fall sein? Zumal dann mit Taulupe Faletau, Leigh Halfpenny, James Davies und Rhys Patchell einige Leistungsträger zurück sein dürften.

Irland auf dem Boden der Tatsachen

Für die Gäste dagegen war das gesamte Turnier, kulminierend in der enttäuschenden Niederlage am Samstag, ein Realitäts-Check. Irland war mit unglaublich vielen Vorschusslorbeeren in das Turnier gegangen. Nach dem Sieg über Neuseeland im November sicherlich auch zurecht. Wales und England konnte das im letzten Jahr perfekt spielende irische Team aber entzaubern. Besonders die Formschwäche der beiden Spielmacher Murray und Sexton dürfte Irland-Fans Sorgen bereiten. Kaum ein anderes Land ist dermaßen abhängig von seinem Verbinder, wie Irland das ist. Hat Sexton einen schwachen Tag, läuft es bei Irland nicht.

Nun aber bereits den Abgesang auf Irland zu starten, wäre völlig verfrüht. Vielmehr zeigt sich, dass die Konkurrenz in beiden Hemisphären enger zusammengerückt ist. Mit der Ausnahme Italiens können alle Teams der Six Nations an einem guten Tag jeden Konkurrenten schlagen. Ja, selbst Frankreich zählt dazu. Immerhin hatten die Franzosen Wales am allerersten Spieltag des Turniers nach 40 Minuten in den Seilen - 16:0 was im Stade de France auf der Anzeigetafel zu lesen und Wales war am Rande einer Niederlage. Doch bekanntermaßen drehte Wales das Spiel und konnte am Ende mit dem Grand Slam den ultimativen Lohn einfahren.

England erst bärenstark, dann der Zusammenbruch gegen Schottland

Das internationale Rugby und damit auch die WM sind offener denn je. Das war auch die Botschaft des Abendspiels am Samstag. England war erwartungsgemäß gegen in diesem Jahr enttäuschende Schotten in Front gegangen. Die Mannschaft von Eddie Jones zeigte dabei all das, was sie in besten Zeiten zum vermeintlichen All-Blacks-Herausforderer gemacht hat: Ein brutal starkes Sturmspiel, sowohl mit den schweren Ballträgern, als auch im Gedränge und Paket - dazu ein schnelles Umschalten und Bälle in die weiten Kanäle. England nahm Schottland eine halbe Stunde lang förmlich auseinander und hatte nach 30 Minuten mit bereits fünf Versuchen 31 Zähler auf dem Konto.

Nach der Demontage von Edinburgh im Vorjahr schien England wie erwartet Rache an geschwächt antretenden Schotten zu nehmen. Was sich aber in den folgenden 50 Minuten abspielte, hätte so niemand prognostiziert. Schottland erzielte sage und schreibe sechs Versuche - angetrieben von Man of the Match Finn Russel, spielten die schottischen Gäste England schwindlig. Nicht ein einziger der Schottland-Spieler am Samstag war 1983 auf der Welt, als Schottland zuletzt in Twickenham triumphieren konnte. Doch was Anfangs nach Ergebniskosmetik roch, entwickelte sich für England fast zum Waterloo.

Was für ein Spiel in Twickenham - Schottland scheitert knapp am Jahrhundert-Comeback

Wäre da nicht George Fords Versuch in der Nachspielzeit gewesen, der England immerhin noch das Unentschieden rettete, wäre die Blamage perfekt gewesen. Aus englischer Sicht gilt es bis zum Start der WM in 187 Tagen die Fehleranfälligkeit zu beseitigen und die Dämonen dieses Debakels aus dem Kopf zu bekommen. Eine 31:0 Führung gegen einen vermeintlichen Underdog daheim zu verspielen, nagt sicherlich auch am Selbstvertrauen von Owen Farrell und Co.

Für die Schotten hat das Duell vom Samstag den gegenteiligen Effekt. Der mehr als nur versöhnliche Abschluss eines bis dato enttäuschenden Turniers und die wichtigste Erkenntnis: Der ultra-offensive Hurra-Stil kann durchaus von Erfolg gekrönt sein. Es war eine Augenweide zu sehen, wie Schottland nahezu mit jedem Ball attackierte, Finn Russel No-Look-Pässe wie Kaninchen aus dem Hut zauberte und der junge Außen Darcy Graham mit Englands Verteidigung Katz und Maus spielte.

Die WM verspricht mehr Spannung denn je

Das Fazit der diesjährigen Six Nations kann deshalb nur lauten: Die WM im September verspricht verdammt spannend zu werden. Irlands Einbruch bedeutet sicherlich, dass Neuseeland erneut als großer Favorit in das Turnier im Land der aufgehenden Sonne gehen wird. Doch dahinter tummeln sich eine ganze Reihe von Anwärtern, die nah beieinander sind und im Zweifel auch dem amtierenden Weltmeister gefährlich werden können. Das Rugby-Jahr 2019 dürfte also noch mit einigen Highlights aufwarten.

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