Es wartet ein Gegner mit breiter Brust im kleinen hitzigen Heysel-Stadion der belgischen Hauptstadt, wo Spanien im letzten Jahr stolperte. Belgien gibt sich selbstbewusst und hat seine Frankreich-Stars an Bord. Doch auch unsere DRV XV ist nach dem tollen November und dem Testspielsieg über die Niederlande guter Dinge vor dem richtungsweisenden Auftakt.
Am letzten Freitag ging es für unsere schwarzen Adler in das nationale Rugby-Zentrum der Niederlande. Auf dem Kunstrasen der niederländischen Hauptstadt setzte sich die DRV-Auswahl in dem als inoffizielles Vorbereitungsspiel gewerteten Duell nach frühem 3:14 Rückstand am Ende knapp mit 26:20 durch. Für das Trainerteam um Mike Ford und Mouritz Botha habe dieses Spiel wertvolle Erkenntnisse geliefert.
Die Niederlande sind immerhin Tabellenführer der Rugby Europe Trophy, der Spielklasse direkt unter der Championship und gelten als Aufstiegskandidat, nachdem sie Mitfavorit Polen im November mit 49:0 auf polnischem Boden abgefertigt hatten. Im deutschen Team fehlten zudem zahlreiche Frankreich-Legionäre, die mittlerweile mit dem Team trainieren, aber eine Pause gut gebrauchen konnten.
Heute konnte unsere schwarzen Adler den Webb-Ellis-Cup beim Training persönlich begutachten
Mit Gedrängehalb Tim Menzel und Maxime Oltmann waren immerhin zwei der vier deutschen Profis aus Frankreichs Pro D2 mit dabei. Oltmann war im Vorjahr von Frankreichs Rugby-Bibel Midi Olympique zu der Entdeckung der zweiten Liga gewählt worden, hat aber in der aktuellen Saison mit Blessuren und einer längeren Durststrecke zu kämpfen. Bisher hat es für den 1,90-Schlacks zu zwei Versuchen gereicht. Hoffen wir, dass der Deutsch-Franzose am Samstag seine Ladehemmung überwindet.
Neu im Team war Toby Williams vom englischen Zweitligisten Doncaster Knights. Der in Deutschland geborene 32-jährige linke Prop spielt seit sechs Jahren in der Championship und ist sowohl im Gedränge, als auch im offenen Spiel eine absolute Waffe. Williams hatte zuvor bereits hochklassig Rugby League gespielt und ist vom Körperbau her ein absoluter Modellathlet.
Deutschlands neuer Prop-Star? Toby Williams, Zweitliga-Profi in England bei Doncaster
Mike Ford dürfte damit die Qual der Wahl haben für den Belgien-Kader auf den Prop-Positionen. Mit Julius Nostadt und Jörn Schröder sind zwei weitere starke Erste-Reihe-Stürmer für die linke Seite im Kader. Auch der Star der schwarzen Adler in Marseille, Hakler Kurt Haupt, stößt dem Vernehmen nach dieser Tage zum Kader. Seit dem Repechage-Turnier hat der Deutsch-Südafrikaner wieder bei seinem Ex-Klub Southern Kings angeheuert.
Sportlich gesehen dürfte das Belgien-Spiel richtungsweisend sein. Mit einem Sieg könnte man die darauffolgenden schweren Aufgaben in Rumänien, daheim gegen WM-Teilnehmer Russland und in Georgien viel entspannter angehen. Dass dies im stimmungsvollen und engen Heysel-Stadion von Brüssel kein Selbstläufer ist, weiß man auch im deutschen Team.
Belgien: „Die Euphorie vom Vorjahr fortsetzen“
Die Belgier starten derweil morgen in die heiße Phase der Vorbereitung auf das Deutschland-Spiel, wenn die Auslands-Profis um Kapitän Jens Torfs vom französischen Erstligisten Perpignan zum Team stoßen. Der Kern des belgischen Teams hatte in den letzten Monaten als Belgium Barbarians den Continental Shield gespielt, bei dem der HRK in der Vorsaison noch ins Finale vorgestoßen war. In den vier bisherigen Spielen setzte es aber gegen Petrarca und Rovigo mehr oder weniger deftige Schlappen.
Belgiens Trainer Guillaume Ajac hat derweil der belgischen Rugby-Webseite sportkipik.be ein ausführliches Interview gegeben. Bei den Belgiern herrscht durchaus Respekt vor der DRV-Auswahl und auf die Frage ob er ein ähnliches Spiel wie das 69:15 aus dem Vorjahr erwarte, entgegnete Ajac: „Auf gar keinen Fall - wir haben ihre Spiele in der WM-Quali gesehen und sie sind ein gutes Team. Die Schwierigkeiten abseits des Platzes sind geklärt, leider, muss man aus unserer Sicht sagen." Mit Blick auf die Zielsetzung seiner Belgier erwiderte Ajac, dass man vor allem die Euphorie aus dem Vorjahr wieder beleben wolle.
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