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Six Nations: England entzaubert Irland, Frankreich schlägt sich selbst, Schottland souverän
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 4. Februar 2019

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Englische Jubel in Dublin - mit diesem deutlichen Sieg hätten wenige gerechnet.

Was für ein Auftaktwochenende bei den Six Nations 2019. 19 Versuche in drei Spielen, der Sensationssieg der Engländer in Dublin, Frankreichs großartiges Spiel und herzzerbrechende Niederlage gegen Wales und Schottlands erst souveräner und erst am Ende etwas wackliger Sieg gegen Italien. Die ersten drei von 15 Spielen Six Nations Rugby machen Lust auf mehr.

Irland 20 - 33 England

Was war nur mit den Iren los? Erstmals seit langem gingen die Boys in Green wieder als Favorit in ein Duell mit England und diese Rolle schmeckte dem Team von Joe Schmidt überhaupt nicht - erstmals unter Joe Schmidt musste Irland eine Heim-Niederlage einstecken. Über weite Teile des Spiels hatte Irland Probleme gegen England regelmäßig Meter mit dem Ball zu machen - die Gastgeber bissen sich ein ums andere Mal die Zähne an der stark verteidigenden Defensive Englands aus. Die unglaubliche Intensität des irischen Phasenspiels, die starken Sturmläufe von Furlong, Stander und Co., Conor Murrays präzise Boxkicks - all dies hatten die Engländer weitestgehend unter Kontrolle. Dazu hatte Aushilfs-Schluss Robbie Henshaw große Probleme mit seinem Positionsspiel - mehrmals fand Englands Verbinder Farrell viel Raum hinter dem normalerweise als Innen auflaufenden Henshaw, der außerdem unter den hohen Bällen alles andere, als bombensicher aussah.

Offensiv legte das Rugby-Mutterland selbst wie die Feuerwehr los - es sollte nur 90 Sekunden dauern bis ein scheinbar harmloses Offload von Billy Vunipola Irland kalt erwischte. Der brachiale Achter war wie schon vor ihm Manu Tuilagi an der 22 von gleich mehreren Iren gestoppt worden, Vunipola wurde den Ball dann aber im Kontakt los, als die Iren drei Verteidiger nutzten um ihn hochzuhalten. Als das Spielgerät dann durch die Hände der englischen Dreiviertel blitzschnell auf die linke Seite ging - Farrell hatte einen riskanten Überpass direkt vor den aufrückenden Iren gewagt - hatten die Gastgeber plötzlich einen Verteidiger zu wenig auf der kurzen Seite und England konnte durch Johnny May punkten.

Erst danach schien der favorisierte Gastgeber endlich richtig ins Spiel zu kommen als zuerst Sexton per Penalty traf und sich der Sturm der Iren nach einem Paket der Linie näherte. Zwar konnte England diesen Versuch noch abwehren, doch aus kurzer Distanz war Irlands Prop Healy nicht mehr zu stoppen. Die Iren führten Mitte des ersten Durchgangs, zum ersten und einzigen Mal.

Denn England schlug nur fünf Minuten später zurück, als der großartig spielende Rückkehrer Tulagi ausnahmsweise Mal nicht brachial in den Kontakt spielte, sondern den Ball kurz vorm Kontakt hinten rausspielte. Dabei konnte der samoanisch-stämmige Engländer gleich mehrere auf ihn wartende Iren aus dem Spiel nehmen. Der Ball kam zu Schluss Elliot Daly, der von der 22 einen cleveren Bodenroller-Kick spielte. Diesen konnte Irlands Außen Stockdale gegen den heranstürmenden Jack Nowell nicht verteidigen, so dass Daly selbst nur noch die Hand zum Versuch auf den Ball platzieren musste.

England wäre vor der Pause fast noch einmal zu einem Versuch gekommen, aber Referee Garcès verweigerte Mako Vunipola einen Pick-and-Go Versuch, da dieser sich illegalerweise am Boden liegend nach vorne bewegt habe. England kam dann aber nach der Pause, nachdem man gute zwanzig Minuten irischen Druck absorbiert hatte, zu Versuch Nummer drei: Nach einem Gedränge an der Mittellinie landete der Ball blitzschnell zum überragenden Außen Johnny May, der einen cleveren Kick Richtung Malfeld setzte - Innen Henry Slade gewann den Sprint zum Ball und bescherte England die optimale Ausgangsituation vor der Schlussphase.

Irland hätte gleich zwei Versuche gebraucht, um das Spiel noch zu gewinnen und spielte am Ende mit viel Risiko. Doch dies sollte nicht belohnt werden, im Gegenteil: Ein riskanter Pass des Weltspielers 2018 Johnny Sexton wurde von Henry Slade abgefangen und der Exeter-Spieler besorgte England den Bonuspunkt. Ein später Ehrenversuch vom eingewechselten John Cooney war nicht mehr als Ergebniskosmetik.

Irland hatte eine verdiente Heimniederlage kassiert und nun heißt es sprichwörtlich Wunden lecken. Denn mit CJ Stander droht ein ganz wichtiger Pfeiler des irischen Spiels auszufallen - der Achter hatte sich bereits in der ersten Hälfte eine doppelte Gesichtsfraktur zugezogen, aber dennoch bis zum Ende durchgespielt. Mit dem Auswärtsspiel in Schottland wartet eine Hürde, die Irland vor zwei Jahren bereits gerissen hatte. England dagegen wird gegen die Franzosen daheim nachlegen müssen und ist auf einmal Favorit auf den Six-Nations-Gesamtsieg. Der sichtlich gut gelaunte Eddie Jones trat Samstag Abend der Presse gegenüber selbstbewusst, wie eh und je auf: „Wir werden nur noch besser werden“ gab Jones zu Protokoll. Mit Blick auf das restliche Turnier und die WM im Herbst können Englands-Fans auf einmal deutlich optimistischer sein. Irland ist weiterhin ein gutes Team, doch auch in Neuseeland wird man mit Interesse beobachtet haben, wie es den Engländern gelungen ist, die Iren zu knacken.

 

 

Frankreich 19 - 24 Wales

Dieses Spiel nicht zu gewinnen, war eine Leistung für sich. Nach einer ersten Halbzeit, in der man die walisischen Gäste nach Belieben dominiert hatte, schafften es die Franzosen am Freitag-Abend zum Six-Nations-Auftakt die Gäste mit zwei geschenkten Versuchen irgendwie noch über die Ziellinie zu bringen. Es war eine Tragödie, die les Bleus da vor Zehntausenden im Stade de France ablieferte.

Mit einer unglaublichen Intensität und in einem Tempo, dass man von Frankreich lange nicht gesehen hatte, brauchte Frankreich keine sechs Minuten, um in Front zu gehen. Nach mehreren harten Sturmläufen wanderte der Ball nach Außen wo sich Achter Picamoles mit einem Step und durch zwei Tackles hindurch zu Versuch Nummer eins durchtankte.

Trotz sintflutartigen Regens in Paris entwickelte sich ein tolles Duell. Wales schien seine erste Chance überhaupt genutzt haben, als Schluss Liam Williams nach einer schnellen Kombination durchbrach - doch der wohl beste Waliser in diesem Spiel hatte beim über die Linie schlittern kurzzeitig die Kontrolle über das Leder verloren. Zurecht gab Schiri Barnes den Versuch nicht.

Aber auch Frankreich war mit viel Lust am Spiel gekommen - erst brachte Außen Penaud die Franzosen in eine gute Position und dann ging es für die Waliser zu schnell auf die komplett andere Seite. Verbinder Lopez setzte das tolle Innen-Pärchen aus dem erfahrenen Fofana und dem guten Debütanten Ntamack in Szene. Flanker Arthur Iturria spielte dann Außen Huget mit einem Sahne-Offload frei, so dass dieser nur noch Wales-Außen George North abhängen musste, um zu Versuch Nummer zwei für Frankreich zu kommen.

Mit einem Lopez-Dropgoal war Frankreich trotz mehrerer verpasster Kicks nun 16:0 zur Pause in Front. Doch Frankreich wäre nicht Frankreich, wenn sie nicht ihr anderes Gesicht an diesem Abend gezeigt hätten. Erst ließen les Bleus Worcester-Winger Josh Adams viel zu einfach durchbrechen, nachdem dieser nach einem Step wieder Richtung Ruck zog und an den aufstehenden Stürmern vorbei durchbrach und Neuner Williams bei seinem Debüt zum Versuch bediente.

Als Frankreich-Außen dann einen viel zu lang geratenen Kick auf das Malfeld der Gastgeber fallen ließ und Wales-Außen North dankbar zum Versuch ablegte, waren die Gäste ohne viel eigenes Zutun wieder im Spiel.

Frankreich brachte sich per Straftritt in der 71. Minute noch einmal nach vorne. Angestachelt vom enthusiastischen Pariser Publikum suchten sie dann die Entscheidung und fanden lediglich ihr Verderben. Zweite-Reihe-Stürmer Sébastien Vahaamahina versuchte sich trotz glitschigem Spielgerätes an einem doppelten Überpass - George North sagte Danke und sprintete von der eigenen 22 mit dem abgefangenen Ball bis ins Malfeld.

Mit der Uhr im roten Bereich bäumten sich die Franzosen noch ein Mal auf und schafften es bis in Wales Hälfte. Doch Ersatz-Hakler Julien Marchand riss sich bei einem Ballvortrag, als er unglücklich in den Rasen trat, das Kreuzband, verlor dabei den Ball, was schließlich die Niederlage besiegeln sollte. Die Bilder vom vor Schmerz gekrümmten Marchand hatte Symbolcharakter - Frankreich hatte nach tollem Beginn eine weitere dramatische Niederlage kassiert - wie bereits gegen Südafrika im November. In Twickanham wird die Aufgabe nicht einfacher. Die Waliser wiederum fliegen nun nach Rom, wo ein Sieg fast schon Pflicht ist.

 



Schottland 33 - 20 Italien

Das Ergebnis des ersten Samstags-Spiels suggeriert ein engeres Spiel, als es die 67.000 im Murrayfield zu Edinburgh zu Gesicht bekamen. Schottland dominierte über weite Teile des Spiels, während die Azzurri erst in der Schlussphase mit drei Versuchen in sieben Minuten glänzen konnten. Schottland hatte zuvor vor allem mit taktischen Kicks, von denen Italiens Hayward mehrer bravourös entschärfen konnte, für ein einseitiges Spiel gesorgt.

Italien kam schlicht nicht aus der eigenen Hälfte raus und verlor zu allem Überfluss mehrmals das Leder in gefährlicher Position. Auf der Gegenseite war Schottland-Verbinder Russel großartig aufgelegt. Dem Racing-Spielmacher gelang fast alles und ein wunderschöner Cross-Kick mit dem Außenrist bescherte Schottlands ersten Versuch durch Kinghorn bevor Russel erneut brillierte - ein Offload machte das Spiel schnell und trotz Hoggs durchschnittlichem Pass konnte Kinghorn erneut punkten.

Dennoch schien Italien zur Pause beim Stand von 12:3 nicht aus dem Spiel. Doch Russel sollte seinen großartigen Nachmittag fortsetzen - der geniale Spielmacher zeigte sein ganzes Repertoire und spielte einen großartigen Bodenroller ins Malfeld, wo Schluss Stuart Hogg nur noch die Hand auf den Ball klatschen musste musste. Kinghorns Hattrick-Versuch nachdem die italienische Defensive durch mehrere schnelle Phasen auseinandergezogen war, brachte den Offensiv-Bonus und die Vorentscheidung.

Das letzte schottische Hurra sollte in der 62 Minute erfolgen. Hogg brachte die Schotten mit einem seiner gefährlichen Läufe tief in die Hälfte Italiens, wo Russel den Ersatz-Innen Chris Harris mit einem perfekt getimeten Pass durch die Lücke zum fünften und letzten Versuch brachte. Als Schottlands Prop Simon Berghahn sich zehn Minuten vor dem Ende eine verdiente Gelbe abholte und Italien die Lust am Offload entdeckte spielten auf einmal auch die Azzurri mit.

Drei Mal schafften es die Italiener durch Palazzani, Padovani und Esposito innerhalb von nur sieben Minuten ins schottische Malfeld. Fast hätte Italien mit einem vierten Versuch noch zwei Bonuspunkte mitnehmen können, aber immerhin wurde klar: Die Italiener sind mittlerweile zumindest so fit, dass sie gegen die Top-Teams nicht in der Schlussphase auseinanderfallen. Gegen Wales daheim wird es keine einfache Aufgabe, aber zumindest könnten die Italiener zum unangenehmen Gegner werden. Schottland wir derweil gegen Irland versuchen das Kunststück von vor zwei Jahren zu wiederholen und die Iren mit einer Niederlage heimzuschicken.

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