Erst vor 18 Monaten hat der deutsche Rugby-Mäzen Hans-Peter Wild Stade Français übernommen - nun werden dem Heidelberger Ambitionen nachgesagt, den Traditionsklub loswerden zu wollen.
Es ist genau zwei Wochen her, dass Capri-Sun-Besitzer und Rugby-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild seine einstige rechte Hand Robert Mohr bei Stade Français feuerte (TR berichtete). Nun bahnt sich eine noch dramatischere Entwicklung an - gut informierte französische Medien-Kreise sagen dem Heidelberger Milliardär ein Interesse nach, Stade Français nur 1,5 Jahre nach der Übernahme wieder los werden zu wollen.
Le Parisien gilt in Pariser Rugby-Kreisen als besonders gut informiert. Die größte Zeitung der französischen Hauptstadt, mit ihrer Auflage von über 200.000 Ausgabe täglich, hat gestern bei Stade Français ein weiteres Erdbeben ausgelöst. Am späten gestrigen Abend veröffentlichte die normalerweise gut informierte Zeitung einen Artikel, der darüber spekuliert, dass der deutsche Rugby-Mäzen Hans-Peter Wild Stade Français verkaufen könnte (Link).
Die Pariser Zeitung betont, dass der deutsche Milliardär momentan mit dem Fortschritt seines Pariser Vereins unzufrieden sei. Trotz eines respektablen vierten Tabellenplatzes momentan - immerhin Welten besser, als Stades Abstiegskampf im Vorjahr - herrsche beim Soft-Drink-Unternehmer Frust. Nicht nur aufgrund der sportlichen Umstände, sondern auch aufgrund des finanziellen Aufwands, den er betreiben muss.
Noch im Frühjahr letzten Jahres hatte Wild in der französischen Rugby-Bibel Midi Olympique verkündet, dass er bereit wäre den besten Spieler der Welt nach Paris zu holen, sofern Bedarf bestünde (Link). Wenig überraschend schoss Stade dann im Sommer in der Geldrangliste der Top 14 an die Spitze der Budget-Rangliste der Top 14 mit 34 Millionen Euro Jahresbudget (Link).
Nachdem Wild laut le Parisien in 18 Monaten mittlerweile 40 Millionen Euro in den Pariser Klub investiert hat - immerhin ein Vielfaches des Wildschen Investments in das deutsche Rugby über zehn Jahre hinweg - scheint ihm das Vergnügen nun zu teuer zu werden. Denn trotz der besseren Tabellen-Platzierung langweilt der altbackene Rugby-Stil von Trainer Heyneke Meyer und Verbinder Morne Steyn die Pariser Öffentlichkeit - Nachbar und Erzrivale Racing zieht derweil weitaus mehr Zuschauer und Sponsoren an - und das mit einem kleineren Budget.
Wild, so ein anonymer Insider gegenüber Le Parisien, wolle den schnellen Erfolg und habe mit seinen 76 Jahren keine Geduld. Wenn Coach Heyneke Meyer keine Titel liefere, drohe nicht nur dem südafrikanischen Coach die Entlassung - Wild werde den Klub loswerden wollen. Nachdem dem Traditionsklub Stade schon vor Wilds Übernahme die Pleite drohte, stünde nun das komplette Aus für die Soldats Roses im Raum.
Kein Wunder, dass einige Führungsspieler schon heute öffentlich versuchen, den Klub-Besitzer zu besänftigen. Stade-Legende Sergio Parisse betont heute gegenüber Rugbyrama: „Wir stehen absolut hinter dem Projekt des Doktors.“
+++ Update: In einem Interview mit l'Équipe gab Dr. Wild zu Protokoll von den Spekulationen gehört zu haben, aber keine Intention zu haben Stade zu verkaufen - er stehe voll hinter Coach Meyer +++
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