England bangt vorm Top-Duell zum Six-Nations-Auftakt um Owen Farrell. Foto (c) Perlich
Genau zehn Tage sind es noch bis zum Six-Nations-Auftakt und gleich zu Beginn des Sechs-Nationen-Turniers erwartet die Fans ein richtungsweisendes Duell: England muss nach Dublin reisen - nachdem die Iren im Vorjahr den Grand Slam in London klarmachten, sinnt England nun auf Rache. Jedoch droht ausgerechnet zum Spiel der Spiele der Ausfall der Spielmacher beider Teams.
Owen Farrell wurde am Wochenende in letzter Minute vom Europacup-Match seiner Saracens gegen Glasgow zurückgezogen, um sich einer Last-Minute-Prozedur am Daumen zu unterziehen. Laut Farrells Vereinscoach Marc McCall soll der England-Zehner lediglich zehn Tage ausfallen und wäre damit frühestens zum Abschlusstraining der Engländer vor dem Duell in Dublin zurück.
Umso verwunderlicher ist es, dass Danny Cipriani weiter auf einen Anruf von England-Coach Eddie Jones wartet. Der Gloucester-Verbinder spielt bei seinem neuen Klub eine bisher überragende Saison, doch wie so oft will sich der exzentrische England-Trainer Eddie Jones nicht in sein Metier reinreden lassen. Das Vabanque-Spiel mit den Verbindern scheint für den als störrisch geltenden Australier mit japanischen Wurzeln typisch.
So ist mit George Ford momentan lediglich ein fitter Verbinder im Trainingscamp in Portugal, in dem Jones seine Männer auf gewohnt knallharte Weise auf das Duell in Dublin vorbereiten will. Eine erneut klare Niederlage gegen Irland könnte auch den vermeintlich sicher im Sessel sitzenden Jones in Bedrängnis bringen. Nach dem historisch schlechten fünften Platz bei den Six Nations hat Jones seinen Kredit verspielt.
Dennoch geht man in England nach den guten November-Resultaten, da wären vor allem die Siege gegen Südafrika und Australien sowie das enge Spiel gegen Weltmeister Neuseeland zu nennen, optimistisch in die Six Nations. Zum einen, da der Spielplan den Engländern in diesem Jahr drei Heimspiele zugesteht und zum anderen, da einige wichtige Schlüsselspieler zurück im Kader sind.
Vunipolas und Josephs Rückkehr als Hoffnungsschimmer
Vor allem die Rückkehr Billy Vunipolas gilt bei Experten als wichtigste Nachricht. Der XXL-Achter mit tongaischen Wurzeln ist im Game-Plan von Jones entscheidend. Als unglaublich starker Ballträger bringt der Achter sein Team immer wieder und verlässlich weit über die Vorteilslinie. Ohne Vunipola stottert das Spiel der Engländer weitaus häufiger.
Außerdem kehrt mit Jonathan Joseph Eddie Jones präferierte Option auf der zweiten Innen-Position zurück in den Kader. Nachdem Joseph, der vor allem durch seine flinken Beine und Fähigkeit Tackles auszuweichen bekannt ist, bei Bath am Wochenende seine Fitness unter Beweis stellen konnte, durfte er nun ins Camp nach Portugal reisen.
Nach langer Verletzungs-Misere war Joseph naturgemäß überglücklich und blickte den Medien gegenüber gleich auf das Spiel gegen die „weltbeste Mannschaft Irland“ voraus, wie der Bath-Innen betonte. Mit ihm hat England wieder weitaus mehr Möglichkeiten in der Mitte zu rochieren.
Auch Irland hat Verletzungssorgen
Nur wenige Kilometer entfernt bereiten sich indes auch die Iren auf das große Duell zum Auftakt vor. Unter der Sonne Portugals fehlt aber ebenso der Hauptakteur - Johnny Sexton hatte sich im Dezember im Champions Cup eine Knieverletzung zugezogen und hat seitdem nicht mehr gespielt. Wie bei Farrell auch wird es ein Rennen gegen die Uhr, um Sexton fit zu bekommen.
Anders als Farrell dürfte Sexton aber aus dem Rhythmus sein, wenn beide Teams am 2. Februar im seit Monaten ausverkauften Aviva Stadium aufeinandertreffen. Doch mit seinen mittlerweile 33 Jahren traut man dem Weltspieler des Jahres 2018 im irischen Trainer-Team zu, direkt zurück ins Zentrum des Geschehens zu rücken, ohne vorher ein Warm-Up-Match absolviert zu haben.
Immerhin könnte am Samstag kommender Woche schon eine Vorentscheidung im Titelkampf fallen. Sechs Jahre ist es nämlich her, dass eine Mannschaft außer Irland und England den Titel für sich entscheiden konnte. Auch für die im Herbst stattfindende WM würde der Sieger in Dublin ein Ausrufezeichen setzen.
Irland jedenfalls geht mit breiter Brust in das Turnier - nicht nur der Sieg gegen die All Blacks im November, sondern auch das gute Abschneiden der irischen Teams im Europacup lässt die Fans der Boys in Green hoffen. Und mit dem Wechsel von Joey Carbery nach Munster gäbe es mittlerweile auch im Falle eines Sexton-Ausfalles eine echte Alternative auf der Zehn.
Der ehemalige Ersatzmann Sextons bei Leinster hat sich beim großen Rivalen seines Dubliner Heimatklubs, den West-Iren Munster, gemausert und ihm wird mittlerweile auch im Irland-Shirt die Kronprinzenrolle zugeschoben. Sollte Sexton tatsächlich nicht rechtzeitig fit werden wäre es eine frühe Feuerprobe für den erst 23-jährigen, der dann immerhin auf die Hilfe seines Vereinskollegen Conor Murray hoffen darf, der wieder bei vollen Kräften scheint.
England könnte immerhin mit George Ford einen sehr erfahrenen Ersatz zu Farrell aufbieten, der zuletzt selbst in großer Form war. Damit sind die Sorgen um die Fitness von Verbinder Farrell nicht dermaßen groß. Bei Irland scheint man momentan noch deutlich abhängiger vom Star mit der Zehn auf dem Rücken. In den kommenden Tagen werden in Irland wohl einige Stoßgebete für die rechtzeitige Genesung Sextons abgegeben werden.
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