Als der Heidelberger Rugby-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild den Pariser Spitzenklub Stade Français übernahm, war die Hoffnung groß, dass das deutsche Rugby von der Verbindung des französischen Glamour-Vereins mit dem ehemaligen DRV-Hauptsponsor profitieren könnte. Jetzt scheinen sich die wohlsituierten Pariser erstmals aus Deutschland verstärken zu wollen.
Für die DRV XV bedeutet dies allerdings erst einmal nichts Gutes. Wie TotalRugby aus gut informierter Quelle erfahren hat, steht Kobus Potgieter vor dem Sprung zu Stade. Der Südafrikaner hatte nach jahrelanger Tätigkeit als Nationaltrainer zuletzt als Director of XVs Rugby fungiert. Nun will Stade, dessen sportlicher Leiter Potgieters alter Vorgesetzter Robert Mohr ist, Potgieter für das Trainerteam der eigenen U-21 verpflichten.
Bereits die Meldung, dass Nationaltrainer Mike Ford vor dem Sprung zu Englands Rekormeister Leicester Tigers stehen soll, hatte für Unsicherheit im Umfeld der Nationalmannschaft gesorgt. Immerhin steht für die schwarzen Adler bereits am 9. Februar in Brüssel das erste schwere Auswärtsspiel der Rugby Europe Championship vor der Tür. Mit Potgieter würde ein absoluter Fachmann den DRV-XV-Trainerstab verlassen, der zudem allerbeste Kenntnisse vom deutschen Rugby-Spitzenpersonal auf und neben dem Feld hat.
In seiner potenziellen neuen Rolle als Nachwuchs-Coach bei den Parisern könnte er Emil Rupf trainieren. Der Zweite- und Dritte-Reihe-Stürmer von Frankfurt 1880 gilt als eine der größten Hoffnungen der Talentschmiede am Main. Stade hat, laut gut informierten Quellen, offiziell um eine Freigabe beim DRV angefragt.
Rupf ist erst 18 Jahre als, hat aber bereits Erfahrung in den Jugend-Nationalmannschaften des DRV sammeln können, war Teil der Marseillle-Vorbereitung der DRV XV und ist trotz seiner jungen Jahre schon Teil der ersten Herren-Mannschaft des Bundesliga-Tabellenführers.
Rupf hatte bereits in Jugend-Jahren einen Schüleraustausch in Frankreich absolviert, damals von Robert Mohr eingefädelt und dabei in der Akademie von Stade Rochelais gespielt. Eben jenem Klub, bei dem auch Eric Marks spielt und dessen Kapitän Mohr einst war. Die Französisch-Kenntnisse dürften bei Rupf also kein Problem sein, ebensowenig wie die Anpassung an das Leistungsniveau in Frankreich.
Frankfurt-Macher Byszio: "Wir haben das Luxus-Problem, dass internationale Vereine an unseren Spielern dran sind"
Bei den Frankfurtern will man sich vorerst zum konkreten Fall Rupf nicht äußern - Abteilungsleiter Uli Byszio betont gegenüber TR jedoch: „Wir haben derzeit das Luxus-Problem, dass einige internationale Vereine an unseren Nachwuchsspielern dran sind. Wir überlegen zurzeit gemeinsam mit diesen Spielern, welches Modell für sie am besten ist. Es kommt darauf an, nicht nur einen Verein zu finden, der ihnen eine gute Rugby-Zukunft bietet, sondern auch eine gute Ausbildung. Darüber hinaus spielen natürlich auch finanzielle Dinge eine Rolle.“
Für Rupfs spielerische Entwicklung dürfte ein Wechsel in das hochprofessionelle Nachwuchs-System Frankreichs sicherlich nicht nachteilig sein. Außerdem würde er nach der Absolvierung der drei Akademie-Jahre als einheimischer Spieler gelten. In fünf Jahren dann dürfte Rupf, wenn er bis dahin nicht für die DRV XV aufgelaufen sein sollte, sogar für Frankreich spielen. Noch steht eine Entscheidung des Frankfurters allem Anschein aber noch aus.
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