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Englands Klubs in der Krise: Europacup-Pleitenserie, aber Hoffnung durch Millionen-Investment
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 17. Dezember 2018

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Leicester Tigers Pleitenserie steht symptomatisch für die Schwäche der englischen Klubs - ein Millionen-Investment soll jetzt für einen Schub sorgen.

Gefühlt stand es selten schlechter um die Topklubs der englischen Premiership - nach vier von sechs Runden der Heineken-Cup-Gruppenphase sind mit den Wasps und Bath zwei der Top-Klubs aus dem Mutterland bereits eliminiert, Gloucester, Exeter und Leicester sind so gut wie raus und schlussendlich werden wohl nur Saracens die Gruppenphase des prestigeträchtigen Wettbewerbs überstehen. Erstmals dürfte sogar Schottland mehr Teams in der K.o.-Phase haben, als der große Nachbar. Doch nun steht der Abschluss eines 200-Millionen-Deals kurz bevor, der der Premiership einen Schub geben und ihre Klubs wieder an die europäische Spitze katapultieren soll.

Die Leicester Tigers standen einst für alles was großartig war am englischen Rugby ist. Mit ihrem gefürchteten Sturm um Ex-England-Kapitän Martin Johnson und Graham Rowntree dominierten sie, spielerisch sicher nicht immer glänzend, das heimische wie europäische Rugby. Mehr als 25.000 Zuschauern bei den Spielen an der legendären Welford Road machten die Tigers zum gefürchteten Gegner.

Leicester als Sinnbild für die Krise

Die beiden Heineken-Cup-Titel 2001 und 2002 des Klubs waren sozusagen die Prelude zu Englands bisher einzigem WM-Titel 2003. Heute sieht die Lage der Tigers umso bitterer aus und Leicester steht emblematisch für die Krise des englischen Vereinsrugbys. Am Samstag ließ sich Englands Rekordmeister daheim mit 11:34 von Racing vorführen.

Damit kassierte die Tigers ihre achte Niederlage in Serie. Auch Vereinslegende Geordan Murphy, der den direkt nach dem ersten Spieltag gefeuerten Trainer Matt O’Connor ersetzte, konnte daran nichts ändern. Schlechter waren die Tigers seit den 1970ern nicht - die Zeiten der gefürchteten Tigers sind vorbei. 

Lediglich Saracens halten Englands Farben im wichtigsten der drei Rugby-Europacups, der seit dieser Saison wieder den Namen Heineken Cup trägt, noch angemessen hoch. Ob sich diese Entwicklung auch negativ auf die Leistung der englischen Nationalmannschaft auswirkt, die ihre Spieler einzig und allein aus der Premiership zieht, bleibt abzusehen.

Ende der finanziellen Sorgen durch Investment-Geldsegen

Aber auch abseits des Feldes steht es nicht sonderlich gut um die Premiership-Klubs. In der Liga schreibt von zwölf Klubs nur ein einziger schwarze Zahlen - die Exeter Chiefs.. Am morgigen Dienstag jedoch soll ein mehr als 200 Millionen Pfund schwerer Investment-Deal abgeschlossen werden, der die englische Liga mittel- und langfristig wieder an Europas Spitze führen soll.

Die in Luxemburg registrierte Private-Equity-Firma CVC hatte bereits im September ein 275-Millionen-Angebot für 51% der Premiership-Anteile geboten. Nun steht CVC kurz vor dem Abschluss des Deals. Dabei ist der Großinvestor kein Unbekannter im Sport-Business - jahrelang besaß CVC bereits die Mehrheits-Anteile an der Formel 1, bevor man sie gewinnbringend (gerüchteweise für das vierfache) wieder veräußerte.

Die Erstofferte für einen Mehrheitsanteil hatten die 13 Eigner der Premiership, die zwölf aktuellen Erstligisten und Gründungsmitglied London Irish, abgelehnt. Doch ein zweites Angebot von 200 Millionen Pfund für einen dreißigprozentigen Anteil scheint von den Klubs befürwortet zu werden. Morgen soll der Deal endgültig finalisiert werden. 

Geldsegen sinnvoll einsetzen

Damit würde jeder der Premiership-Vereine plus London Irish knapp als 20 Millionen Pfund erhalten. Für die Vereine ein Geldsegen, der nach dem Willen der Liga- und Verbands-Bosse nicht direkt in höheren Spielergehältern verpuffen soll. Die Gehaltsobergrenze pro Team soll weiterhin bei sieben Millionen Pfund bleiben.

Der zusätzliche finanzielle Spielraum ließe sich höchsten über die sogenannte Marquee-Player-Regelung in den Kader investieren: Die Gehälter von zwei Spielern pro Team, im Normalfall die beiden Bestverdiener, zählen nicht zu dem erlaubten Budget von sieben Millionen. Das soll Klubs die Chance geben, im Kampf um die absoluten Topstars mit Frankreich und Japan mithalten zu können.

Die Liga-Bosse und Englands neuer Verbandschef Nigel Melville appelliert an die Klubs in Steine statt Beine zu investieren. Anstatt sich kurzfristigen Erfolg über neue Topstars zu erkaufen, solle in Infrastruktur investiert werden, um nachhaltig Erfolge erzielen zu können. Ob dies nun über ein neues Stadion, wie es Bath Rugby gerade plant, um die Ticket-Einnahmen zu erhöhen und mehr Fans in die Arenen zu bringen, oder über Nachwuchszentren ist.

Investor sieht riesiges Potenzial im Vereinsrugby

Fest steht jedenfalls, dass die Investment-Profis von CVC riesiges Potenzial im Vereinsrugby sehen. Bisher waren vor allem die internationalen Spiele die großen Geldmacher im Rugby-Business und sollte nun auch das Vereinsrugby mittelfristig ein deutlich stärkeres Wachstum erfahren, wäre dies ein Plus für das Profil des Rugbysports.

Denn dieser ist zwar hinter dem Vereinsfußball klar die Nummer zwei hinter dem Fußball, jedoch mit gehörigem Abstand. Das Investment von CVC bewertet den Wert der gesamten Liga auf 666 Millionen Pfund, was immer noch geringer ist, als der der vier englischen Top-Klubs im Fußball.

Weiterhin stellt sich irgendwann aber auch die Frage, ob eine solche Entwicklung gut für das englische Rugby insgesamt ist. Denn mit finanzstärkeren, größeren und damit einflussreicheren Klubs hat Frankreich beispielsweise gemischte Erfahrungen gemacht. Während die Top 14 boomt, wird die Nationalmannschaft der Grande Nation nach hinten durchgereicht. Es bleiben weiterhin viele Fragen offen, aber festzustehen scheint, dass das englische Rugby vor einem nie dagelegenen Geldsegen steht.

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