Vor dem Spiel des Jahres: All Blacks provozieren Irland vorm Duell in Dublin
Geschrieben von TotalRugby Team
Donnerstag, 15. November 2018
Die All Blacks wollen in Dublin ihren Status als unangefochtene Nummer eins der Welt untermauern. Foto (c) Kessler
Nummer eins gegen Nummer zwei in der Weltrangliste. Der momentan größte Herausforderer des Weltmeisters bittet ihn zum heißen Tanz an der Lansdowne Road. Die beste Mannschaft der Nord-Hemisphäre fordert die All Blacks heraus. Es wird ein richtungsweisendes Spiel in Dublin werden und ein Fingerzeig darüber, ob die Neuseeland auch bei der nächsten WM in neun Monaten wieder eine Klasse besser, als die 19 anderen Teams bei der WM sind.
Schon nach ihrer Ankunft aus London begannen die Neuseeländer um Coach Steve Hansen und Co-Trainer Ian Forster mit ihren üblichen Psycho-Spielchen. In einer einberufenen Presse-Konferenz wurde Bundee Aki zum Ziel der Verbalattacken. Forsters Breitseite grenzte dabei schon fast an Rassismus: „Sie haben ja einen Iren aus ihm gemacht, er sieht jetzt aus wie ein Ire, oder?“ Aki wurde in Auckland geboren, hat tongaische Vorfahren und ist dadurch vom Haut-Teint sichtlich dunkler - darauf schien Forster anzuspielen.
Aki war vor gut vier Jahren zur irischen Provinz Connacht gewechselt und qualifiziert sich über die mittlerweile verschärfte 36-Monatsregel für die irische Mannschaft. Als unglaublich starker Ballträger, eisenharter Tackler und Offload-Spieler verleiht Aki dem Spiel der Iren eine neue Dimension - zusammen mit Henshaw und wahlweise Ringrose bildete Aki eine tödliche Innen-Kombination, die den Iren im Frühjahr den Grand Slam sicherte. In Neuseeland hatte Aki trotz toller Leistungen für die Chiefs keine Chance bei den All Blacks bekommen.
Die Duelle zwischen Neuseeland und Irland waren zuletzt heiß umkämpft
Sein jetziger Coach bei Irland, der gebürtige Neuseeländer Joe Schmidt, sah sich genötigt seinen Blockbuster-Centre zu verteidigen. Er habe genauso sehr ein Recht für Irland zu spielen, wie Jerome Kaino, Joe Rokocoko oder Malaika Fekitoa im Gegenzug bei Neuseeland. Alle genannten wurden auf den Pazifik-Inseln Tonga und Samoa geboren, liefen jedoch schließlich für die All Blacks auf. Nicht selten wurde den All Blacks vorgeworfen den Insel-Nationen ihre besten Talente zu klauen.
Sportlich dürfte das Duell verdammt eng werden. Beide Teams feierten am vergangenen Wochenende knappe Siege - Irland daheim gegen Argentinien und die All Blacks in Twickenham gegen England. Noch immer hat Irland nur einen einzigen Sieg gegen Neuseeland auf dem Konto und das bei bisher 30 Aufeinandertreffen. Doch die letzten drei Spiele zwischen beiden Teams waren allesamt sehr knapp.
Das letzte Aufeinandertreffen in Dublin 2016 war äußerst kontrovers - Sam Cane, Israel Dagg und Malakai Fekitoa fielen mit rotwürdigen Tackles auf, aber insgesamt gab es nur eine gelbe Karte für Fekitoa, obwohl Irland zwei Spieler durch Gehirnerschütterungen als direktem Resultat jener unfairen Aktionen verlor. Dazu wurde den All Blacks ein kontroverser Versuch zugesprochen - damit all dies nicht in Vergessenheit geriet titelte eine der größten irischen Sport-Webseiten heute: „Elf Dinge, die ihr wahrscheinlich über den hässlichen Sieg der All Blacks in Dublin 2016 vergessen habt“, und zählte die Vergehen der Weltmeister-Mannschaft genüsslich auf.
2016 leisteten sich die All Blacks einige Indiszipliniertheiten, viele sprachen von einem dreckigen Sieg
Die 52.000 Zuschauer im seit Monaten ausverkauften Aviva Stadium werden all dies nicht vergessen haben. Wenn am Samstag um 20 Uhr deutscher Zeit der Anpfiff ertönt (live bei DAZN), dürfte die Atmosphäre in Dublin hitzig werden. Einen großen Schub hätte den Iren sicherlich die Rückkehr des seit dem Sommer verletzt fehlenden Neuner Conor Murray gegeben - bis zuletzt wurde in den irischen Medien darüber spekuliert, ob der einflussreiche Gedrängehalb ausgerechnet gegen den Weltmeister zurückkehrt. Gerade Murray war beim Debüt-Sieg der Iren in Chicago entscheidend.
Bei den Neuseeländern muss lediglich Sonny Bill Williams verletzt passen, für ihn kommt Ryan Crotty in die Fünfzehn - sonst bietet Steve Hansen seine nominell beste XV auf. Neuseeland-Trainer Hansen prognostizierte indes ein enges Spiel zwischen den beiden Weltbesten Teams. Sein Team sei bereit für das Ballbesitz-intensive Rugby der Iren, die auf Dominanz aus seien.