DRV-XV-Außen Marcel Coetzee freut sich über die schnelleren Bedingungen, die vorhergesagt sind. Foto (c) Kessler
Noch nie war eine deutsche Rugby-Nationalmannschaft derart nah an der Qualifikation für eine Rugby-WM, wie in diesen Tagen im Süden Frankreichs. Es könnte ein Meilenstein in der endgültigen Etablierung unseres Sports in der Sportlandschaft der Bundesrepublik werden. Das ist auch unseren schwarzen Adlern bewusst - 48 Stunden nach dem emotionalen Sieg gegen Hongkong herrscht dennoch vor allem Euphorie und Optimismus, als Nervosität: Diese Mannschaft traut sich den großen Coup zu.
Unsere Berichterstattung aus Marseille mit freundlicher Unterstützung von Decathlon
Gerade für die Stürmer unserer DRV XV, die am Sonntag über 80 Minuten hinweg Schwerstarbeit zu verrichten hatten, wird es gestern und heute ein wenig länger gedauert haben, die kleineren und größeren Wehwehchen auszukurieren. Gestern stand für diejenigen Spieler, die am Sonntag auf dem Rasen des Stade Pierre Delort standen, lediglich Erholung auf dem Programm. Die sieben Spieler in der Gruppe, die es für das Auftaktspiel nicht in den 23er-Kader geschafft hatten, mussten bereits gestern wieder auf dem Rasen ackern.
Heute waren dann wieder alle DRV-XV-Spieler mit an Bord, 29 an der Zahl, da Mathieu Ducau mit seiner Schulterverletzung für den Rest des Turniers ausfallen wird. Von DRV-Seite war zu hören, dass ein Ersatz im Laufe der Woche bekanntgegeben und eingeflogen wird. Die beiden zuletzt aus dem Kader gestrichenen Steffen Liebig und Tim Biniak dürften wohl die ersten Kandidaten für eine Nachnominierung sein, da sie ähnliche Positionen wie Ducau abdecken.
Nach einer ausgiebigen Stretching-Einheit ging es dann für unsere schwarzen Adler wieder voll zur Sache. Natürlich ohne dabei im Vollkontakt zu trainieren, um in der kurzen Zeit zwischen den Spielen keine Verletzungen zu riskieren und die müden Knochen noch ein wenig zu schonen - dafür aber mit umso laufintensiveren Einheiten, die gerade den 23 Hongkong-Helden in der heutigen Mittagssonne einiges abverlangt haben dürften.
Insgesamt 90 Minuten stand die DRV XV auf dem Rasen, ging ihre eintrainierten Spielzüge sowohl in vollem Tempo, als auch verlangsamt durch und trainierte gegen Ende nach Mannschaftseinheiten getrennt. Gerade die Gasse bedurfte nach dem Hongkong-Spiel ein wenig Arbeit, denn durch Abstimmungsprobleme und einige Fehlwürfe mussten die schwarzen Adler Sonntag lange Zeit auf eine ihrer schärfsten Waffen, das Paket, verzichten.
Mike Ford hielt sich dabei im Verlauf des Trainings lange zurück und beobachtete, wenn der früher im Rugby League beheimatete Nord-Engländer dann aber etwas zu bemängeln hatte, ließ er es unsere Jungs mehr als lautstark wissen. Besonders die einstudierten Spielzüge, im englischen Strike Moves genannt, ließ er wiederholen, bis ihm die Ausführung zu 100% zusagten. Hagen Schulte, dem noch im August gesagt wurde, dass er 2018 kein Spiel mehr absolvieren würde, war wieder voll im Training und steht dem Trainer-Team als Alternative zur Verfügung.
In Marseille hat sich derweil das Wetter seit dem Auftaktspiel noch einmal verbessert - bei 22 Grad am heutigen Tag und vorausgesagten sonnigen Bedingungen bis zum Wochenende, ist mit einem weitaus schnelleren Platz zu rechnen, als das noch gegen Hongkong der Fall war. Deutschland-Außen Marcel Coetzee freuten diese Aussichten heute - wohlwissend dass auch sein ebenso südafrikanisch-stämmiger Gegenüber DTH van der Merwe am Samstag die Seitenlinien entlang rauschen wollen wird und schnelle Bedingungen bevorzugt.
Die Stimmung im Team ist indes ausgesprochen gut, auch wenn jedem Spieler, Betreuer und dem Trainerteam bewusst ist, um wie viel es hier geht. Dem deutschen Rugby ist diese Chance quasi in die Hände gefallen und die Mannschaft von Hongkong betonte auch im Vorfeld des Auftaktspiels, dass man als einziger Repechage-Teilnehmer nicht durch Siege nach Marseille gekommen sei. In den ersten 80 Minuten im Stade Delort hat unser Team bewiesen, dass es zurecht hier im Süden Frankreichs spielt und ein würdiger Vertreter im kommenden Jahr in Japan wäre. Der Tag der Vorentscheidung rückt immer näher.
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