Blick auf die WM-Quali-Konkurrenz: Kenias klammer Verband, Kanada mit Erfolgserlebnis
Geschrieben von TotalRugby Team
Dienstag, 23. Oktober 2018
Kenia kann der deutschen Mannschaft im November durchaus gefährlich werden, doch momentan macht vor allem der Verband Schlagzeilen mit seinen finanziellen Sorgen. Foto (c) Perlich
Der Countdown bis Marseille läuft. Keine drei Wochen sind es mehr, bis zum Auftakt zum alles entscheidenden WM-Qualiturnier. Während die DRV XV erstmals in fast voller Stärke in Heidelberg trainiert, tut sich auch bei der Konkurrenz einiges. Während Kenia in finanziellen Schwierigkeiten steckt, hatte Kanada ein Erfolgserlebnis zu verzeichnen.
Noch im TR-Interview vor wenigen Wochen hatte Mike Ford neidisch auf den kenianischen Verband und dessen Simbas genannte Nationalmannschaft geblickt - insbesondere deren Vorbereitung inklusive zahlreicher Testspiele gegen namhafte Gegner, die der letzte der drei Marseille-Gegner im Vorbereitungs-Verlauf absolviert. Doch bei den bei den Ostafrikanern scheint bei weitem nicht alles was gold zu sein, was glänzt.
In der vergangene Woche boykottierten die Nationalspieler eine Trainingseinheit - mit dem Streik wollten die Simbas-Spieler ihre ihnen vertraglich zustehenden, aber bisher scheinbar verwehrten Zahlungen, erstreiten. Der kenianische Verband musste nun laut der Zeitung Daily Nation, Kenias größter Tageszeitung, anderweitig vorgesehene finanzielle Mittel umleiten, um die Spieler zu entlohnen.
Für die WM-Vorbereitung wurden vom Verband 40 Spieler unter Vertrag genommen und ihnen dabei 40.000 Schilling versprochen, was etwa nur €350 entspricht. Während das Trainerteam um den Neuseeländer Ian Snook Vertragsgemäß bezahlt wurde, hatten einige Betreuer sowie Spieler noch auf die Juni-Gehälter warten müssen.
Der kenianische Verband KRU verweist in einem offiziellen Statement auch darauf, dass man keinerlei Sponsoren für die Simbas habe. Anders, als das erfolgreiche Siebener-Team, welches beispielsweise Deals mit Kenya Airways an Land gezogen hatte, hat das Fünfzehner-Team keine weltweite Bühne und dementsprechend weniger Sponsoren.
Weiterhin fordert der KRU nun die Regierung des Landes auf die WM-Vorbereitung finanziell zu unterstützen, nachdem die Administration von Uhuru Kenyatta dem Fußball-Team des Landes 50 Millionen Schilling für die Afrika Gold Cup Qualifikation zugesagt hat. Rugby ist in Kenia nahezu so beliebt wie Fußball und deswegen ist die Forderung des Verbands auf ein positives Medienecho gestoßen.
Derweil wurde das angekündigte Testspiel gegen Gold-Cup-Gewinner Namibia abgesagt. Wobei die Schuld dafür wohl nicht nur bei den klammen Kenianern, sondern auch beim namibianischen Verband zu suchen ist, laut einem Bericht des Namibia Economist.
Kanada konnte derweil in seiner Vorbereitung auf Marseille vor einer Woche ein wenig Selbstbewusstsein tanken. In der sogenannten Americas Rugby Challenge fuhr die A-Mannschaft der Canucks gegen Tonga A einen Sieg in allerletzter Sekunde ein. Zuvor hatten die Kanadier - ohne eine Reihe ihrer Auslandsprofis angetreten - in der sogenannten Americas Pacific Challenge hatten die Kanadier zuvor gegen Uruguay A (21:35) und Argentina XV (5:45) deutliche Schlappen einstecken müssen.
Kanada tankt gegen Tonga A Selbstvertrauen
Im Kader der kanadischen Mannschaft befanden sich ausschließlich Spieler aus dem Inland, sowie einige Spieler aus der neugeschaffenen US-Profiliga MLR, wie Kapitän Phil Mack von den Seattle Seawolves. Ab der kommenden Saison haben die Kanadier im Übrigen mit den Ontario Arrows aus Toronto ein eigenes Team in der dann nordamerikanischen Profiliga.
Im Kader war auch Dustin Dobravsky - er kam Durchgang zwei von der Bank. Der gebürtige Hannoveraner und ehemalige 78-Jugendspieler mit deutsch-kanadischen Eltern könnte in Marseille eventuell erstmals gegen sein Geburtsland antreten.
Für das Turnier in Marseille wird Kanadas Trainer Kingsley Jones noch zahlreiche Auslandsprofis hinzubekommen. Tyler Ardron, Zweite- und Dritte-Reihe-Stürmer und 2015 Kanadas Kapitän bei der WM, kehrte nach abgeschlossener Vereinssaison bereits vor zehn Tagen nach Kanada zurück - unter anderem um sich auf das Duell mit der DRV XV vorzubereiten.
Noch später wird bei den Kanadiern Star-Außen DTH van der Merwe zurück daheim bei der Vorbereitung mit dem Team erwartet. Der in Südafrika geborene, aber im Alter von 17 nach Kanada übergesiedelte Außen, ist weiter in absoluter Topform und erzielte auch diese Woche im Heineken Champions Cup wieder einen Versuch für sein Team Glasgow Warriors.
Momentan scheinbar kaum zu stoppen - Kanadas Star-Außen DTH van der Merwe im Glasgow-Trikot