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Das DRV-XV-Duo in Bukarest: Kulturschock, knallhartes Rugby und Japan im Blick
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 19. Oktober 2018

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Hagen Schultes zweites Spiel für Bukarest endete im Unglück. Doch sowohl er, als auch Jarrid Els haben sich seitdem in Bukarest eingelebt.

Durch die Wirren der WRA-Auflösung im Frühsommer mussten sich mehr als ein Dutzend Nationalspieler plötzlich komplett neu orientieren. Zwei DRV-XV-Spieler sind dabei den wohl ungewöhnlichsten Weg gegangen: Verbinder Hagen Schulte und Dritte-Reihe-Stürmer Jarrid Els verschlug es zum rumänischen Erstligisten CSM Bukarest. Dabei haben beide die DRV XV nicht nur nicht aus den Augen verloren, Marseille und die WM bleiben der große Traum des Duos. Wir haben uns mit ihnen über ihre neue Heimat, Rugby in Rumänien und die großen Ziele mit der DRV XV unterhalten.

Für Hagen Schulte, den in Neuseeland aufgewachsenen Sohn deutscher und österreichischer Einwanderer, hätte der Start im rumänischen Bukarest kaum schlimmer verlaufen können. In seinem zweiten Einsatz im neuen Trikot auswärts gegen den amtierenden Meister Timišoara Saracens, nach nur wenigen absolvierten Minuten, schickte sich Schulte an, einen hohen Ball springend unter Kontrolle zu bringen, als ihm in der Luft befindlich die Beine weggetacklet wurden. Der Spielmacher landete extrem unglücklich auf der Hand - „schon beim ersten Blick auf die Hand war mir klar, dass das nicht gut aussieht, sie war ausgekugelt“ so Schulte gegenüber TR. Das Resultat: Ein extrem komplizierter Handgelenksbruch, Operationen und die Prognose bis zum Jahresende keinen Kontaktsport ausüben zu können.

Dritte-Reihe-Stürmer Jarrid Els hatte ebenso mit Startschwierigkeiten, allerdings weitaus weniger gravierender Natur, zu kämpfen und zwar auch auf dem Feld: „Am Anfang habe ich nicht viel Spielzeit erhalten, wurde wenn dann nur spät eingewechselt und wusste auch nicht wirklich, warum.“ Das allerdings hat sich für den als Flanker und Nummer acht auflaufenden gebürtigen Südafrikaner seit dem Saisonstart im August kontinuierlich gebessert. Im Verlauf der Saison hat es Els immer öfter in die Start-XV geschafft und wurde vergangene Woche gegen Baia Mare beim Sieg seines CSM gar zum Man of the Match gewählt.

Rumäniens Superliga als Entwicklungschance

Beide DRV-XV-Asse schätzen das Niveau der professionellen und aus acht Teams bestehenden rumänischen Superliga im Vergleich mit der deutschen Bundesliga, als deutlich höher ein. Jarrid Els erklärt, dass man nahezu jede Woche ein Spiel auf dem Niveau des Continental Shields habe, in dem beide mit dem HRK in der Vorsaison erfolgreich waren. Vor allem in Sachen körperlicher Härte sei die rumänische Liga eine andere Hausnummer. „Hier in Rumänien wird sehr direkt gespielt, daran muss man sich erst gewöhnen“, erklärt Schulte und Els ergänzt: „Die Jungs rennen immer wieder geradewegs in den Kontakt - nach achtzig Minuten weiß man, was man hinter sich hat.“

 

Jarrid Els hat sich nach Anfangsschwierigkeiten in Rumänien ein- und festgespielt - das körperlich harte Spiel liegt dem Dritte-Reihe-Stürmer

Doch wie sind Els und Schulte überhaupt in Bukarest gelandet? In den unsicheren Sommermonaten, nach der Verkündung von WRA-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild, dass seine Förderung des deutschen Rugbys eingestellt werden würde, suchten beide nach Alternativen - was sich zu diesem späten Zeitpunkt, an dem viele Klubs ihre Personalplanungen schon abgeschlossen hatten, für alle Involvierten als schwer erwies. Jarrid Els war schließlich kurz davor ganz mit dem professionellen Rugbyspielen aufzuhören und ein „ziviles“ Jobangebot in England anzunehmen. Ohne an den späten Erfolg zu glauben übergab er seinen Rubgy-Lebenslauf schließlich noch einem weiteren Agenten.

Als sich dieser Spielerberater dann mit einem Angebot aus Rumänien meldete, musste Els, der das rumänische Rugby-Niveau aus den direkten Duellen in der Rugby Europe Championship und dem Continental Shield kannte, nicht zwei Mal überlegen. Über Els erfuhr auch Hagen Schulte vom Verein CSM Bukarest, der auch auf der Suche nach einem Verbinder war. Els blickt auf seine Wahl zurück und erklärt: „Ich habe schon öfter auf Entscheidungen zurückgeblickt und mich gefragt, was wäre wenn, aber es passt hier soweit alles“ erklärt Els seine Entscheidungsfindung und ergänzt: „So habe ich wirklich hochwertige Spielpraxis und kann auch im Frühjahr und Sommer dann noch einmal sechs Monate auf hohem Niveau spielen“ - denn der Blick von Els und Schulte richtet sich seit geraumer Zeit auf die WM in Japan.

„Seit wir damals Rumänien in der Rugby Europe Championship in Offenbach geschlagen hatten, habe ich daran geglaubt und seitdem arbeite ich darauf hin“, erklärt Els. Beide sehen Rumänien als Chance sich spielerisch weiterzuentwickeln. Hagen Schultes Team-Kollege Florin Vlaicu beispielsweise hat als Spieler bereits bei drei WM-Turnieren teilgenommen und gilt als bombensicherer Kicker. Schulte, angesprochen auf die Frage ob er, oder sein Bukarester Teamkollege Vlaicu, der gleichzeitig Kapitän der rumänischen Nationalmannschaft ist, der bessere Kicker sei: „Ganz klar Florin, ich meine ich kenne Raynor Parkinson und der ist schon ein unglaublich präziser Kicker und kickt aus 42 bis 45 Metern, aber Florin spielt da in einer eigenen Liga und jagt die Dinger von überall drüber.“

Schultes Team-Kollege Florin Vlaicu - Erfahrung aus drei Weltmeisterschaften und ein bombensicherer Kicker

Weiter erläutert Schulte mit Blick auf die kommende WM in Japan: „Es war schon immer ein Traum von mir bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein und mit der jetzigen deutschen Mannschaft kann er tatsächlich zur Realität werden. Ich will meinen Teil dazu beitragen und sollte ich nominiert werden, ohne in Marseille gespielt zu haben, wäre ich natürlich umso dankbarer für die Möglichkeit.“ Schultes Verletzung kurierte derweil schneller, als zunächst angenommen - bereits Mitte November könnte Schulte für Bukarest wieder auf dem Feld stehen.

Aus Heidelberg nach Bukarest - ein wahrhafter Kulturschock

Abseits des Feldes war der Tapetenwechsel für beide eine Art Kulturschock - aus der idyllischen Kleinstadt Heidelberg in die mehr als zehn Mal so große Millionen-Metropole Bukarest. „Heidelberg ist einer der schönsten Orte, an dem ich je gelebt hat, das Leben hier ist natürlich schon komplett anders“, so der auf der neuseeländischen Südinsel aufgewachsene Schulte. Bukarest sei manchmal durchaus etwas rau und nicht nur Postkarten-Material wie Heidelberg, aber dafür umso faszinierender.

Jarrid Els ergänzt: „Hier gibt es genug zu tun und aus Südafrika kenne ich bereits, dass nicht alles wie geschmiert läuft“. Dem Duo hilft die große rumänische Rugby-Community in der man schnell Anschluss gefunden hat, auch wenn Els von manchen rumänischen Bräuchen noch Abstand nimmt: „Das rumänische Essen ist schon sehr speziell, beispielsweise dieses Schweine-Fett, das sie hier essen. Zum Glück ist das Rindfleisch hier günstig, so dass ich fast wie daheim essen kann.“

Der nächste Kulturschock dagegen ist fest eingeplant und zwar zur kommenden WM in Japan. Der Weg dorthin führt über Marseille, wo aller Voraussicht nach nur Jarrid Els für Deutschland auflaufen wird. Der Dritte-Reihe-Stürmer hatte bereits im Samoa-Rückspiel in Heidelberg bewiesen, wie wichtig er für das deutsche Team sein kann, als er am Ende eines schönen Spielzugs einen der drei deutschen Versuche legte. Els versucht momentan zusätzlichen, vom DRV-XV-Trainerteam verordnete Trainingseinheiten, in das strikte Vereinstraining einzubauen. Schulte wiederum steigt bald wieder in das Training ein, will am 17.11. im Verein auflaufen und spätestens in der Rugby Europe Championship eine Option als Verbinder/Schluss im DRV-Team sein und dann hoffentlich in gut einem Jahr gegen sein Geburtsland Neuseeland auflaufen.

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