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Schlussspurt auf Marseille - intensive Trainingsarbeit, Testspiel in Portugal und neues Personal
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 17. Oktober 2018

Mike Ford steht auf dem Rasen und gibt seinen Spielern, u.a. Michael Poppmeier, Anweisungen.
Schwierige Vorbereitung: Mike Ford arbeitet seit Wochen in Heidelberg mit einem Großteil der DRV XV, jedoch bisher nie mit dem ganzen potenziellen Kader. Foto (c) Grzanna

Die deutsche Fünfzehner-Nationalmannschaft ist keine vier Wochen entfernt vom Auftaktspiel in Marseille. Beim Repechage-Turnier bietet sich dem Team von Mike Ford die historische Chance Deutschland erstmals beim drittgrößten Sportereignis der Welt, der Rugby-WM 2019 in Japan, zu vertreten. Wir haben uns mit dem aktuellen Trainer und seinem Vorgänger unterhalten, blicken auf die DRV-XV-Vorbereitung und die Chancen der DRV-Auswahl auf den ganz großen Coup.

Für einen Großteil der Spieler unserer DRV XV ist es eine ebenso einfache, wie vielversprechende Gleichung: Sollten sie sich in den drei Repechage-Spielen im Stade Delort von Marseille - am 11. November gegen Hongkong, am 17. November gegen Kanada und am 23. November gegen Kenia - das letzte Japan-Ticket sichern, heißt es am 4. Oktober des kommenden Jahres „Haka statt Handschuhsheim“.

Dann nämlich würden die Jungs mit dem Adler auf der Brust im zweiten Gruppenspiel der WM vor über 40.000 Zuschauern im tropisch-warmen südjapanischen Oita gegen die All Blacks antreten, anstatt im herbstlichen Deutschland dem grauen Bundesliga-Alltag nachzugehen.

Ex-Coach Lemoine: "Ich hoffe auf Deutschland, das Potenzial ist da"

Dieser Gedanke treibt einen Großteil dieser Mannschaft Tag und Nacht an und motiviert diese Jungs unglaublich - da ist sich Pablo Lemoine, Veteran aus zwei Weltmeisterschaften, der zuletzt bis zum Samoa-Spiel die deutsche Mannschaft im Sommer betreut hat, sicher. Lemoine ist mittlerweile Trainer der chilenischen Auswahl, hat aber immer noch große Sympathien für das DRV-Team und gibt gegenüber TR zu Protokoll: „Ich hoffe auf Deutschland im November, das Potenzial ist absolut da und ich halte sehr viel vom Team und den Betreuern.“

Der Traum von der ganz großen Bühne, der Weltmeisterschaft 2019 in Japan, treibt die deutschen Spieler Tag für Tag an

Sein Nachfolger Mike Ford muss sich indes in diesen Tagen darüber den Kopf zerbrechen, wie er die deutsche Mannschaft nach Japan führt. Bisher konnte der ehemalige Bath- und Toulon-Trainer mit der deutschen XV noch nicht in ausreichendem Maß an spieltaktischen Fragen arbeiten, da er in diesen Tagen erst einige der Frankreich-Legionäre erstmals selbst zu Gesicht bekommt. Denn durch das anstehende spielfreie Wochenende in der Pro D2 sind Nostadt und Co. dieser Tage zum ersten Mal im Vorbereitungscamp in Heidelberg.

Kein Wunder also, dass der Fokus im bisherigen Training auf individuellen Fähigkeiten, gewissen Spielsequenzen wie den Standards und vor allem auf der Fitness gelegen hat, wie Mike Ford im ausführlichen Gespräch mit TR erklärt. Speziell im Fitness-Bereich fordert Ford seinen Jungs alles ab - „ein paar Spieler die später ins Camp gekommen sind hatten sichtlich Probleme mit dem Rest mitzuhalten“, wie Ford erklärt. Auch die Spieler, die in den letzten Wochen in Frankreich oder England gespielt haben, mussten und müssen sich abseits von Heidelberg dem harten Programm unterziehen, wie aus dem Trainerteam weiter zu hören ist.

Auf die Frage, ob sich aus der überragenden Fitness in Marseille ein Vorteil ziehen lasse, gibt sich Ford zurückhaltend. Fitness auf dem Trainings-Feld und im Spiel seien zwei verschiedene Dinge und die Bundesliga biete da nunmal nicht das nötige Niveau - während die Deutschland-Gegner mehrere Testspiele absolvieren (siehe Artikel Blick auf die Konkurrenz). Deshalb hat Ford vor zehn Tagen ein internes Trainingsspiel angestzt, was aber abseits des Fitness-Aspekts zu nicht vielen weiteren Erkenntnissen geführt habe, so Ford.

Nach dieser Trainingswoche, in der mehrere der Frankreich-Legionäre mitwirken werden, geht es dann für einen Großteil des Kaders in ein Trainingscamp nach Portugal mit einem Testspiel gegen „os Lobos“ - dann aber ohne die Zweitliga-Spieler in Frankreich, die dann noch ein letztes Mal in Vereinsfarben ran müssen. Nationaltrainer Ford schätzt, dass etwa 20-25 des finalen 30 Mann umfassenden Marseille-Kaders in Portugal dabei sein wird. Umso spannender ist der Blick auf die Liste der Portugal-Fahrer, bzw. des Kaders, der am kommenden Dienstag auf 26 Spieler reduziert wird, die dann in zehn Tagen gegen Portugal antreten werden:

Aberdeen Wanderers RFC (SCO): Matthias Schösser
Bridgend Ravens RFC (WAL): Jonathon Dawe, Jamie Murphy
SO Chambery (FRA): Sebastian Ferreira
Stade Dijonais (FRA): Harris Aounallah
SC Frankfurt 1880: Marcel Becker, Jens Listmann, Michael Poppmeier, Emil Rupf, Marcel Henn, Raynor Parkinson, Samy Füchsel
BSC Offenbach: Winston Cameron-Dow
TSV Handschuhsheim: Jaco Otto, Marcus Bender, Paul Schüle, Felix Martel, Nikolai Klewinghaus, Marcel Coetzee, Eden Syme, Sebastian Kössler, Rob May
RG Heidelberg: Robin Plümpe
Heidelberger RK: Jörn Schröder, Dash Barber, Sean Armstrong, Steffen Liebig, Niklas Hohl, Felix Lammers
RK Heusenstamm: Tim Biniak
RSV Köln: Morne Laubscher
CA Lannemezan (FRA): Mathieu Ducau
SC Neuenheim: Oliver Paine
TSV 1846 Nürnberg: Onisimo Nayato Seremaia
TV Pforzheim: Carlos Soteras-Merz
Rotherham Titans RC (ENG): Anthony Dickinson
Sheffield RUFC (ENG): Kain Rix
Stade Rochelais (FRA): Eric Marks
Vereinslos: Kurt Haupt

Verstärkungen aus der DRV VII und Deutschlands Bismarck du Plessis

Mit Niklas Hohl, Robin Plümpe, Tim Biniak, Morne Laubscher, Kain Rix, John Dawe und Onisimo Nayato Seremaia ist dabei gleich eine ganze Reihe von Siebener-Assen im Kader, die bisher nur wenige oder zum Teil noch gar keine Einsätze in der DRV XV hatten. Gerade auf den Außenpositionen hat Nationaltrainer Mike Ford damit weit mehr Optionen und einige Jungs mit außergewöhnlichem Speed und erwiesenen Finisher-Qualitäten.

Ein weiterer interessanter Name ist Kurt Haupt. Der Mann mit dem urdeutschen Namen ist Sohn deutscher Einwanderer aus Johannesburg und hat mit seinen 29 Jahren schon verdammt viel Erfahrung auf allerhöchstem Rugby-Niveau gesammelt. Der aus der Akademie der Blue Bulls stammende Hakler hatte noch 2017 für die Kings unter dem damaligen Coach Vuyo Zangqa im Super Rugby gespielt und war zuletzt für Worcester in der Premiership unterwegs und ist nun auf Empfehlung des DRV-VII-Coaches Teil der DRV-XV-Vorbereitung.

Haupt ist mit seinen knapp 1,90 m und etwa 110 Kg ein absolut destruktiver Ballträger, fungiert in den Rucks quasi als weiterer Dritte-Reihe-Stürmer und kann dort Bälle klauen, ohne jedoch bei den Kernaufgaben in den Standards Schwächen zu offenbaren. Sein ehemaliger Vereinstrainer Zangqa, auf dessen Empfehlung Haupt nun mit der DRV XV trainiert, beschreibt ihn wie folgt: „Es ist ein sehr aggressiver Spieler, stark im Kontakt und holt viele Turnover. Ich würde ihn vom Spielertyp mit Bismarck du Plessis vergleichen.“

Ein Typ wie Bismarck du Plessis so Vuyo Zangqa - so Ex-Trainer von Haupt über den Hakler

Zusammen mit Kapitän Julius Nostadt und Samy Füchsel dürfte die DRV XV eine starke erste Sturmreihe haben. Diese könnte, so sieht es auch Ex-DRV-XV-Coach Pablo Lemoine, eine der größten Waffen der deutschen Fünfzehn werden. Im Gedränge und beim Paket seien die anderen Teams laut dem ehemaligen Stade-Français-Wetklasse-Prop Lemoine verwundbar.

Fords Spielplan - den Spielern Freiheiten in einem festgelegten Rahmen geben

Mike Ford wiederum wird nach dem nächsten Trainingscamp, dem Portugal-Spiel in zehn Tagen und der abschließenden Woche in Heidelberg vor dem Abflug in den Süden Frankreichs, wenig Zeit bleiben um mit dem gesamten Team zu trainieren. Doch Ford, der bereits mit Irland und England als Defensiv-Coach bei insgesamt drei Weltmeisterschaften involviert war, will seine Mannschaften sowieso nicht mit überfrachteten Spielplänen überfordern.

Ford erklärt seine Philosophie im Gespräch mit TR wie folgt: „Ich gebe ihnen kein Buch mit hunderten Hinweisen oder 30 verschiedenen Spielzügen mit. Es wird sonst irgendwann zu kompliziert - die Jungs stehen auf dem Feld unter Stress, der Puls ist hoch und der Gegner will ihnen sprichwörtlich den Kopf abreißen. Ich konzentriere mich da als Coach auf das Wesentliche - die Jungs haben in einem festgelegten Rahmen ihre Freiheiten, können verschiedene Optionen wählen.“

Diese Taktik soll der deutschen Mannschaft ihren großen Traum erfüllen - ein Date mit den All Blacks, Springboks, sowie Italien und Namibia in Japan. Für Ford wäre es die vierte WM, jedoch die erste als Headcoach. Für das deutsche Team wäre es bekanntermaßen die Premiere und damit fungiert das Japan-Ticket als Motivation sich noch bis zur letzten Minute des Kenia-Spiels am 23. November zu quälen und alles zu geben.

 

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Kommentare (1)add comment

Matthias Hase said:

381
...
In Kenia scheint mächtig Dampf unter dem Kessel zu sein (https://www.nation.co.ke/sports/rugby/Cash-crisis-Kenya-Simbas-World-Cup-qualifier-/1106-4809052-y553i8/index.html) und das Spiel gegen Namibia ist bereits abgesagt (http://www.xinhuanet.com/english/2018-10/16/c_137537106.htm)
Oktober 17, 2018

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