Genie und Wahnsinn liegen bei TSV-Stürmer Otto manchmal nah beieinander: Der Löwen-Flanker überzeugte mit einem großartigen Versuch und einer weiteren Vorbereitung, ließ sich aber auch zu einer Tätlichkeit hinreißen. Foto (c) Contin
Im Duell der beiden bisher ungeschlagenen Heidelberger Top-Klubs setzte sich gestern Abend der TSV Handschuhsheim klar gegen den amtierenden Meister HRK durch. Der HRK wusste mit präzisen Standards und gutem Sturmspiel zu überzeugen, konnte aber aus seinem Ballbesitz kein Kapital schlagen. Die deutlich effizienteren Löwen katapultieren sich damit auf Rang zwei, womit der TSV nunmehr Frankfurt-Verfolger Nummer eins ist.
Die Partie in den Abendstunden am Heidelberger Harbigweg sollte symptomatisch für den weiteren Spielverlauf beginnen. Der HRK rannte minutenlang, ohne jedoch dabei den Durchbruch zu schaffen. Die Löwen hingegen zeigten sich viel effizienter und nutzen ihre erste gute Feldposition zu einem schön herausgespielten Versuch: Der als Verbinder auflaufende Neuzugang Nikolai Klewinghaus lief dem eigenen Pass clever hinterher und erhielt ein präzises Offload, das der Deutsch-Südafrikaner zum ersten Versuch, sicher erhöht durch Ex-Klubspieler Coetzee, verwertete. Kurz darauf konnte der gestern bombensicher kickende Coetzee per Straftritt auf 10:0 erhöhen und den fulminanten Start des Herausforderers perfekt machen.
Es sollte eine Weile dauern bis die nächsten Punkte auf dem Gelände des deutschen Meisters fallen sollten. Wieder hatte der Klub mehr Ballbesitz, kam mit seinen schweren Jungs gegen die solide verteidigende Löwen-Defensive nicht durch. Besser machte es eine ehemaliger Star des Klubs - Jaco Otto fing einen Pass seiner ehemaligen Mitspieler ab und servierte Mitspieler Klewinghaus perfekt den nächsten Versuch, denn dieser musste nur noch unter den Stangen einlaufen.
Genie & Wahnsinn bei Löwen-Stürmer Otto nah beieinander
Bis zur Pause hatte der TSV noch eine weitere Chance auf Punkte, doch eine Reihe von Gedrängen an der Fünf-Meter-Linie des Klubs brachte den Löwen nichts ein. Die erste Klub-Sturmreihe hat noch immer internationales Format und konnte das eigene Malfeld sauber halten. Abseits vom Ball kam es indes noch zu einer unschönen Szene, als Jaco Otto mit einem seiner ehemaligen Mitspieler aneinander geriet. Dabei hat der Neu-Löwe seinem ehemaligen Mitspieler, Innendreiviertel Steffen Liebig, per Faustschlag die Nase gebrochen, jedoch ohne, dass dies durch das Schiri-Gespann erkannt wurde. So die Darstellung im HRK-Spielbericht, die uns von unabhängiger Seite bestätigt wurde. Mittlerweile hat sich jedoch auch der TSV bei uns gemeldet und insistiert, dass sich Steffen Liebig beim Versuch Atu Katoa zu tacklen die Nase gebrochen habe. Wir versuchen den Vorfall genauer zu klären.
Wie nah Genie und Wahnsinn manchmal aneinander liegen, zeigte sich kurz darauf nach der Pause, als Dritte-Reihe-Ass Jaco Otto bewies, dass er trotz seiner niedrigen Rückennummer mit allen technischen Feinheiten gesegnet ist - der TSV-Flanker stürmte auf die Klub-Defensivlinie zu und setzte zur Überraschung aller zu einem Bodenroller an, den er mit seinem für einen Stürmer großartigen Speed selbst erlief und zum dritten TSV-Versuch ablegte.
Doch gerade als der TSV beim Stand von 24:0 endgültig auf der Siegerstraße befindlich schien, kam der Klub noch einmal auf. Die bereits am gesamten Abend hervorragend funktionierenden Standards waren auch hier entscheidend. Nach Straftritt zur Gasse fand Hakler Barber präzise sein Ziel und am Ende des Klub-Pakets tauchte HRK-Urgestein Schliwa mit Ball unterm Arm im Löwen-Malfeld ein. Doch es sollte nur ein kurzes Strohfeuer bleiben, denn wenig später kam der TSV seinerseits mit einem Paket ins Malfeld, an dessen Ende Zweite-Reihe-Stürmer Rosental die Punkte und damit den Offensiv-Bonus besorgte.
Coetzee schraubte mit einem weiteren Straftritt das TSV-Punktekonto hoch, bevor der HRK selbst noch einmal zu Punkten kommen sollte. Wieder war es der präzise Gasseeinwurf vom auch sonst gut aufgelegten Hakler Dash Barber, der von Rodriguez runtergepflückt und ins Malfeld getragen wurde. Quasi mit dem Gegenzug, der die letzte Aktion sein sollte der TSV dann den Endstand herstellen: Ersatz-Prop Marcus Bender machte wertvolle Meter und wurde nur Zentimeter vor der Linie gefällt, doch sein Offload wurde schließlich zum 41:12 Endstand verwertet.
Es war der erste Sieg des TSV gegen den Stadtrivalen seit Jahren, kein Wunder, dass im Löwen-Lager die Freude nach Abpfiff groß war. Kapitän Sven Wetzel: „Wir dürfen heute Abend stolz sein, es bleibt aber weiterhin ein harter weg und auf den freuen uns drauf.“ Sein Trainer Gordon Hanlon lobte besonders die „Arbeitsmoral“ seiner Jungs und fügte gegenüber TR hinzu: „Unser Angriff war gut, wir wissen aber, dass wir noch viel mehr können und daran werden wir arbeiten. In der Defensive haben wir gut gearbeitet, haben uns an die Strukturen gehalten und das Klub-Angriffsspiel im Keim erstickt.“ Jetzt gelte es, so Hanlon weiter, sich zu erholen auf das Pforzheim-Spiel am Wochenende einzustellen. Immerhin winkt den Löwen die Tabellenführung, sollte der Klub parallel gegen Frankfurt 1880 gewinnen.
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