Registrieren
Start in die Premiership-Saison: WM-Schaulaufen in Europas engster Liga
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 31. August 2018

Image
Der mittlerweile teuerste Rugby-Spieler ist beim englischen Aufsteiger Bristol unter Vertrag.

Die Premiership gilt als die wohl ausgeglichenste und damit spannendste Liga im Welt-Rugby. Die letztjährigen Finalisten Saracens und Exeter gelten auch in diesem Jahr als Favoriten, dahinter tummeln sich aber gleich acht Klubs mit ebenso höheren Ambitionen. Das Meisterschaftsrennen genauso wie der Kampf gegen den Abstieg scheint offen wie nie. Zudem wird diese Saison, so kurz vor der Weltmeisterschaft in Japan in einem Jahr, zum großen Schaulaufen im Mutterland des Rugbys. Ausnahmslos alle Nationalspieler Englands spielen in einem der zwölf Premiership-Teams.

Heute Abend startet die neue Saison um 20:45 (Live auf DAZN) mit dem Aufsteiger Bristol, der im West-Country-Derby den Erzrivalen Bath empfängt. Dass Bristol kein normaler Aufsteiger und automatischer Abstiegskandidat ist, gilt unter Englands Rugby-Experten als Konsens. Mit Charles Piutau, dem 26-jährigen 16-maligen All Black, haben die seit dieser Saison Bears genannten Männer aus Bristol, den bestbezahlten Spieler der Welt im Kader. Der Schluss/Außen soll als erster Spieler in England überhaupt mehr als eine Million Pfund pro Saison Basisgehalt beziehen.

Doch die gut 27.000 Zuschauer im ausverkauften Ashton Gate Stadion werden den spektakulären Stepper am heutigen Abend nicht zu sehen bekommen, da sich Piutau im letzten Vorbereitungsspiel an der Schulter verletzt hat. Das Duell mit Bath dürfte dennoch ein offenes werden - obwohl Bath mit Wales-Achter Taulupe Faletau, Südafrika-Flanker François Louw und England Speedster einige tolle Spieler im Kader und mit Ex-Crusaders-Trainer Todd Blackadder einen Weltklasse-Coach an der Seitenlinie stehen hat, bleibt das Team aus dem Südwesten Englands seit Jahren unter den Erwartungen zurück. Zu den Meisterschafts-Kandidaten zählen beide Teams nicht.

Was Ex-All-Black Piutau derart wertvoll macht? Die Fähigkeit das Spiel aus dem Nichts zu drehen

 

Die Favoriten

Diese sind in erster Linie die beiden Meister der Vorjahre: Exeter Chiefs und Saracens. Letztere haben mit Kapitän Owen Farrell den wohl momentan besten England-Spielmacher an Bord, der die spektakulären Außen Sean Maitland, David Strettle (kehrt aus Clermont zurück) und vor allem Liam Williams bedient - traditionell gelten die Saracens aber als besonders sturmstark. In der ersten Reihe stehen wahlweise großartige Props, wie England-Nationalspieler Mako Vunipola, der Springbok Vincent Koch oder Pumas-Prop Juan Figallo.

Während Saracens als Londoner Glamour-Klub mit einer südafrikanischer Note und einem schwerreichen Gönner gelten, ist Exeter ein organisch gewachsener Klub aus dem Rugby-verrückten äußersten Südwesten Englands. Entsprechend wenig spektakulär ist die einzige Neuverpflichtung der Chiefs: Lediglich Wales-Winger Alex Cuthbert wird in der kommenden Saison neu im Sandy Park auflaufen. Sonst vertraut Erfolgs-Coach Rob Baxter auf die eingespielte und besonders heimstarke Mannschaft. Deren Stärke ist der unermüdliche und gnadenlose Spielstil: Phase um Phase zermürben die Chiefs ihre Gegner und lassen diese meist gar nicht erst an den Ball kommen.
Als Herausforderer dürften neben den Wasps in dieser Saison vor allem zwei in den letzten Jahren unter den Erwartungen zurückgebliebene Traditionsklubs gelten. Gloucester und Northampton Saints haben im Sommer auf dem Transfermarkt ordentlich zugeschlagen und wollen die beiden Platzhirsche in Bedrängnis bringen. Bei den Saints ist mit James Haskell ein echter Leitwolf an Bord, der zusammen mit Wales-Verbinder die Saints zu alter Stärke zurückbringen soll. Gloucester südafrikanischer Coach Johan Ackerman hat weitere Stars seines alten Super-Rugby-Klubs Lions, den er zwei Mal bis ins Finale gebracht hat, nach England geholt. Angeführt vom genialen Spielmacher Danny Cipriani will Gloucester nun um den Titel mitspielen.

Auch Rekordmeister Leicester Tigers und der Londoner Traditionsklub Harlequins dürften in der kommenden Spielzeit nach jeweils mehreren Spielzeiten unter den eigenen Erwartungen, aber nunmehr mit neuen Trainern wieder an alte Erfolge anschließen können. Als Abstiegskandidaten gelten vor allem Worcester, Bristol und Newcastle - wobei seit Jahren eine Diskussion in England geführt wird, ob die Premiership nicht zur geschlossenen Gesellschaft ummodelliert und Auf- wie Abstiege abgeschafft werden sollen. 


Die neuen Stars

Auch in diesem Sommer haben sich wieder einige hochkarätige Stars den zwölf Premiership-Klubs angeschlossen. Ein alter Bekannter, noch vor den ganz großen Namen aus Neuseeland und Australien, sorgte dabei für die meisten Schlagzeilen - die Rede ist von Chris Ashton. Der mittlerweile 31-jährige Außen hatte vor genau einem Jahr vermeintlich endgültig mit dem Kapitel Premiership und englische Nationalmannschaft abgeschlossen. Er hatte Saracens verlassen, um sich den Galaktischen von Toulon anzuschließen, wo er eine überragende Saison spielte und mit 26 erzielten Versuchen den Rekord einstellte.

Doch den ehemaligen Rugby-League-Profi zog es zurück in die nordenglische Heimat - die kommende WM reizte den als überaus ambitioniert geltenden Ashton zu sehr. Er verließ Toulon vorzeitig und verzichtete gar auf einige hunderttausend Euro, damit er die Gehaltsobergrenze seines neuen Klubs Sale Sharks nicht sprengte. Doch noch vor dem ersten Spiel stellte sich der als nicht immer sonderlich diszipliniert geltende Ashton selbst ein Bein: In einem Freundschaftsspiel geriet er gegen Castres mit deren Gedrängehalb Kockott aneinander, hob diesen nachdem die Pfeife des Schiris ertönt war hoch und ließ in fallen. Rot und sieben Wochen Sperre waren die Folge. Erst zu Beginn des Europacups wird Ashton wieder ins Geschehen eingreifen dürfen - welche Konsequenzen das für seine England-Ambitionen haben wird, bleibt abzuwarten.

In England ungewollt, in Toulon mit dem Rekord und nun zurück auf der Insel: Enfant Terrible Chris Ashton

Zwei prominente All Blacks dürften in der kommenden Saison die Premiership aufmischen. Neben dem bereits erwähnten Außen Charles Piutau bei Aufsteiger Bristol, ist dies Verbinder Lima Sopoaga - der 27-jährige Zehner der Highlanders und All Blacks hatte in den letzten Jahren beharrlich den Backup für Beauden Barrett gespielt, wird nun aber zu den Wasps nach Coventry wechseln. Mit 18 Einsätzen im Schwarz Neuseelands bringt der physisch robuste und perfekt kickende Spielmacher genügend Erfahrung für die hohen Erwartungen bei den schwarzgelben Wasps mit.

Fans der Northampton Saints dürften gespannt sein, ob XXL-Außen Taqele Naiyaravoro auch in der Premiership wie ein Bulldozer die Außenlinien entlangstürmen wird. Im Dress der Waratahs im Super Rugby hatten wenige Teams ein Mittel gegen den 1.95 m großen und 130 kg schweren Außen-Tank gefunden.

Das sagen die Experten

Auch in der kommenden Saison wird die Premiership in Deutschland wieder auf DAZN zu sehen sein - deshalb haben wir die drei DAZN-Kommentatoren um ihre Prognose für die kommende Saison gebeten.

Jan Lüdeke: Ich denke, das wird die ausgeglichenste Saison seit langem. Vorne führt zwar kein Weg an den Saracens und den Chiefs vorbei, was dahinter passiert, ist aber nicht vorhersehbar. Die Wasps haben in Lima Sopoaga meiner Meinung nach den spektakulärsten Neuzugang geholt, aber ich kann sie insgesamt schwer einschätzen. Wenn ich mich auf einen weiteren Playoff-Teilnehmer festlegen müsste, würde ich Leicester nennen. Spannend wird es vor allem auch unten. In meinen Augen gibt es sieben bis acht Klubs, die in dieser starken Liga Letzter werden können."

Sven Gabbei: „In der Premiership sehe ich wie letztes Jahr kein Vorbeikommen an den Saracens, danach kommen für mich die Exeter Chiefs, Gloucester und die Wasps im Rennen um die Top 4, in die nominell auch Bath gehört. Wenn die Sale Sharks einen Sturm hätten, wären sie auch ein Kandidat für die Playoffs. Ich freu mich auf Bristol, obwohl ohne Piutau der Saisonauftakt schwerer werden wird. Newcastle wird die Mega-Saison nicht wiederholen können.“

Simon Jung: „Ich freue mich brutal auf diese Saison, denn das Feld sollte meiner Meinung nach deutlich näher zusammenrücken. Insbesondere das Mittelfeld der Liga hat sich richtig gut verstärkt und auch Bristol wird einen besseren Aufsteiger geben als Irish letzte Saison. Den Titel werden zwar vermutlich auch wieder Die Sarries, Exeter und Wasps unter sich ausmachen, aber ein Team wie Gloucester, das vielleicht nicht so viele auf dem Schirm haben, könnte da doch mal entscheidend stören in dieser Saison.“

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Freitag, 31. August 2018 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement