In Kasan angekommen und nur eines im Sinn: Die Mission Klassenerhalt schaffen.
Nach dem ersten der beiden GPS-Turnieren in Marcoussis hingen die Köpfe bei der jungen DRV-Auswahl im olympischen Siebener tief. Es reichte für die Aufsteigerinnen nur zum letzten Platz, womit sich das Team für das zweite Turnier im russischen Kasan selbst unter Druck gesetzt hat: Um den Klassenerhalt zu schaffen gilt es in der Gesamtwertung zumindest einen Platz nach vorne zu rücken, um in der Gruppe der zwölf besten europäischen Siebener Teams zu verbleiben.
Die engsten Konkurrenten sind dabei Portugal, Polen und mit Abstrichen Italien, auf die die deutsche Auswahl einen, zwei bzw. drei Zähler Rückstand im Gesamtklassement hat. In der Gruppenphase des zweiten EM-Turniers warten am Samstag mit Marcoussis-Sieger Frankreich, Spanien und Belgien (Platz sechs und sieben beim EM-Auftakt) drei Teams aus der oberen Hälfte des Klassements auf die DRV-Mädels. Zumindest gegen Belgien und mit Abstrichen gegen Spanien sieht Nationaltrainer Melvine Smith Chancen für seine Mannschaft: „Es waren immer enge Spiele gegen die Belgierinnen, wir hatten vor ihnen noch nie Angst“, so der südafrikanische Ex-Profi und Coach gegenüber TotalRugby.
Im ausführlichen Gespräch mit TR am heutigen Mittwoch, geführt während der beschwerlichen Anreise der Mannschaft in die knapp 1000 Kilometer östlich von Moskau gelegene Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tartarstan, betont Smith weiter: „Unser Mantra und der Schlüssel zum Erfolg wird sein den Ball zu halten - nur wenn wir den Ball haben, können wir Resultate erzielen“, so die klare Botschaft des ehemaligen Schlussspielers der südafrikanischen Lions im Currie Cup. Gerade da habe man beim ersten Turnier große Schwächen offenbart - die junge deutsche Mannschaft hatte zu viele einfache Fehler begangen, sei es im Handling, oder der Passgenauigkeit, die allesamt in Ballverlusten und Gegenpunkten resultierten.
Phasenweise konnte das Team in Marcoussis darüber hinaus aber auch unter Beweis stellen, dass man mit dem Ball in der Hand durchaus etwas anfangen kann. Gegen Olympiateilnehmer Spanien waren die DRV-Mädels lange im Spiel, erzielten einen tollen Versuch über viele Phasen und auch gegen Portugal wäre ein Sieg nach einer Führung mit zwei Versuchen eigentlich Pflicht gewesen. Auch um solche Chancen besser zu nutzen, hat Smith auch an der Personalschraube gedreht: Mit Anja Czajka kommt eine erfahrene Spielerin in den sonst blutjungen Kader. Die Neunheimerin hatte zuletzt eine lange Verletzungsdurststrecke von fast einem Jahr durchgemacht und werde mit ihrer Arbeitsmoral und ihrem Kampfgeist auch auf den restlichen Kader abfärben, so ist sich Smith sicher.
Mit Ball in der Hand durchaus gefährlich, auch gegen Spitzenteams wie Olympiateilnehmer Spanien
Mit Uli Borchardt vom Würzburger Rugby Klub bringt Smith zudem eine weitere Neuenheimerin Stürmerin in den Kader, die mit Geschwindigkeit und Power Lücken in die Defensivreihen reißen soll. Die junge Paulianerin Joline Kersten dagegen ist mit ihren 17 Jahren in erster Linie dabei, um Erfahrungen auf der großen europäischen Bühne sammeln zu können. Die Hamburgerin wird mit ihrer Geschwindigkeit auf Außen noch zu einer Waffe werden, so ist man sich im Trainerteam der DRF VII sicher.
Nach einem Camp in Heidelberg Mitte des Monats und einem weiteren Vorbereitungstag im weiteren Verlauf des Augusts, in dem im Team daran gearbeitet wurde die Ballsicherheit zu erhöhen und damit mehr Druck auf die gegnerischen Defensivreihen auszuüben geht das deutsche Team mit viel Selbstbewusstsein in das EM-Turnier. Das Team glaube an sich, so ist es immer wieder zu hören. Mit gut 22 Jahren ist eine der jüngsten DRV-Mannschaften in jüngster Zeit und die Aufgabe wird keine leichte sein, aber für solche Herausforderungen spielt man schließlich Rugby.
Am Samstag wartet gleich zu Beginn die in der EM führenden Französinnen (9 Uhr Deutscher Zeit), erst am Nachmittag werden sich der deutschen VII zwei Chancen gegen Belgien und Spanien bieten. Ein Viertelfinaleinzug, so unwahrscheinlich er heute erscheinen möge, käme fast dem Klassenerhalt gleich. Ein Sieg gegen die Belgierinnen und nicht allzu hohe Niederlagen gegen Frankreich und Spanien könnten dazu reichen. Doch genug der Hypothesen, zwei weitere Trainingseinheiten vor Ort, dann geht es für die DRV-Mädels los. Den Stream werden wir euch hier bei TR bieten.
Spiele in der Gruppenphase am Samstag:
09:00 Deutschland - Frankreich
12:14 Deutschland - Belgien
15:06 Deutschland - Spanien
Der deutsche Kader für das zweite EM-Turnier in Kasan
SC Neuenheim: Lisa Bohrmann, Lea Predikant, Anja Czaika Heidelberger RK: Johanna Hacker, Susanne Pfisterer RK 03 Berlin: Friederike Kempter, Julia Braun FC St. Pauli: Josephine Pora, Joline Kersten SC Germania List: Gesine Adler, Kathi Epp Würzburger RK: Uli Borchardt
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