Die Grizzlies hatten nach ihrer Debüt-Saison den Klassenerhalt sportlich hauchdünn geschafft, bangen nun aber wegen der Lizenzvergabe. Foto (c) Kirschner.
Für Fans und Spieler der Berliner Grizzlies bleibt der Sommer eine emotionale Achterbahnfahrt - erst das Theater um den Gang in die Relegation, dann das dramatische Spiel gegen Victoria Linden und nun die Horror-Meldung, dass den Berlinern die Lizenz verweigert wird. Das letzte Wort in dieser Affäre ist jedoch nicht gesprochen, denn die Berliner werden voraussichtlich vor das Sportgericht ziehen. Sollte dieser Einspruch scheitern würde laut den Regularien kein Team nachrücken und die Bundesliga-Nord nur mit sieben Teams ausgespielt werden.
Die Lizenzvergabe in Deutschlands höchsten beiden Rugby-Spielklassen wird bei einigen Vereinen seit Jahren mit nervöser Anspannung erwartet, während andere Vereine regelrechten Argwohn gegenüber den vermeintlichen Regelbrechern und schwarzen Schafen hegen. Selbst für die Vereine in Deutschlands höchster Spielklasse sind die Auflagen in Sachen Jugendarbeit und Schiedsrichter, ja selbst die auszurichtende Gebühr oftmals ein Problem.
Dieses Mal hat es erneut die Berliner Grizzlies erwischt, die bereits im Vorjahr mit einem Punktabzug gestartet waren. In dieser Saison haben die Hauptstädter erstmals Jugend- und Schüler-Teams gemeldet, aber nicht die dafür notwendigen Schiedsrichter. Darüber hinaus haben die Grizzlies ihre notwendigen Schiedsrichter-Gebühren für die abgelaufene Saison mehr als ein halbes Jahr zu spät entrichtet. SDRV-Vorstand Ralf Tietge erläutert gegenüber TR, dass man nach mehreren Jahren der laxen Regelauslegung in diesem Sommer stringenter vorgegangen sei. Weiter ergänzt Tietge, dass die meisten Vereine die Botschaft verstanden hätten.
Bei den Grizzlies gibt man sich schockiert und wägt erst einmal weitere Schritte ab. Man habe auch selbst erst durch die DRV-Meldung von diesem Vorgang erfahren, was Team-Manager Moritz Koburg „dubios“ nennt. Man erwägt bei den Grizzlies indes das Jugend-Team zurückzuziehen und die darauf folgende Punkt- und Geldstrafe in Kauf zu nehmen. Jedoch liegt es im Ermessen des DRV-Präsidiums, ob man ein solches Vorgehen absegnet. Eine Empfehlung von der deutschen Rugby-Jugend und durch den Schiedsrichter SDRV wird da entscheidenden Einfluss haben.
Eventuelle Hoffnungen auf ein Nachrücken des Hannoveraner Rekordmeisters Victoria Linden entbehren jeder rechtlichen Grundlage. Wie DRV-Vize Jens Poff, zuständig für den Spielbetrieb, gegenüber TR erläutert, werde es keinen Nachrücker geben. „Wir haben sämtliche Paragraphen durchgewalzt“, so der TVP-Team-Manager und DRV-Vize. Die Hannoveraner hatten das Relegationsspiel nur hauchdünn gegen die Grizzlies verloren und wären zweifelsohne in der Bundesliga angetreten. So wird die Nordstaffel der Rugby-Bundesliga, sofern der Einspruch der Grizzlies erfolglos bleibt, nur mit sieben Teams ausgespielt werden.
Doch auch in diesem Konflikt, genau fünf Wochen vorm Start der Rugby-Bundesliga, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
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