Die letzte Einheit ist absolviert, morgen wird es für die DRV XV ernst.
Eine selbstbewusstere deutsche Mannschaft tritt morgen im Heidelberger Rugby-Wohnzimmer um 16 Uhr gegen den siebenmaligen WM-Teilnehmer an - ein historischer Besuch. Die deutsche Mannschaft will sich gegen die Hünen aus der Südsee besser schlagen und vor den Augen der Rugby-Welt beweisen, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Immerhin wartet im November noch die zweite Chance auf die WM-Quali auf unsere Jungs.
Seit Tagen steigt in Heidelberg und in ganz Rugby-Deutschland die Vorfreude auf dieses Duell. Auch wenn die WM-Quali zumindest am morgigen Samstag in der Neckarstadt bei 51 Punkten Differenz klar außer Reichweite liegt, soll es doch immerhin ein großes Rugby-Fest im Wohnzimmer werden. Immerhin wird sich im November beim Repechage-Turnier noch eine weitaus realistischere Chance auf das Japan-Ticket ergeben.
Für dieses Fest ist beinahe alles angerichtet: Der Vorverkauf für das erste Gastspiel in Samoa seit knapp 30 Jahren in der Bundesrepublik sind schon jetzt mehr Tickets verkauft worden, als Zuschauer gegen Portugal zu gegen waren. Weitere Karten werden nur noch für die Stehplätze an der Tageskasse verkauft, jedoch gibt es davon noch genug in ausreichender Zahl.
Ein absolutes Highlight schon vor dem Anpfiff wird der samoanische Siva Tau sein - der Kriegstanz der Insulaner, den diese am heutigen Morgen schon trainierten. Ein imposanter Anblick, wenn 23 robuste Rugby-Riesen diesen traditionellen Tanz vollführen, wie auch die deutschen Jungs gegenüber TR bestätigt haben.
Im Spiel selbst wollen die Samoaner auf ihre Leistung aus dem Hinspiel aufbauen und gnadenlos auf die deutsche Defensiv-Linie anrennen. Mit dem wohl größten Sturm im Welt-Rugby sicherlich eine logische Taktik. Dazu rückt Verbinder Tusi Pisi, der einst schon bei der neuseeländischen Übermannschaft Crusaders an der Seite Dan Carters auflief, auf die erste Innen-Position. Pisi soll dem Samoa-Spiel gemeinsam mit mehr Finesse verleihen. Auf Verbinder startet Patrick Fa’apale, der mit 14 Einsätzen in Samoas Nationalmannschaft aber alles andere, als ein Neuling ist.
Im Sturm muss Kapitän Chris Vui aus der zweiten in die dritte Sturmreihe rücken, da auf der Flanker-Position momentan verletzungsbedingt Mangel herrscht. Eben jener Vui fand in seiner Ansprache an seine Mannschaft deutliche Worte: „Wir müssen sie über 80 Minuten zurückdrängen und selbst wenn wir Mal unter Druck sind, wir können uns befreien, da wir das bessere Team sind!“
Für ihn kommt der unglaublich erfahrene 1,99-Riese Joe Tekori vom französischen Rekordmeister Toulouse in die zweite Reihe. Der einzige Spieler ohne Profi-Vertrag - der unglaublich quirlige Neuner Melani Matavao - behält seinen Platz als Gedrängehalb. Ihn unter Kontrolle zu halten wird für Sean Armstrong eine der wichtigsten Aufgaben.
Generell hat sich das deutsche Team vorgenommen effizienter zu tacklen und Samoas Angriffs-Maschinerie so besser zu stoppen. Die gesamte Woche lag der Fokus auf tiefen Chop-Tackles, um die schweren Samoa-Stürmer gar nicht erst auf Geschwindigkeit kommen zu lassen. Sollte es dennoch zu einem Durchbruch kommen, gilt es diesen besser zu verteidigen. Anders, als die deutsche Mannschaft, hatte sich Samoa im Hinspiel vor dem Malfeld gnadenlos gezeigt. Währenddessen ließ die deutsche Mannschaft drei bis vier vielversprechende Chancen liegen.
Dazu muss die DRV XV besser aus der Gefahrenzone kommen und mit dem Kickspiel den Ball in Samoas Hälfte halten. Mit dem wieder ins Team zurückkehrenden Hagen Schulte auf Verbinder, den auf Schluss rückenden Chris Hilsenbeck, sowie Innen Raynor Parkinson und Außen Marcel Coetzee hat die deutsche Mannschaft vier gute Kick-Optionen in der Hintermannschaft und muss daraus Kapital schlagen.
Neu ins Team rücken wird Routinier Rafael Pyrasch, nachdem sich Steffen Liebig auf Samoa die Hand gebrochen hat. Als Motivator und Antreiber bekannt wird Pyrasch mit seiner mitreißenden Art dafür sorgen, dass die deutsche Mannschaft die Köpfe nicht hängen lässt. Vor den riesigen Samoanern hat Pyrasch keine Angst, der Hannoveraner will ihnen gnadenlos die Beine wegtackeln. Immerhin hatte er auch im Vorjahr beim schwierigen Spiel in Georgien mitgewirkt.
Ebenso neu dabei sein wird Matthias Schösser. Der in Neuseeland aufgewachsene Deutsche ersetzt auf der Bank Anthony Dickinson von der RGH und wird die schwierige Aufgabe haben, Samoas unglaublich starke erste Reihe im Zaun zu halten. Mit Prop Logovili Mulipola von Englands Rekordmeister Leicester, dem Super-Rugby-Sieger von 2016 Motu Matu’u, sowie Stade-Français Prop Paul Alo-Emile ist die erste Sturmreihe eines der absoluten Asse der Samoaner.
Coach Pablo Lemoine sieht sein Team gut vorbereitet: „Wir hatten eine gute Trainingswoche und nach dem Spiel auf Samoa wissen unsere Jungs wohin die Reise gehen muss, wenn wir mit solchen Teams mithalten wollen.“ Es gelte vor allem härter und fokussierter zu sein, so der gebürtige Uruguayer im Gespräch mit TR. Dann werde man ein deutlich besseres Spiel haben, als im in Apia. Und dann würde man deutlich besser in die Vorbereitung auf das Repechage-Turnier im November gehen, wie Lemoine bereits gestern gegenüber TR betont hatte.
Die Zuschauer in Heidelberg können sich auf ein Rugby-Fest bei erneut großartigem Wetter freuen - gegen einen Gegner, den man so schnell nicht wieder auf deutschem Boden zu sehen bekommen wird. Die Extra-Dosis Rugby gibt es dann im Anschluss beim Pokalfinale RG Heidelberg gegen den TV Pforzheim. Kurzentschlossene können immer noch Karten an der Tageskasse erwerben und das Rugby-Fest mitfeiern. Die deutsche Mannschaft hat es nach all den schwierigen Monaten verdient. Wer es nicht schaffen sollte, kann das Duell bei den Kollegen von DAZN live mitverfolgen.
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