Zwei Mal hieß am Ende alles oder nichts - die Relegationsspiele entschieden, wer sich in der kommenden Saison erstklassig nennen darf. Es setzte sich jeweils der vom Abstieg bedrohte Erstligist durch, in beiden Partien jedoch ging es unglaublich eng zu.
In München traten die Heusenstammer Füchse beim Zweitliga-Südmeister Studentenstadt Rugby München an. Zwar war es in München nicht dermaßen heiß, wie in den letzten Wochen, doch die wochenlange Trockenheit hatte den sowieso schon unsanften Platz der Münchner StuSta im Norden des Münchner englischen Gartens betonhart werden lassen.
Eine frühe 10:0 Führung der zuletzt im Pokal stark aufspielenden Füchse hatte auf der Gästebank für Hoffnungen auf eine einfache Aufgabe gesorgt. Dazu kam es jedoch nicht, die Münchner Herausforderer blieben im gesamten Spielverlauf in Schlagdistanz. Während die Heusenstammer mit ihrem überlegenen Sturm und besonders per Paket sehr gefährlich blieben, zeigte sich die StuSta auf der Dreiviertelreihe zwar gefährlich aber nicht konsequent genug. Mehrere Durchbrüche endeten nach Handling-Fehlern im Nichts.
Zur Halbzeit lag der gastierende Favorit mit 15:07 vorne, zwei Mal war es das Paket, das zum Erfolg geführt hatte. In Durchgang zwei war die StuSta gerade im Spiel mit der Dreiviertelreihe zeitweise tonangebend, doch die stärkere Füchse-Bank, von der mit Otterbein, Fischer und Krapf gleich drei Leistungsträger ins Gefecht geworfen wurden, machte schlussendlich den Unterschied aus: Heusenstamm lag nach 80 Minuten harter Arbeit mit 36:24 vorne. Für Füchse-Coach Markus Walger ein „befreiender Sieg“, wie er gegenüber der Offenbacher Post betonte. Den Schlüssel zum Sieg sah er in der Sturm-Überlegenheit seiner Füchse. Hakler Gino Gennaro hatte zwei Mal am Ende eines Pakets punkten können und somit den Unterschied gemacht.
Es ging keinesfalls zimperlich zur Sache im Englischen Garten von München
Georges Besenius, StuSta-Prop und Abteilungsleiter, zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte den Füchsen zum „verdienten Sieg“. Man sei zwar enttäuscht, gleichwohl aber stolz auf die eigene Leistung, so Besenius weiter gegenüber TR. Den Aufstieg habe man eher in Luxemburg verpasst, wo die Studentenstädter nach schwachem Auftakt erst zu spät ihre Aufholjagd starteten und knapp scheiterten. Den Blick nach vorne richtend gab Besenius abschließend zu Protokoll: Wir brauchen mehr Spiele auf dem hohen Niveau, um uns auch auf die Schnelligkeit zum Beispiel in den offenen Gedrängen einzustellen. Wir haben gezeigt, dass wir fast auf dem Niveau der ersten Bundesliga sind, siehe Spiele wie gegen den Berliner RC, den TSV Handschuhsheim, oder nun Heusenstamm.
In der kommenden Spielzeit wird die StuSta mit dem Bundesliga-Absteiger Neuenheim einen formidablen Konkurrenten um den Aufstieg haben. Heusenstamm will dagegen künftig neue Impulse setzen, um in der kommenden Saison nicht erst in letzter Minute den Klassenerhalt zu sichern: „Es muss frischer Wind rein. Wir werden auch versuchen, uns von außen Qualität zu holen“, so Markus Walger nach dem Abpfiff.
Dramatik bis weit über die 80. Minute in Hannover-Linden
Im zweiten Relegationsspiel war das Geschehen indes noch viel dramatischer. Rekordmeister Victoria Linden wollte sich daheim gegen die Berliner Grizzlies den Aufstieg sichern. Diese hatten erst 48 Stunden zuvor per Berufungsurteil erfahren, dass sie antreten mussten und waren so nur mit 17 Mann in Hannover angetreten, darunter der eigentlich schon nicht mehr aktive Team-Manager Moritz Koburg. In einem offenen Schlagabtausch sah es auch lange danach aus, als würde die Victoria sich vorm lautstarken heimischen Anhang den Wiederaufstieg sichern, führte zwischenzeitlich mit 19:5 und musste sicht doch mit der allerletzten Aktion mit 19:24 geschlagen geben.
Nachdem die Lindener zwei Mal Punkten vom Tee verpasst hatten, waren es die Haupstädter, die einige Minuten über die reguläre Spielzeit hinaus die Grizzlies die Partie drehen konnten. Ex-Siebener-Nationalcoach analysierte in der Hannoverschen Allgemeinen: „Es war eine Frage der Physis und Cleverness!“.
Dramatisch bis zur allerletzten Aktion: Das Grizzlies-Gastspiel in Linden
Auf der Gegenseite war man dem Ergebnis entsprechend überschwänglich - Team-Manager Moritz Koburg: „Es war ja schon fast kriminell. Ein Spiel auf Messers Schneide. Wir hatten eine super geschwächte Truppe, nur 17 Leute, haben uns aber mit allem reingekniet, was wir hatten. Ich musste noch selbst das Trikot überstreifen.“
Weiter ergänzt Koburg gegenüber TR: „Wir hatten in der ersten Hälfte ordentlich zu kämpfen. Wir sind zwar mit einem Versuch gestartet, hatten aber mit der sehr guten Organisation der Lindener zu kämpfen. Unsere Cleverness und Physikalität waren der Schlüssel, unsere Spieler wollten sich die Erstklassigkeit nicht nehmen lassen.“ Mit Blick auf die Zukunft der erst im Vorjahr aufgestiegenen Grizzlies betont Koburg, dass man euphorisch in die neue Saison gehen werden. Mit "Neuzugängen aus Berlin und ganz Deutschland“ - „Man darf gespannt was nächstes Jahr auf Rugby-Deutschland wartet“, so Koburg abschließend gegenüber TR.
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