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Am Vortag des DRT: Quo vadis Rugby-Deutschland?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 7. Juli 2018

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Der DRT ist das höchste Beschlussorgan des DRV und wird in dieser Funktion morgen wichtige Weichenstellungen zu treffen haben.

Lange war es erstaunlich still geblieben im Vorfeld des Deutschen Rugby-Tags. Immerhin steht das alljährliche Treffen der Rugby-Gemeinde in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen: Seit sich Klaus Blank im Februar nach beispiellosen Anfeindungen ihmgegenüber, zum Teil gar am Arbeitsplatz, vom Präsidenten-Amt zurückgezogen hat, stand der DRV ohne Präsidenten da. Dazu der während der Rugby Europe Championship weiterhin schwelenden Konflikt zwischen Verband und dem ehemaligen Hauptsponsor WRA und dessen schlussendliche Auflösung auf Geheiß von Mäzen. Es sind turbulente Tage gewesen im deutschen Rugby und morgen gilt es die richtigen Weichen zu stellen.

Zuerst wagte sich der Rugby-Verband Baden-Württemberg unter der Woche mit einem Positionspapier, unterzeichnet vom RBW-Präsident Klaus-Peter Bach aus der Deckung. In erster Linie fordert der RBW-Vorstand in besagtem Papier mehr Transparenz in finanziellen Aspekten, gerade auch mit Blick auf die im Vorjahr wiederaktivierte DRM (Rugby-Marketing Tochter des Verbands). Mehr Transparenz in finanziellen Aspekten dem DRT und damit den Mitgliedervereinen gegenüber, ist eine durchaus nachvollziehbare Forderung.

Jedoch bezieht sich Bach in der Folge auf auf „kursierende Gerüchte“, nach denen dem DRV die Insolvenz drohe und spekuliert weiterhin, dass der DRV im Falle einer Abschreibung seines DRM-Anteils pleite sei. Dass derlei öffentlich geäußerten Spekulationen in Gesprächen mit Partnern, Geldgebern und Sponsoren des Verbandes nicht nur kurzfristig alles andere als zuträglich sind, dürfte auch dem Laien bewusst werden. Erst recht dem ehemaligen Präsidenten des DRV, der selbst in seiner Amtszeit mit existenzbedrohenden finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. 

Vorgestern folgte dann eine Pressemitteilung, die in Rugby-Kreisen schnell die Runde machte, jedoch leider nicht direkt an Deutschlands größtes Rugby-Medium TotalRugby gesendet wurde. In der ohne Absender versehenen Verlautbarung wurde unter anderem die Kandidatur von Robin Stalker für das Präsidentenamt des DRV angekündigt.

Der gebürtige Neuseeländer hatte über zehn Jahre als Finanzvorstand von Adidas fungiert und sitzt heute im Aufsichtsrat der Commerzbank. Seit 2013 Schirmherr des bayerischen Rugby-Verbandes, gibt Stalker seine Prioritäten per Mitteilung kurz und knapp an:

„- professionnalisation of the Administrative and Executive functions of Rugby Germany
- trengthening (sic) and broadening the sponsorship basis
- ncreasing (sic) the awareness and visibility of Rugby as a sport for Germans in 
Germany“

Übersetzt: Die DRV-Verwaltung professioneller aufstellen, die Sponsoren-Basis verbreitern und stärken, sowie Rugby bekannter und sichtbarer für Deutsche in Deutschland machen - Ziele, mit denen sich im DRV sicherlich alle Mitglieder identifizieren könnten. Viel mehr lässt sich einer vierseitigen Pressemitteilung sicherlich auch nicht darstellen.

Umso mehr wird es am DRT-Plenum liegen, den Neuseeländer morgen auf Herz und Nieren zu prüfen, wenn es um seine weiteren Zielsetzungen und Prioritäten in einer möglichen Amtszeit geht. Denn durch sein in Rugby-Deutschland relativ unbekanntes Profil wird sich ein Großteil der Anwesenden erst vor Ort eine Meinung über Stalker bilden könne.

Im Vorjahr war die ebenso überraschende Kandidatur von Ian Rawcliffe beim DRT für das Präsidentenamt, ohne seine Anwesenheit, ein absolutes Mysterium. Lediglich ein Fürsprecher war in Form vom Heidelberger Jonas Braus zugegen, der sich als "besorgter Rugby-Fan" dem Plenum vorstellte und verlauten ließ, dass bei einer Bestätigung des damaligen Präsidiums potenzielle Sponsoring-Deals durchfallen würden. Kein Wunder, dass das Plenum Rawcliffe mit überragender Mehrheit die Gefolgschaft verweigerte.

Stalker versucht diesen Eindruck mit besagter Mitteilung und der darin enthaltenen Vorstellung zu vermeiden.  Ein derartiges Misstrauen dürfte in der Form am morgigen Sonntag, sollte Stalker selbst anwesend sein, nicht gegeben sein. Die formelle Qualifikation Stalkers ist zweifelsohne beeindruckend, jetzt liegt es an den Vereinsvertretern weitere Details herauszufinden und eine Abwägung zu treffen.

Ebenso wird in besagter PM angekündigt, dass mit Wirtschaftsprüfer Martin Bornhofen, Ex-Volleyball-Funktionär Ralf Iwan und Rugby-Bayern Präsident Alexander Michl ein ganzes Team hinter Stalker steht. Ihre konzeptionellen Schwerpunkte wurden ebenso festgehalten:

Präsidium und Vorstand sehen ihre Kern-Aktivitäten wie folgt:

1. Konsolidierung der Finanzen
2. Implementierung von tragfähigen Strukturen und Prozessen
3. Erarbeitung und Umsetzung eines Marketing Konzeptes, das den Verband auf 
eine breitere wirtschaftliche Basis stellt.
4. Verbreitung des Rugbysportes in ganz Deutschland durch Gründung neuer 
und Entwicklung bestehender Vereine
5. Trainer & Schiedsrichterausbildung
6. Koordination und Weiterentwicklung der sportlichen Konzepte, um das 
olympische 7er Rugby und das 15er Ruby (sic)“

Wie schon bei den Zielsetzungen von Präsidenten-Kandidat Stalker gilt: Ziele, hinter der eine breite Mehrheit Rugby-Deutschlands stehen dürfte. Und wieder wird es am Plenum des DRT liegen, weiter nachzuhaken, wie das Kandidaten-Team seine Ziele umsetzen will. Denn eine der Hauptaufgaben des kommenden Präsidiums wird es sein, Wachstum und Verbreitung unseres Sports nachhaltig zu erreichen.

Die angesprochene „breitere wirtschaftliche Basis“ dürfte dafür essenziell sein. Wohin es führen kann, wenn man sich als Verband und Sport zu sehr in eine singuläre finanzielle Abhängigkeit begibt, hat das deutsche Rugby in den letzten Wochen und Monaten schmerzhaft erfahren müssen. Die morgen in Hannover anwesenden haben eine unglaublich wichtige Aufgabe vor der Brust, deren Tragweite sie sich bewusst werden müssen: Es geht um nicht mehr oder weniger, als die Zukunft des deutschen Rugbys.

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