Im englischen Garten liefern sich die StuSta und Heusenstamm morgen das Duell um den letzten Platz in der Bundesliga-Süd. Foto (c) Perlich
Im Süden wird der Kampf um den begehrten Platz im Rugby-Oberhaus, wie vorgesehen, auf dem grünen Rasen der Münchner Studentenstadt ausgetragen. Süd-Zweitligameister StuSta empfängt den RK Heusenstamm, soweit so normal. Im Norden dagegen hat es heute eine weitere Wende in der nicht endenden Saga um die Relegation gegeben. Das Sportgerichtsurteil, nach welchem das Spiel der Berliner Grizzlies ihr gegen Germania List am grünen Tisch zu Gunsten der Hauptstädter gewertet wurde, wurde in der Berufung kassiert. Demnach müssen die Grizzlies nun doch bei Victoria Linden um den Klassenerhalt - nur 48 Stunden vorm eigentlichen Spieltermin.
Doch zuerst zum sportlichen Teil. Die Münchner Studentenstädter wollen daheim im Norden des englischen Gartens den zweiten Matchball verwandeln. Nachdem das erste Aufstiegsspiel gegen Westmeister Luxemburg mit 12:18 knapp verloren ging, wollen die Studenten daheim unbedingt ihre Chance nutzen. Der italienische Coach der StuSta, Umberto Re, gegenüber TR: „Unser Ziel ist zu gewinnen und den Aufstieg zu sichern.“ Gleichwohl schiebt der ehemalige Erstliga-Profi in Italiens Eccelenza direkt hinterher: „Wir haben überhaupt keinen Druck, keinen Stress. Ich will, dass die Jungs Spaß haben.“
Man sehe sich bei der StuSta nicht als Favorit, diese Bürde obliege den Bundesliga-erfahrenen Gästen. Enttäuscht sei er bei einer Niederlage lediglich, wenn sie aufgrund von mangelnder Disziplin oder Einstellung zustandekommen würde. Angesprochen auf die Stärken des RKH, gerade das auch in der Bundesliga gefürchtete Paket der Füchse gibt sich Re selbstbewusst - man sei sich der Stärken der Füchse bewusst und habe sich „gut auf sie einstellen können“.
In München werden die Füchse auf ihren treuen Anhang bauen können, der per Fanbus anreist
Heusenstamm wiederum kommt nach einem guten Lauf im Pokal, der erst in der Vorwoche knapp gegen die RGH im Halbfinale endete, mit breiter Brust und vollem Kader in die bayerische Landeshauptstadt. Füchse-Trainer Jens Steinweg erwartet ein „schweres Spiel“, nachdem er zuletzt zwei Spiele der StuSta haben beobachten können. Dabei seien aber auch Schwachstellen der Münchner offensichtlich geworden. In so einem „alles-oder-nichts-Spiel“ könne einiges passieren.
Große Verärgerung herrscht beim RKH darüber, dass Sam Rainger nicht am Relegationsspiel wird teilnehmen können. Der Füchse-Spielmacher hatte erst am vergangenen Wochenende gegen die RGH im Pokal sein Verletzungs-Comeback nach neunmonatiger Genesungszeit nach einem Kreuzbandriss gegeben. Nun aber wurde er für dieses Spiel gesperrt, die Begründung: Auf dem überaus schlechten Geläuf im englischen Garten bestehe für Rainger zu große Verletzungsgefahr. Beim letzten GPS-Turnier im Lodz wird fest mit dem Halbspieler geplant, weswegen man ihm nun den Einsatz auf dem unebenen Platz in München untersagt. „Über diese Entscheidung sind Markus Walger und ich sehr enttäuscht“, so der Kommentar von Coach Jens Steinweg.
Nord-Relegation: Sportgericht sorgt 48 Stunden vor Spielbeginn für Chaos
Das zweite Relegationsspiel dagegen entwickelt sich mehr und mehr zur Farce und das liegt nicht am Rekordmeister Victoria Linden, der nach einem Jahr Zweitligazugehörigkeit wieder zurück ins angestammte Oberhaus will. Doch dabei wissen die Hannoveraner seit Monaten nicht so recht, gegen wen sie dabei antreten werden.
Denn am gestrigen Tag platzte die Überraschung schlechthin herein: Der Gegner werden die Berliner Grizzlies sein, so wie nach Abschluss der regulären Spielrunde antizipiert. Doch laut eines Sportgerichtsurteils vor gut vier Wochen, nachdem die Grizzlies ihr letztes Bundesliga-Spiel gegen Germania List am grünen Tisch für sich gewertet bekommen hatten, schien es so, als müsste Leipzig unerwarteterweise doch in der Relegation antreten.
Grundlage des Urteils war der Einsatz des Germanen Nicklas Koch, der am Wochenende vor fraglichem Spiel an einem Vorbereitungslehrgang teilgenommen hatte und nach Ansicht der Grizzlies von einer DRV-Schutzsperre betroffen war. Koch war jedoch vorzeitig abgereist, hätte somit die 72-Stunden-Sperre sowieso eingehalten und zudem handelte es sich um einen Vorbereitungslehrgang, der keinerlei Sperren nach sich zieht - in der Berufung, angestrengt durch Germania List selbst und den RC Leipzig zerpflückte das Berufungsurteil die Annahmen des eigentlichen Urteil.
Das sportliche Ergebnis des letzten regulären Saisonspiels steht nun somit und die Grizzlies müssen den Gang in die Relegation antreten, soweit so nachvollziehbar. Dass die Berliner allerdings gerade Mal rund 48 Stunden vor dem Spiel in Kenntnis gesetzt werden, ist fast schon skandalös. Moritz Koburg, Team-Manager der Grizzlies, nimmt es mit Fassung: „Wir werden spielen, wie wir das alles so kurzfristig organisieren, müssen wir schauen“. Mit Blick auf die Entscheidungsfindung gibt sich der Berliner gegenüber der Sportgerichtsbarkeit hochkritisch: „Ich müsste lügen, wenn ich nicht irgendwo damit gerechnet habe. Dass das jetzt so kurzfristig geschieht, ist alles sehr ärgerlich. Jetzt geht es darum den Transport zu organisieren. Sich die Option zu halten, hätte wahnsinniges Geld gekostet.“
Koburg ergänzt: „Wir werden sehen, dass wir alle Mann an Bord bekommen und dann geht die Reise nach Hannover - unsere Jungs müssen sehen, dass sie ihre Leistung auf dem Platz bringen. Was fatal wäre, wenn sich unsere Spieler auf das Urteil verlassen hätten, haben sie aber nicht.“ Für die Zukunft wünscht sich Koburg eine Wasserstandsmeldung, denn man sei über den ganzen Berufungsprozess im Unklaren gelassen worden.
Auch beim RC Leipzig ist man ebenso erbost wie erleichtert. Zwar hat man nun die Klasse doch direkt gehalten. Dafür habe man aber in den vergangenen Wochen entgegen anderer Pläne sehr wenig Siebener gespielt, zudem hätten einige Spieler ihren Urlaub abgesagt, wie Team-Manager Sven Paukstat gegenüber TotalRugby bestätigt: "Es war echt kein Spaß, für Spieler und Offizielle, einige von uns sind sehr angefressen."
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