Initiatorin des Projekts Ruckoons ist RFC-Dortmund-Spielerin Jana Böttcher.
Das Frauen-Rugby in Deutschland befindet sich seit Jahren im Aufschwung. In der abgelaufenen Spielzeit haben bundesweit rekordverdächtige 54 Mannschaften im aktiven Spielbetrieb der fünf regionalen Siebener-Ligen teilgenommen. Der Trend in der Rugby-Bundesliga im Fünfzehner hingegen war zuletzt rückläufig und nach dem Rückzug von Germania List und dem München RFC spielten nur noch fünf Mannschaften in der Fünfzehner-Bundesliga. Die SG Rugby Ruckoons aus NRW wollen dies nun ändern und als Spielgemeinschaft das Oberhaus aufmischen.
In den letzten Jahren war das Fünfzehner der Damen nahezu völlig vom gesunden Mitgliederwachstum im Frauen-Bereich abgekoppelt. Gründe dafür gibt es viele: Neben der temporären Einstellung des Spielbetriebs der Frauen-XVer-Auswahl des DRV und der Konzentration auf die Förderung des Siebeners, sind es vor allem praktikable Gründe. Viele Vereine haben schlicht Schwierigkeiten einen vollen 22er-Kader zu stellen. Selbst der über 100 weibliche Mitglieder zählende München RFC zog sich aus dem Fünfzehner-Spielbetrieb zurück. Und dadurch, dass fast drei Mal so viele Herren-Teams in der Bundesrepublik am Spielbetrieb teilnehmen, sind die Distanzen zwischen den Klubs im Schnitt auch deutlich geringer, als bei den geographisch weiter verstreuten Frauen-Teams.
Die Siebener-Regionalturniere der Damen wiederum maximieren die Spielzeit der einzelnen Spielerinnen gegen verschiedene Klubs, während der Reiseaufwand gleichzeitig minimiert wird. Der Einstieg auf regionaler Ebene fällt neu etablierten Mannschaften, von denen es in den letzten Jahren Dutzende gegeben hat, zudem weitaus leichter, als direkt bundesweit gegen die besten Spielerinnen antreten und entsprechend weit anreisen zu müssen.
Eine neue Spielgemeinschaft schickt sich nun an, den Trend umzukehren und dem Wettbewerb im Frauen-Fünfzehner wieder ein wenig mehr Leben einzuhauchen. Im größten Bundesland NRW wird es künftig neben acht aktiven Siebener-Teams, nun auch eine zweite Fünfzehner-Mannschaft neben dem RSV Köln geben. Die SG Rugby Ruckoons werden in der kommenden Saison im Oberhaus antreten und sammeln dafür gerade mit großem Erfolg Spenden via Crowdfunding (hier der Link zum Unterstützen des Projekts) um den Spielbetrieb zu finanzieren.
Initiatorin und künftige Mannschafts-Kapitänin Jana Böttcher, die bereits den Dortmund RFC (Damen-Siebener-Team im Westen, sowie Herren-Regionalligist) als erste Vorsitzende anführt, schickt sich gemeinsam mit einer Reihe Aachener Mitstreiterinnen an, neben dem RSV Köln das zweite Fünfzehner-Team der Damen im Westen zu etablieren. Denn bisher schaffte es kein Verein in der bevölkerungsreichsten Region Deutschlands außer den Domstädtern genug Spieler für eine vollwertige Fünfzehner-Mannschaft zu stellen.
Nach langjährigen Planungen und Anstrengungen wollte man dies bereits im Vorjahr, musste den Start aber noch aus Spielermangel auf die lange Bank schieben. Mittlerweile sind laut Aussage von Kapitänin Böttcher 40 Spielerinnen von mehreren Vereinen aus NRW und Niedersachsen (RFC Dortmund, RC Aachen, RT Münster, Düsseldorf Dragons RC, RFC Paderborn, Bochum/Witten RFC, 1. RC Bielefeld, SCW Göttingen) im Spielerpool der Spielgemeinschaft. Als Trainer fungiert der Aachener Julius König, der selbst für den RCA in der zweiten Bundesliga Dritte-Reihe-Stürmer ist.
So sehr 40 Spielerinnen auf den ersten Blick beeindruckend klingt - gerade wenn man bedenkt, dass selbst etablierte Bundesligisten zu manchen Spielen ohne 15 Spielerinnen fahren - steht die SG nun vor einer logistisch und organisatorisch schwierigen Aufgabe. Gemeinsame Trainingszeit und die Koordination auf dem Feld werden für die Neulinge nicht einfach sein. Zwar kommen alle Spielerinnen aus bestehenden Siebener-Teams und sind demnach mit den Rugby-Basics natürlich vertraut, aber bisher hat kaum jemand Erfahrungen in der klassischen Form unseres Sports. Die gemeinsame Trainingseinheiten finden bis dato nur monatlich statt.
Ruckoons-Trainer Julius König
Böttcher selbst gibt sich gegenüber TR in Sachen Ambitionen für die kommende Saison bescheiden: „Spielerisch ist das Ziel phasenweise Spiele zu bestimmen und mit der Zeit die Leistung über 80 Minuten zu halten.“ Darüber hinaus will man künftig, so Böttcher weiter, aber einiges erreichen: „Langfristig sollten wir so erfolgreich sein, dass wir so viele Spielerinnen haben das wir mehr als eine Mannschaft stellen können. Es geht uns um die Förderung des Fünfzehner-Rugby.“ Trainer Julius König selbst ergänzt: „Wenn ich vor jedem Spiel Kopfschmerzen bekomme, um den Kader zu nominieren, ist das ein großer Erfolg.“
Bei der Konkurrenz freut man sich explizit über den Ligazuwachs. Marcus Trick, Trainer des deutschen Meisters SC Neuenheim, im Gespräch mit TR: „Natürlich freuen wir uns, dass es die Ruckoons gibt und sie in die Liga einsteigen. Das gilt für die ganze Liga - mit sechs Teams geht es wieder in die richtige Richtung!“ Doch Trick will es nicht nur bei „netten Worten“ belassen, sondern selbst mit anpacken. Im August wird er zusammen mit Ruckoons-Trainer König einen gemeinsamen Trainingstag abhalten, um die neue Mannschaft auf die anstehenden Aufgaben vorzubereiten. Trick ermutigt darüber hinaus auch andere Vereine diesen Schritt zu wagen, sei es wie bei den Ruckoons als Spielgemeinschaft.
Auch Böttcher sieht das so und glaubt daran, dass andere Rugby-Regionen in Deutschland das Potenzial haben eine Fünfzehner Mannschaft zu stellen: „Wir sind physisch und spielerisch den anderen Regionen bestimmt nicht voraus (Berlin, München oder Stuttgart), aber wir haben es geschafft uns als ein Team zu fühlen. Jetzt kommt erst die harte Arbeit.“
Bliebe noch zu klären, was es mit dem Namen Ruckoons, einer Abwandlung des englischen Begriffs für Waschbär, auf sich hat. Die Aachener Mitgründerin Sarah Biesenbach klärt in den Dortmunder Ruhr Nachrichten auf: „Wir haben Augenringe, essen sehr gerne und sind süß!“
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