Unsere DRV-XV-Jungs erholen sich heute noch um die 35-stündige Anreise aus den Knochen zu bekommen. Foto (c) Ferreira
Die ersten Schritte der deutschen Mannschaft in Samoa sind gemacht - Kapitän Julius Nostadt und seine Mannschaft haben die Mammut-Anreise auf das ferne Insel-Paradies absolviert. Jetzt ist die oberste Priorität sich von den Reisestrapazen zu erholen. Samoas Premierminister, der zugleich als Vorsitzender des Rugby-Verbands fungiert, hat derweil den freundlichen Empfang, den unsere Mannschaft in Samoa genossen hat, mit unsportlichen Äußerungen konterkariert.
Im Verlaufe des Sonntags war die deutsche Mannschaft nach über 30 Stunden und drei Flügen in gleich drei verschiedenen Gruppen in Apia, der Hauptstadt des Inselstaates, angekommen. Die kurzfristige Buchung nach dem 16:13 Erfolg über Portugal hatte es unmöglich gemacht, die mit Kader und Betreuerstab knapp 30-köpfige deutsche Delegation gemeinsam nach Samoa zu befördern.
Coach Pablo Lemoine legt nach der „verdammt langen Anreise mit zwei längeren Stops“ den Fokus erst einmal voll auf Erholung: „Am Sonntag und heute wollen wir die lange Ausreise bei den Jungs aus den Beinen bekommen, leichte Bewegung, Stretching usw.“, so Lemoine gegenüber TR. Immerhin müssen die deutschen Spieler ihren Rhythmus komplett umstellen - durch die elfstündige Zeitverschiebung sind Tag und Nacht nahezu komplett vertauscht.
Das medizinische Betreuerteam der DRV XV, bestehend aus dem DRV Head of Physical Performance Colin Grzanna und S&C Coach Antoine Mobaine, zeigte sich derweil gegenüber TR optimistisch: „Das Team ist sogar erfreulich gut durch die drei Flüge durchgekommen“, so der studierte Mediziner und Ex-Nationalspieler Grzanna gegenüber TR. Kapitän Julius Nostadt bestätigt gegenüber TR ebenfalls: „Bei fast allen ist es gut soweit, sowohl mit dem Jetlag, als auch körperlich.“
DRV-XV-Coach Lemoine erläuter weiterhin, dass man am Dienstag erstmals auf dem Rasen unter normaler Belastung trainieren werde. Gleichwohl, so Lemoine gegenüber TR weiter, werde man natürlich vorher schon an der eigenen Taktik feilen und die Gegner-Analyse mit der Mannschaft besprechen. Darüber hinaus betont Lemoine: „Wir müssen vor allem mental bereit sein für dieses Spiel!“
Freundlicher Empfang durch Einheimische, abschätzige Kommentare des Regierungschefs
Den Empfang, den das deutsche Team in der ehemaligen deutschen Kolonie erhalten hat, wird im Team derweil als freundlich beschrieben. Im Gespräch mit Spielern und Betreuern ist auch davon zu hören, wie Einheimische den deutschen Spielern „viel Glück“ wünschten und auch sonst am Team interessiert sind. Ganz der Rugby-Tradition und dem Fair-Play-Geist nach könnte man meinen.
Derlei Gebräuche scheinen dem Präsidenten des samoanischen Rugby-Verbands unbekannt. Tuilaepa Sailele Malielegaoi, der erwähnenswerterweise auch das Amt des Premierministers innehat, war am Freitag im Parlament Samoas bei der Aussprache zum Haushalt des Inselstaates ein wenig vom Thema abgeschweift und hatte sich ausführlich zum ovalen Ballsport geäußert. Dazu sollte man erwähnen, dass Rugby in Samoa den Status einer Religion gleichkommt, zu der jeder etwas zu sagen hat.
Zuerst bekam die eigene Mannschaft ihr Fett weg. Er habe, so erläuterte es Premierminister Malielegaoi im Fono genannten Repräsentantenhaus des Landes, der Mannschaft bei seinem letzten Besuch vorigen Mittwoch klar gemacht: „Ihr habt keinen Mut!“ - nach Niederlagen gegen die Lokalrivalen Tonga und Fidschi seien alle Fans von Manu Samoa (Spitzname der Mannschaft) zurecht wütend und enttäuscht.
Wenn man gegen Deutschland nicht gewinnen sollte, könnten alle Spieler gleich zurücktreten. Von diesem „absoluten Tiefpunkt“ könne es nur aufwärts gehen. Malielegaoi sparte sich seinen abfälligsten Kommentar im Parlament für den Schluss auf: „Sie (Samoas Nationalmannschaft) wird gegen eine Mannschaft (Deutschland) spielen, die überhaupt nicht weiß, wie man Rugby spielt. Also müssen wir dieses Spiel gewinnen.“
Dass in Deutschland seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rugby gespielt wird und damit 50 Jahre früher als auf Samoa, scheint dem Premierminister leider entgangen zu sein. Was ihn aber nicht davon abhielt schon auf die WM im kommenden Jahr zu richten: „Ich wäre schockiert, wenn wir es nicht ins Viertelfinale schaffen sollten.“
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