Der TV Pforzheim geht als Favorit und Titelverteidiger in die Achtelfinalrunde des Pokals. Foto (c) Seufert-Chang
Die Bundesliga-Saison 2017/2018 ist seit dem letzten Wochenende Geschichte und mit dem HRK hat sich Deutschlands dominierende Vereinsmannschaft erneut mit dem Titel gekrönt. Doch durch die Wiedereinführung des Pokals, sowie die erneute Umstellung des Spielplans ist die Saison aber nun noch nicht vorbei - die letzten vier Runden der beiden Pokal-Wettbewerbe werden nun nach dem Ende der Bundesliga-Saison von Anfang Juni bis Mitte Juli ausgetragen. Dass dies nicht allen schmeckt sieht man bereits daran, dass zwei von acht Achtelfinalpartien im DRV-Pokal gar nicht erst angepfiffen werden. Zudem äußern gleich mehrere Teams Unbehagen ob der Verlängerung der Saison. Dennoch kommt es zu einigen interessanten Duellen: Beispielsweise treffen die beiden Nord-Topmannschaften 78 und RK03 aufeinander, während Neckarsulm mit dem HRC Besuch aus dem hohen Norden bekommt.
HRK tritt dezimiert in Rottweil an
Meister HRK gastiert beim RC Rottweil aus der zweiten Bundesliga-Süd - was sich nach einem ganz klaren Auswärtserfolg für den Klub anhört, könnte zu einer sehr spannenden Angelegenheit werden. Denn ein Großteil de Ruderklub-Stamm-XV ist bereits mit der DRV XV mitten in der Vorbereitung auf das Portugal-Spiel in Heidelberg nächste Woche. Womit der Klub de facto mit einer verstärkten zweiten Mannschaft in den Vorschwarzwald fahren wird.
Rottweil wiederum, Vizemeister der Zweitliga-Südstaffel und im Halbfinale am Aufsteiger Luxemburg gescheitert, empfindet es als „Ehre und Herausforderung“ den Meister empfangen zu dürfen. Trotz der Abwesenheit eines großen HRK-Kontingents sieht man sich bei den Schwarz-Gelben als Außenseiter und nimmt sich lediglich vor das Spiel offen zu halten, was man mit harter Arbeit und geschlossenem Auftreten erreichen will. Für den RCR-Vorsitzenden Karl-Heinz Bahr ist es das absolute Highlight, auf das sich der gesamte Verein freue.
Für den RC Rottweil ein Highlight: Der Besuch des Heidelberger RKs
Duell Nord gegen Süd: Neckarsulm empfängt den HRC
Gut 150 km weiter nördlich wird die Neckarsulmer SU den Hamburger RC empfangen. Die Neckarsulmer haben seit ihrem erfolgreichen und souveränen Klassenerhalt als Aufsteiger Nägel mit Köpfen gemacht: Erst verlängerte Coach Mark Kuhlmann für eine weitere Saison bei den Unterländern und dann wurde mit dem Solaranlagen- und Finanzdienstleister hep ein neuer Großsponsor an Land gezogen. Auf das morgige Pokalspiel daheim gegen den HRC blickt man bei den Blau-Schwarzen aber dennoch skeptisch - gut einen Monat nach dem letzten Ligaspiel findet Trainer Mark Kuhlmann den Termin alles andere als optimal: „Für uns ist es eine reine Qual in diesem Wettbewerb anzutreten“.
Die Neckarsulmer, so Kuhlmann weiter, hatten ihr Saison-Highlight bereits und würden den Juni lieber nutzen, um Verletzungen auszukurieren und Siebener-Rugby zu spielen. Zudem fallen bei der NSU mit Mark Fairhurst und Marcel Henn zwei wichtige Sturm-Stützen, da sich diese bereits in Heidelberg auf das WM-Qualispiel vorbereiten. Zudem blickt man bei der NSU mit Skepsis auf die kommenden Pokalrunden: „Wenn wir bis ins Finale kommen sollten, würden wir am 14. Oder 15. Juli spielen, das wäre das Wochenende vor unserem Trainingsbeginn und die Sommerpause würde damit flachfallen - das ist doch nicht normal, oder?“ Dennoch werde man, so bestätigt es Kuhlmann im Gespräch mit TR antreten, wenn auch mit einigen Spielern der zweiten Mannschaft im Kader, schließlich sei man es auch den Zuschauern schuldig.
Die Hamburger wiederum werden nach einer knapp siebenstündigen Anreise per Bahn auch nicht unbedingt mit vollen Akkus in Neckarsulm ankommen. Nach der knappen Niederlage gegen Hannover 78 am 12. Mai wird man auch bei den Hanseaten gewissermaßen im Sommerpausenmodus sein. Doch ein solches Spiel ohne Ergebnisdruck könnte auch seine Vorteile haben, indem man beispielsweise neue Kombinationen oder Spieler ausprobiert.
Unterhaus vs. Oberhaus: Löwen treten in München an
Das zweite Duell Unterhaus vs. Oberhaus findet im Münchner englischen Garten statt. Die knapp am Aufstieg vorbeigeschrammte StuSta (gegen Luxemburg verlor man mit 12:18) bekommt nun zumindest im Pokal ein wenig Erstliga-Luft zu schnuppern. Die Handschuhsheimer Löwen gastieren in der bayerischen Landeshauptstadt und zählen dabei zu denjenigen Vereinen, die sich durchaus über Pokal-Herausforderung freuen. Löwen-Coach Hanlon gegenüber TR: „Wir haben die stärkste uns zur Verfügung stehende Mannschaft ausgewählt und das Spiel ist eine großartige Möglichkeit zu sehen, inwiefern unsere Arbeit Früchte trägt.“
Weiter ergänzt Hanlon: „Wir arbeiteten Woche für Woche daran besser zu werden und auf unser Ziel hin Meister zu werden, dazu zählt auch zu lernen regelmäßig als Sieger vom Platz zu gehen - einen guten Pokal zu spielen wird uns dahingehend sehr helfen.“ Die Gastgeber hingegen sind noch dabei ihre Wunden aus der knappen Niederlage gegen Luxemburg zu lecken und haben einige Ausfälle zu beklagen. Angesichts des am 7. Juli anstehenden Relegationsspiels kann der StuSta eine weitere Belastung eigentlich nicht recht sein. Zwar werde man eine volle Mannschaft stellen, darunter seien jedoch Spieler des zweiten Teams der Münchner sowie angeschlagene Spieler.
Parallel spielt die zweite Mannschaft der Löwen gegen den München RFC. Dessen Kapitän Sidney Brenner, der jüngere Bruder des frischgebackenen Rugby-Renters Kehoma, freut sich auf das Gastspiel des TSV II und gibt selbstbewusst zu Protokoll: "Wir wollen den Pokal nach München holen!"
Spitzenspiel mit Personalnot auf beiden Seiten: 78 gastiert beim RK 03
Nominell ein Spitzenduell in der ersten Liga wäre das Aufeinandertreffen von Hannover 78 und dem RK 03 Berlin. Doch bei den Berliner Gastgebern sieht man die Terminierung ebenso kritisch und ist „froh eine vollzählige Mannschaft zusammenzubekommen“ wie Team-Manager Lutz Joachim es formuliert. Klar nehme man den Wettbewerb ernst und versuche sich ordentlich aus der Affäre zu ziehen. Jedoch seien einige Spieler mit sechs Spielen in ebensovielen Wochen im April und Mai am Limit und satt. Zudem sei für einige Spieler zu dieser Jahreszeit der Fokus eindeutig auf dem Siebener-Rugby, so Joachim weiter. Zusammenfassend beschreibt Joachim die Berliner Sichtweise wie folgt: "Jetzt noch mal im Fünfzehner im Pokal ran zu müssen ist für viele Spieler im Amateurbereich einfach nicht machbar.“ Auch deshalb sehe man 78 als Favoriten für das Duell an.
Die 78er wiederum treten nun gefühlt eine Woche zu spät den Weg nach Berlin Weißensee an. Vor zwei Wochen waren sie hauchdünn an ihrem Ziel, der Finalqualifikation in der Bundesliga, gescheitert. Nun gibt es sozusagen den Trostpreis Pokal-Achtelfinale im Stadion Buschallee, wobei die Kulisse nicht wirklich vergleichbar sein dürfte. Angesichts der übrig gebliebenen Konkurrenz durchaus Titelchancen haben. Doch auch die 78er haben mit Personalsorgen zu kämpfen: Jan Piosik bei der Fünfzehner-Nationalmannschaft, sowie Nico Müller, Pascal Fischer, David Schorr bei der DRV-VII-Entwicklungsmannschaft - dadurch, räumt 78-Coach Benjamin Krause ein fahre man mit einem verstärkten Rookie-Team nach Berlin. Dennoch wolle man natürlich gewinnen, erst recht als Halbfinalist der Rugby-Bundesliga. Mit Blick auf die Terminierung ergänzt Krause: „Eigentlich halte ich viel vom Pokal, man spielt auch Mal gegen andere Teams aus dem Süden und wenn wir als Halbfinalist keinen Bock hätten, keine Ahnung - aber mit den Abstellungen und einigen Urlaubern wird es auch für uns schwierig.“ Deshalb habe man das Spiel des Reserve-Teams absagen müssen und werde mit lediglich 16 Spielern in die Hauptstadt fahren.
TV Pforzheim will den Pokaltitel verteidigen und empfängt Absteiger Neuenheim
Ein weiterer Teilnehmer mit klaren Titelambitionen ist der TV Pforzheim. Die Rhinos haben mit Rang drei in der Bundesliga-Südstaffel erstmals den Einzug in das Halbfinale der Bundesliga verpasst und wollen nun zumindest ihren Pokal-Titel aus der Vorsaison verteidigen. Damals hatte man den Titel noch vor Rückrundenbeginn klar gegen den SC 1880 Frankfurt geholt. Nun erfolgt der Großteil der Pokalsaison nach der Bundesliga-Rückrunde und für die Pforzheimer kommt dies gelegen, war man doch erst in den letzten Wochen der Liga so richtig in Schwung gekommen. Team-Manager Jens Poff gibt sich dementsprechend offensiv: „Unser sportliches Augenmerk gilt dem DRV-Pokal, wo wir möglichst bis ins Finale vordringen wollen, um unseren Titel verteidigen zu können.“
Dabei kann Pforzheim in Sachen Personal nicht aus dem Vollen schöpfen: Mit Carlos Soteras-Merz, Oliver Paine und Samj Harris sind gleich drei Rhinos beim Vorbereitungs-Lehrgang der DRV XV vor dem Portugal-Spiel. Dazu fehlen noch einige Leistungsträger verletzungsbedingt, wie Luke Wakefield. Gegen Neuenheim hatte man im Saisonverlauf zwei klare Kantersiege einfahren können, jedoch beim Rückspiel auch selbst vier Versuche kassiert. Das, so fordert Coach John Willis von seinen Jungs, wolle man dieses Mal vermeiden. Die Neuenheimer selbst haben nach ihrem Abstieg und dem angestrebten Neuaufbau unter dem Trainerduo Alexander Wiediker / Clemens von Grumbkow sicherlich erstmal andere Sorgen, als den Pokalwettbewerb. Denn der direkte Wiederaufstieg ist für den Heidelberger Traditionsklub die oberste Priorität.
Indes hat die SC Germania List ihr Gastspiel bei der RG Heidelberg aus akutem Personalmangel absagen müssen. Auch Aufsteiger RC Luxemburg zog es, trotz dem angesetzten Heimspiel gegen Frankfurt 1880, vor die Strafe für den Rückzug zu zahlen, anstatt anzutreten und eventuell hoch zu verlieren. Bereits vor zwei Wochen hatte der RK Heusenstamm personell stark dezimierte Leipziger mit 83:0 nach Hause geschickt, wobei das Spiel nach gut 60 Minuten abgebrochen wurde, da Leipzig nicht mehr genug einsatzfähige Spieler auf dem Platz hatte.
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