Deutschlands Rugby-Fans müssen sich jetzt hinter dieses Team stellen! Foto (c) Keil
Es war die Nachricht, auf die alle in der deutschen Rugby-Community sehnlichst gewartet hatten: Unsere DRV XV wird in zehn Tagen gegen Portugal in Bestbesetzung antreten. Betreut wird das DRV-Flagschiff vom Trainer-Traumduo Pablo Lemoine und Kobus Potgieter. Es ist das dringend benötigte Signal der Einigkeit und lässt Rugby-Deutschland hoffen: Mit gebündelten Kräften können wir es tatsächlich zur kommenden Weltmeisterschaft nach Japan schaffen. Wir bei TR meinen: Lasst uns diese Gelegenheit beim Schopfe packen, alte Differenzen begraben und alle zusammen auf das gemeinsame Ziel WM hinarbeiten.
Natürlich ist die WM-Teilnahme kein Allheilmittel und würde die Bundesrepublik nicht im Handumdrehen von ihrem fußballbedingten Stockholm-Syndrom, das fast jeden hierzulande unbemerkt zur Geisel der Fußball-Monokultur macht, befreien. Doch neben einer Olympiateilnahme und mit Abstrichen der World-Series-Quali gibt es wohl kein besseres Mittel, um unseren geliebten ovalen Ballsport in Deutschlands Sportlandschaft besser zu etablieren. Deutsche Spieler bei der kommenden WM gegen die ganz Großen des Sports, auf dessen größter Bühne vor ausverkauften Rängen der großen Arenen Japans zu sehen - es gäbe wohl kaum eine bessere Motivation für den Rugby-Nachwuchs hierzulande.
Die Einschaltquoten während der letzten WM und dem olympischen Siebener-Turnier haben schon alle Rekorde für Rugby-Übertragungen hierzulande übertroffen - kaum auszumalen, welch Potenzial sich böte, wenn bei diesen Events nun auch noch die DRV-Teams am Start wären. National, wie international würde dies dem deutschen Rugby eine nie dagewesene Reputation verschaffen und sowohl die Nachwuchs- als auch die Partner- und Sponsorensuche ungemein erleichtern.
Den Weg zum WM-Turnier in Japan haben wir bereits dargelegt und er ist alles andere als utopisch. Zu allererst benötigen wir einen Sieg gegen ein Portugal-Team, das ebenso mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. In der heimischen Meisterschaft war eines der Halbfinalspiele am vorgegangenen Wochenende wegen immer wieder ausbrechenden handfesten Auseinandersetzungen abgebrochen worden und der Sieger des anderen Halbfinales zum Meister erklärt worden. Zudem werden die beiden disqualifizierten Teams in Liga drei zwangsabsteigen müssen, weshalb gerüchteweise einige Spieler dieser Teams nicht für Portugal auflaufen wollen.
Sollte unserer DRV XV ein Sieg gegen diese portugiesische Mannschaft gelingen, würde ein Hin- und Rückspiel gegen Samoa um die direkte WM-Quali warten. Da unsere Mannschaft auch in Bestbesetzung sicherlich als Underdog in dieses Duell gehen würde, gäbe es im sogenannten Repechage-Turnier eine letzte, aber weitaus realistischere Chance das Japan-Ticket zu lösen. Gegen Kanada, den zweitbesten afrikanischen (aus Kenia/Simbabwe/Namibia/Marokko/Tunesien) sowie einen asiatischen Vertreter (wahrscheinlich Hongkong) würde im November auf neutralem Boden in Frankreich entschieden, wer das letzte WM-Ticket lösen darf.
Mit der bestmöglichen Mannschaft aus WRA-Kräften, unseren Frankreich- und England-Legionären, sowie mit etwaiger Unterstützung aus den Reihen der DRV VII könnte es tatsächlich reichen. Dass die von Rugby-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild unterstützte Wild Rugby Academy und der DRV nun angesichts dieser einmaligen Chance für das deutsche Rugby wieder zusammenarbeiten, ist nur der erste Schritt. Eine langfristige Zusammenarbeit beider Parteien könnte dem deutschen Rugby einen nachhaltigen Schub geben - die geballte Rugby-Kompetenz von WRA und DRV in Zusammenarbeit mit dem uns wohlgesonnenen Weltverband nutzen, die Strukturen überdenken und noch mehr in den Nachwuchs investieren.
Doch all dies ist zumnindest in den kommenden Tagen Zukunftsmusik. Jetzt muss sich erst einmal die ganze deutsche Rugby-Community in den kommenden Wochen und Monaten hinter diese Mannschaft stellen - das beginnt damit, am Samstag in zehn Tagen zahlreich nach Heidelberg zu fahren und die DRV XV im Rugby-Wohnzimmer zum Sieg zu schreien.
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