Französische Sportzeitung l’Équipe: HRK droht Europapokal-Ausschluss
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Geschrieben von TotalRugby Team
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Montag, 28. Mai 2018 |
Rein sportlich gesehen hatte sich der HRK einwandfrei für den Challenge Cup qualifiziert, nun droht jedoch der Ausschluss am grünen Tisch. Foto (c) Keil
Wie Frankreichs größte Sportzeitung l’Équipe (Link/hinter Paywall) heute unter Berufung auf anonyme Quellen vermeldet, droht dem deutschen Meister Heidelberger RK der Ausschluss aus dem Challenge Cup für die kommende Saison.
Der Klub hatte sich erst vor gut vier Wochen über den Continental Shield mit einem großartigen Sieg über Rumäniens Meister Timisoara Saracens (Spielbericht) für die „Europa League des Rugbys“ qualifiziert. Als Grund führt die täglich in einer Auflage von über 300.000 Ausgaben erscheinende Sport-Gazette einen Interessenskonflikt an. Der im Besitz von Dr. Hans-Peter Wild befindliche Pariser Verein Stade Français startet nämlich in der kommenden Saison ebenso im Challenge Cup. Deshalb sei bei einem direkten Aufeinandertreffen, bzw. sofern Beide Klubs Einfluss auf das Pokalschicksal des anderen haben sollten, die Integrität des Wettbewerbs nicht gewährleistet.
Dabei ist Dr. Wild weder Besitzer des HRK, noch Anteilseigner. L’Équipe betont allerdings die „enge Verbindung“ zwischen dem Rugby-Mäzen Wild und dem HRK, dessen Ehrenmitglied er ist. Zudem sind zahlreiche Klub-Spieler Angestellte der Wild Rugby Akademie. Deshalb sähe der Europapokal-Veranstalter EPCR laut l'Équipe „moralisch-ethische Probleme“, wenn zwei Vereine mit engen Beziehungen zum Rugby-affinen deutschen Milliardär im gleichen Wettbewerb antreten würden.
So sei auch die Übernahme von Gloucester Rugby durch den syrisch-französischen Bauunternehmer und Milliardär Mohammed Altrad im vergangenen Sommer gescheitert, da dieser ebenso Besitzer des Top-14-Spitzenklubs Montpélier ist. Wie die französische Sportzeitung weiter ausführt, wird in den kommenden Tagen eine endgültige Entscheidung gefällt, das wahrscheinlichste Szenario wäre allerdings eine Nachrücken des dem HRK unterlegenen Shield-Kontrahenten Timisoara.
Auf eine erste Nachfrage an den Europapokalveranstalter EPCR haben wir von TotalRugby bisher keine Antwort erhalten. Abgesehen von der eigentlichen Entscheidung bleiben einige Fragen offen: Wieso sollte der HRK aus dem Wettbewerb ausgeschlossen werden und nicht Stade Français? Reichen die angeführten „engen Verbindungen“ von Wild zum HRK aus, um einen Interessenkonflikt darzustellen?
Eine Antwort auf diese Fragen und eine Entscheidung in Sachen Challenge-Cup-Zukunft des HRK wird es aller Voraussicht nach bald geben. Denn die Auslosung ist bereits für den 20. Juni angesetzt. Einen ähnlichen Fall hatte es in der Fußball Europa League gegeben - denn mit Rasenballsport Leipzig und Red Bull Salzburg waren zwei Vereine des österreichischen Energy-Drink-Herstellers im gleichen Europapokal-Wettbewerb vertreten, was aber von der UEFA toleriert wurde. Sollten die Rugby-Europapokal-Veranstalter nun, wie von l’Équipe berichtet, einen HRK-Start verhindern, wäre das eine schlechte Nachricht fürs deutsche Rugby. Denn sportlich hat sich der Klub einwandfrei qualifiziert.
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Letzte Aktualisierung ( Montag, 28. Mai 2018 )
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