Innen Henning Lange und die StuSta wollen der Bundesliga morgen einen Schritt näher kommen. Foto (c) Perlich
Es ist die vorletzte Hürde - in den Halbfinalspielen der Zweitliga-Playoffs spielen die acht besten Teams des Unterhauses aus, wer schon am kommenden Wochenende den Sprung ins Rugby-Oberhaus klarmachen kann. Von Luxemburg bis Berlin ist dabei reichlich Spannung geboten. Wir blicken auf die vier Spiele an diesem Wochenende.
StuSta München - TGS Hausen Samstag 26. Mai, 15 Uhr
Nach einer fast makellosen Saison gehen die Münchner morgen im englischen Garten das Ziel Aufstieg an. Im Halbfinale Süd-Meister gegen West-Vize hatte man bei der StuSta eigentlich fest mit einem Rematch des Vorjahres-Halbfinales gegen Aachen gerechnet. Doch Hausen überraschte mit einem Bonuspunkt-Sieg gegen West-Primus Luxemburg, während die Aachener beim Erzrivalen Köln stolperten und den schon sicher geglaubten Playoff-Platz verspielten.
So treten also die Hausener von Coach Benoit Grob bereits heute die 400 km in die bayerische Landeshauptstadt an, wo in diesen Minuten der letzte Team-Run erfolgt. Spielmacher Tobias Apelt, der erst vor wenigen Monaten aus Heusenstamm zu seinem Heimatklub zurückgekehrt war, erwartet ein enges Spiel: „Es wird ein 50/50 Spiel - es wird derjenige gewinnen, der es mehr will und den besseren Tag erwischt.“
Dabei gibt der Verbinder auch freimütig zu: „Auswärtsspiele nicht unsere Stärke - wir freuen uns aber auf jeden Fall auf dieses Spiel“. Aber selbst wenn es nicht reichen sollte, würde man halt im kommenden Jahr den Aufstieg ins Visier nehmen - „wir hätten ein Jahr mehr um noch mehr Tiefe in den Kader zu bekommen“ so Apelt abschließend.
Morgen heißt es: StuSta Spielfreude vs. Hausener Sturmstärke
Bei der StuSta muss man am Spieltag auf Coach Umberto Re verzichten müssen, der den Familienurlaub vor den Spielplanmachern gebucht hat. Der Italiener wird seinen Jungs natürlich dennoch die Daumen drücken und rechnet mit einem Spiel auf Messers Schneide. Re betont im Gespräch mit TR, dass Kleinigkeiten entscheidend sein werden und dass man trotz vier Verletzungen im Sturm und zwei auf der Dreiviertelreihe einen „sehr guten Kader“ aufstellen mit ordentlichen Siegchancen.
Innendreiviertel und StuSta-Leistungsträger Henning Lange rechnet ebenso mit einem „mega knappen Spiel“ - die Motivation der Studentenstädter könnte kaum größer sein, hat man doch in diesem Jahr im Halbfinale den Heimvorteil im Rücken. Mit ihrem schnellen Spiel, das vor allem davon lebt den Ball am Leben zu halten und den Gegner müde zu laufen, spielen sie den Gegenentwurf zum sturmlastigen Spiel der Hausener Gäste. Es wird faszinierend zu sehen sein, welcher Spielentwurf sich schlussendlich durchsetzt.
RC Luxembourg - RC Rottweil Samstag 26. Mai, 17 Uhr
Der Gastgeber will auf dem Kunstrasen von Cessange den vorletzten Schritt zur direkten Rückkehr in die Rugby-Bundesliga klar machen. Die Rugger aus dem Großherzogtum hatten im Westen das Geschehen bis vor wenigen Wochen quasi nach Belieben dominiert und die drei anderen West-Topklubs geschlagen. Doch in den letzten Wochen kam die hellblaue Maschine von Coach Alex van Zealand ein wenig ins Stocken.
Eine deutliche Niederlage mit dezimiertem Kader gegen Hausen sei angesichts des klaren Tabellenstands noch zu verzeihen, doch gerade das 42:42 gegen Staffel-Kellerkinder Münster hatte in Rugby-Kreisen im Westen der Republik für einiges an Stirnrunzeln gesorgt. Für die Luxemburger galt es in den vergangenen Tagen den verlorenen Fokus wiederzufinden.
So international wie das Großherzogtum selbst ist auch der Supportaufruf des RCL
Die Rottweiler sind nach ihrer dritten Zweitliga-Saison nach dem Wiederaufstieg erstmals in den Playoffs. Die Luxemburger kennt man lediglich aus einem verlorenen Pokalduell vor zwei Jahren. Die Schwarz-Gelben aus dem Schwarzwald gehen trotzdem mit breiter Brust in das Playoff-Duell. Abgesehen von den direkten Duellen mit der Münchner StuSta hatte man eine großartige Saison gespielt.
Coach Gustavo Lopez betont: „Für meine Jungs ist es wichtig, dass wir das Spiel von Anfang an in die Hand bekommen und es gestalten.“ Weiterhin werde man versuchen „klug und diszipliniert“ über den Sturm ins Spiel finden, „mannschaftlich geschlossen agieren“ und insgesamt an die Rückrunden-Leistungen anknüpfen.
FC St. Pauli - USV Potsdam Sonntag 27. Mai, 14 Uhr
Die beiden Kontrahenten gehen mit gänzlich unterschiedlichen Vorstellungen ins morgige Playoff-Halbfinale an der Hamburger Saarlandstraße: Für die Hanseaten gibt es seit der Relegations-Niederlage gegen die Grizzlies im vorigen Sommer eigentlich nur die Losung Wiederaufstieg - die Brandenburger Gäste wiederum fühlen sich auch nach einer guten Saison als Ost-Vizemeister nicht dazu berufen aufzusteigen.
Schon für das am Sonntag stattfindende Halbfinale - der Hauptplatz an der Saarlandstraße war schon für die Exiles 7s belegt - hat man Probleme 15 fitte Spieler zusammenzubekommen. Nachholspiele und die damit verbundenen englischen Wochen haben an den Kräften der USV-Recken gezehrt - „wir gehen personell auf dem Zahnfleisch“ gibt USV-Veteran Christof Hannemann gegenüber TR zu. Dennoch werde man, so der USV-Hakler weiter, den Paulianern den Sieg sicher nicht schenken.
Pauli-Präsident Nils Zurawski wiederum betont: „Wir wollen die Relegation auf jeden Fall vermeiden - wir wollen beide Spiele gewinnen und das möglichst klar.“ Der späte Termin eines möglichen Relegationsspiels mach das Ganze noch unattraktiver. Den Fehler die Potsdamer zu unterschätzen werde man allerdings nicht machen - „Wir nehmen das Spiel sehr ernst, ich mag die Potsdamer gerne und unterschätzen werden wir sie garantiert nicht“ so der Abteilungspräsident weiter.
Bei den Hanseaten hofft man auf eine große Kulisse und will ein Statement setzen - der FC St. Pauli, so ist man an der Hamburger Saarlandstraße, gehört ins Rugby-Oberhaus.
Berliner SV 92 - TSV Victoria Linden Samstag 26. Mai, 15 Uhr
Der Ost-Meister hatte die gesamte Saison in Zweitliga-Staffel dominiert und das als Aufsteiger. Doch ausgerechnet im allerletzten Spiel gegen die Potsdamer Adler hagelte es die erste absolut deftige Niederlage. Denn anders als der Lokalrivale Grizzlies will man beim BSV den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga nicht wagen. Das Spiel gegen den Rekordmeister aus Hannover sieht man als Chance sich auf höherem Niveau auszutesten.
BSV-Präsident Matthias Scheuerlein jedenfalls spricht für den ganzen Verein und betont gegenüber TR: „Wir freuen uns auf dieses Spiel und sind gespannt wie es ausgeht.“ Die Tatsache, dass man nicht aufsteigen wolle, bedeute ja nicht man wolle gegen Victoria verlieren.
Zuletzt im Pokal gegen Potsdam erfolgreich - Rekordmeister Victoria Linden
Die Hannoveraner wiederum reisen durchaus mit Aufstiegsambitionen an die Spree. Nach der Niederlage gegen Pauli hat man vom Losglück profitiert und dürfte im Falle eines Sieges das Aufstiegsfinale daheim ausrichten. Zudem hat man nach dem deutlichen Ligapokalsieg über Potsdam zuletzt wieder Selbstbewusstsein tanken dürfen. In das Duell im Westen der Hauptstadt dürfte der Bundesliga-Absteiger aus der Vorsaison als leichter Favorit gehen.
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