Mit Rang zwei hat die deutsche Mannschaft das beste Ergebnis in der EM-Geschichte eingefahren. Foto (c) Perlich
Die deutsche 7er-Rugbynationalmannschaft der Männer hat beim ersten Turnier der Europameisterschaftsserie im olympischen 7er-Rugby in Moskau (RUS) das Finale erreicht, musste sich dort allerdings den starken Iren geschlagen geben. Schon in der Gruppenphase waren der Vize-Europameister und Moskau-Titelverteidiger zu stark für das „Wolfpack“. Die Coaches zeigten sich dennoch mit dem Ergebnis zum Auftakt der Turnierserie zufrieden. Das zweite Turnier der Rugby Europe Men’s Sevens Grand Prix Series wird am 30. Juni und 1. Juli im französischen Marcoussis ausgetragen.
„Das war ein wirklich schwieriges Turnier für uns“, wertete Co-Trainer Clemens von Grumbkow. „Zum Einen steckten natürlich allen noch die Eindrücke aus Hongkong in den Knochen und den Köpfen. Dazu waren der Dauerregen hier und der tiefe und aufgeweichte Platz echte Herausforderungen. Am Ende aber steht das erste GPS-Finale seit dem Aufstieg 2010 als weiterer Beweis, dass wir uns mit diesem Programm absolut in Europas Spitzengruppe etabliert haben.“ Bundestrainer Vuyolwetu Zangqa: „Wir hatten uns vor der Serie bewusst hohe Ziele gesteckt, und mit diesem Finale haben wir eines davon bereits erreicht. Jetzt werden wir die Akkus wieder aufladen und uns dann mit voller Konzentration auf die nächsten Turniere vorbereiten.“
Finale: Deutschland – Irland 7:28 (0:14)
Wie schon in der Begegnung in der Gruppenphase erwischten die Iren wieder den besseren Start, drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Eine Körpertäuschung genügte dem schnellen Terry Kennedy, um früh den ersten Versuch zu legen, den Mark Roche sicher erhöhte. In der Folge fand das DRV-Team etwas besser ins Spiel, konnte aber nicht verhindern, dass Jordan Conroy auf der rechten Außenbahn davonzog und den zweiten erhöhten Versuch auf die Anzeigetafel brachte. Bei Halbzeit lag das „Wolfpack“ mit 0:14 zurück, zeigte sich aber nicht unbedingt geschockt. Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhte man den Druck auf das irische Malfeld und hätte den Versuch gelegt, wenn nicht ein Ire den Ball absichtlich aus dem Malfeld ins Aus geboxt hätte. Schiedsrichter Mike English hatte das allerdings gesehen und ahndete das mit einem Strafversuch und einer Gelben Karte. Doch auch Irland ließ sich so nicht aus der Ruhe bringen, und mit der nächsten Aktion und einem zweiten Kennedy-Versuch – wieder erhöht von Roche – war der alte Abstand wieder hergestellt. Die deutsche Auswahl zeigte in der Folge durchaus einige gute Angriffsphasen, brachte sich aber zum Teil mit kleinen Fehlern selbst um den verdienten Lohn. So war es Irland, das den Schlusspunkt setzte. Billy Dardis lief noch einmal ein und erhöhte seinen Versuch gleich selbst zum 28:7-Endstand und dem erneuten Turniersieg in Moskau.
Halbfinale: Deutschland – Italien 22:7 (19:0)
Mit einer ganz souveränen Leistung gegen am Ende praktisch chancenlose Italiener hatte Deutschland das Final-Ticket gelöst. Von Beginn an zeigte man sich bestens vorbereitet auf den Gegner, guckte Italien gut aus und nutzte die Chancen. Ein Crosskick von Fabian Heimpel auf die rechte Seite legte sich Tim Lichtenberg noch einmal mit dem Fuß vor und warf sich im Malfeld gerade noch vor der Auslinie auf den Ball. Der Erhöhungskick ging zwar daneben, aber Deutschland machte weiter stark Druck, ließ Italien bis dahin nicht zur Entfaltung kommen. Und so war es Heimpel selbst, der die Lücke in der Mitte fand und hindurchstieß, um unter den Stangen den zweiten versuch, den er auch gleich selbst erhöhte, zu legen. Die DRV VII bestimmte das Geschehen in dieser Phase klar, auch wenn Anjo Buckman verletzt ausgewechselt werden musste. Aber für die Vorentscheidung sorgte noch vor der Pause Bastian Himmer, der sich den Ball mit einem langen Kick in den freien Raum selbst vor- und ihn dann unter den Stangen zum Versuch ablegte. Heimpels Erhöhung war Formsache, sodass Deutschland bei Halbzeit schon mit 19:0 vorn lag.
Deutschland wechselte durch und ging auf Nummer sicher, als Heimpel einen Straftritt durch die Stangen kickte und mit diesen drei Punkten auf 22:0 stellte. Deutschland traf im zweiten Durchgang einige gute Entscheidungen, kickte clever und hatte Italien so fest im Griff. Erst in der Schlussminute, als Niklas Hohl mit einer Gelben Karte vom Platz musste, nutzte Italien die Überzahl zum Ehrenversuch.
Viertelfinale: Russland – Deutschland 5:12 (5:12)
Ganz starker Auftakt des zweiten Turniertages, an dem Bundestrainer Vuyo Zangqa auf John Dawe verzichten musste. Der Stürmer war vom Schiedsgericht wegen eines gefährlichen Tacklings im Spiel gegen Irland gesperrt worden. Ungeachtet dessen zeigte die DRV VII im Viertelfinale gegen den Europameister und Gastgeber von Beginn an eine sehr konzentrierte Leistung. Es entwickelte sich eine Begegnung auf Augenhöhe, in der Deutschland den ersten Versuch legen konnte, nachdem Anjo Buckman gut auf der rechten Seite freigespielt wurde und sich ins Malfeld warf. Die schwierige Erhöhung zum 7:0 gelang Fabian Heimpel.
Doch die Russen zeigten sich keineswegs geschockt, drängten ihrerseits auf den ersten Versuch, den Denis Simplikevich kurz darauf auf der linken Seite auch legte. Doch dieser Erhöhungskick verfehlte die Stangen, sodass die DRV-Mannen vorn blieben. Und man legte noch vor der Pause nach. Bastian Himmer bediente Tim Lichtenberg auf der rechten Außenbahn, wo er sich gerade noch in die äußerste Ecke des Malfelds werfen konnte. Heimpels Erhöhungskick traf diesmal nur den linken Pfosten, sodass es mit einem 12:5 in die Pause ging.
Danach dominierten vor allem die Abwehrreihen. Deutschland hatte eine lange Phase in Russlands 22-Meter-Zone zu Beginn des zweiten Durchgangs, fand aber die Lücke nicht. Danach machte die deutsche Defensive richtig Druck, sodass Russland sich nicht befreien konnte. So lief die Zeit runter. In der Nachspielzeit verlor Deutschland ein eigenes Gedränge und eröffnete dem Gegner noch mal die Chance zum möglichen Ausgleich, doch die Abwehr stand, und letztlich beendete ein russischer Vorball die Partie zu Gunsten der DRV-Auswahl.
Durchwachsener erster Turniertag
Dabei war der erste Turniertag aus deutscher Sicht eher weniger zufrieden stellend verlaufen. Die DRV VII war nicht gut ins Turnier gestartet, war zum Auftakt der Gruppenphase Rekord- Europameister Portugal überraschend deutlich mit 0:21 unterlegen gewesen. Deutlich besser lief es dann gegen Außenseiter Polen. Das „Wolfpack“ spielte wie aus einem Guss und fertigte den Gegner souverän und auch in der Höhe absolut verdient mit 48:0 (26:0) ab. Im Abschließenden Gruppenspiel ging es gegen die starken Iren – im Vorjahr Vizeeuropameister. Auch hier fand man seinen Rhythmus nicht und hatte dem dominanten Spiel der Grün-Hemden nichts entgegenzusetzen. Trotz der klaren 0:33-Niederlage reichte es, als zweitbester Gruppendritter doch den Sprung ins Viertelfinale zu schaffen.
„Wir waren ziemlich enttäuscht vom ersten Turniertag“, gab Co-Trainer Clemens von Grumbkow noch am Samstagabend zu. „Letztlich konnten wir uns glücklich schätzen, es mit nur einem guten Spiel ins Viertelfinale geschafft zu haben. Aber so ist es im 7er-Rugby.“
GPS-Gesamtstand nach dem ersten von vier Turnieren: 1. Irland (20 Punkte), 2. Deutschland (18), 3. Italien (16), 4. Frankreich (14), 5. Russland (12), 6. England (10), 7. Spanien (7.), 8. Portugal (6), 9. Wales (4), 10. Schweden (3), 11. Georgien (2), 12. Polen (1)
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