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Rugby in Japan - Weniger als 500 Tage bis zur WM im Land der aufgehenden Sonne
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 18. Mai 2018

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Ein Moment für die Ewigkeit - Japan schlägt die Springboks bei der letzten WM

Nicht einmal mehr 500 Tage sind es bis zur Rugby-WM in Japan 2019 - nachdem die DRV XV mit der World-Rugby-Entscheidung vom Dienstag nun wieder im Quali-Rennen ist, blicken wir ausführlicher auf den Rugby-Sport im Land der aufgehenden Sonne und das anstehende Turnier. Das drittgrößte Sportereignis der Welt findet erstmals in Asien statt und mehr denn je träumt Deutschlands Rugby-Community von der Weltmeisterschafts-Premiere.

Japan ist nicht unbedingt das allererste Land, das man mit dem Rugbysport assoziieren würde. Doch der ovale Ballsport hat in Japan eine sehr lange Tradition und ist in der Popularitäts-Skala hinter dem alles überschattenden Baseball und dem seit der FIFA WM 2002 deutlich populärer gewordenen Fußballsport etwa an Rang drei der Teamsportarten Japans anzusiedeln. Schon in den 1860er Jahren gründete sich in der an Tokio angrenzenden Hafenstadt Yokohama der erste Rugby-Klub Japans. Von dort verbreitete sich der Sport über die ganze Inselnation aus und mittlerweile gibt es in ganz Japan rund 1.600 Rugby-Klubs - das sind in etwa so viele, wie in Südafrika.

Wie populär ist Rugby in Japan?

Mit über 120.000 registrierten Rugby-Vereinsspielern rangiert Japan auf Rang sechs weltweit und damit noch vor so prominenten Rugby-Nationen, wie Australien und Wales. Wenn man allerdings deren Zahl an Rugby-spielenden Minderjährigen abseits der Vereine hinzunimmt, kommen dort beispielsweise über staatliche Schulen weitaus mehr Kinder mit dem ovalen Leder in Kontakt. Dennoch hat Japan insgesamt eine mehr als solide Spielerbasis.

Seit langem genießt Rugby eine überaus große Popularität an japanischen Hochschulen: Die Tokioter Keio Universität spielt schon seit dem Jahr 1899 Rugby und deren Duelle mit dem Lokalrivalen Waseda Universität sind in Sachen Popularität vergleichbar mit den Oxford-Cambridge-Matches in Großbritannien. Zu diesen Traditions-Duellen, sowie den Finalspielen der japanischen Universitätsmeisterschaften kommen Jahr für Jahr um die 30.000 Zuschauer ins Nationalstadion Tokios, bzw. ins Prinz Chichibunomiya Stadion von Tokio, der traditionellen Heimat des japanischen Rugbys.

Japans größter Erfolg - der Sieg gegen Südafrika (die letzt Aktion mit japanischem Kommentar)

Auch Japans „Top League“ genannten höchste Vereinsspielklasse ist im Land durchaus populär und hat ihre Fans im Land der aufgehenden Sonne. Die 16 Mannschaften umfassende Liga ist mit ihren Firmen-Teams eine der lukrativsten weltweit. Japanische Großkonzerne wie Toshina, Toyota, Panasonic und Yamaha treten als Werksteams, ähnlich wie das Bayer Leverkusen oder der VFL Wolfsburg in der deutschen Rundball-Bundesliga, um die japanische Meisterschaft an.

Der etwas biedere Charme dieses Firmen-Wettbewerbs erschließt sich nicht allen Rugby-Puristen Japans, so dass Top-Spiele der Universitätsliga zum Teil deutlich mehr Zuschauer anlocken. Im Schnitt sind es knapp 8.000 Zuschauer, die bei Top-League-Spielen im Schnitt zuschauen.
Zwar sind mit Superstars wie Sonny Bill Williams, Ma’a Nonu, David Pocock, Nemani Nadolo und bald Dan Carter einige der größten Namen im Welt-Rugby in der Top League aufgelaufen, dennoch bestehen die Kader zu zwei Dritteln aus japanischen Spielern - selbst Australien oder Neuseeland haben momentan nicht genug hochtalentierte Spieler um 16 professionelle Teams auf dem jetzigen Niveau zu stellen - auch deshalb ist das spielerische Niveau trotz der hochbezahlten ausländischen Superstars deutlich unter dem von Super Rugby anzusiedeln.

Mit Blick auf die anstehende Heim-WM entschied sich der japanische Verband deshalb ab dem Jahr 2015 ein eigenes Super-Rugby-Expansionsteam zu stellen. Der Sunwolves genannte Franchise im Wettbewerb der besten Südhalbkugel-Teams sollte die besten japanischen Spieler zusammenziehen und diesen Spielzeit in der weltbesten Rugby-Liga ermöglichen. Anfangs sperrten sich einige der Top-League-Werksteams ihre Spieler freizugeben, da sich die Spielzeiten der Ligen minimal überschneiden. Somit musste Japans bestes Team ohne einige der besten Spieler auskommen.

Mittlerweile sind jedoch die meisten Top-Spieler Japans mit Super-Rugby-Erfahrung bei anderen Klubs - allen voran Ex-Highlanders Neuner Fumiaki Tanaka, Rebels-Hakler Shota Horie, Force-Außen Akihito Yamada und Chiefs-Achter Michael Leitch - bei den Sunwolves. Das einzige japanische Team im Super-Rugby-Wettbewerb zieht auch in der dritten Saison noch immer beachtliches Zuschauerinteresse auf sich - auch wenn bisher lediglich ein paar Siege pro Saison rausgesprungen und die Playoffs noch immer in weiter Ferne sind. Ex-All-Black Jamie Joseph, der in Personalunion als Sunwolves- und Japan-Trainer fungiert, sieht die Resultate im Wettbewerb jedoch als zweitrangig: „In erster Linie bauen wir für unseren WM-Kader“.

Was kann Japan bei der Heim-WM erreichen?

Welche Rolle die Japaner selbst bei der WM spielen können bleibt abzusehen. Mit ihrem legendären Sieg gegen Südafrika beim letzten Turnier haben die „Brave Blossoms“ gezeigt, zu was auch eine Rugby-Nation wie Japan in der Lage ist. Der Triumph über den zweimaligen Weltmeister Springboks wurde in Rugby-Kreisen weithin die größte Überraschung in der Geschichte des Rugbysports gewertet.

Dennoch war dieser Triumph am Ende ein tragischer - als erste Mannschaft in der WM-Geschichte schied Japan trotz dreier Siege in der Gruppenphase aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs gegen Schottland aus. Die Auftritte der japanischen Mannschaft lösten eine wahre Rugby-Euphorie im Land der aufgehenden Sonne aus - Trikots der Brave Blossoms waren überall in Japan ausverkauft und das vorletzte Gruppenspiel gegen Samoa wurde im Schnitt von 25 Millionen Japanern verfolgt, was knapp jeder vierte Haushalt im Land ist. Und das obwohl das Spiel erst weit nach Mitternacht endete.

Seit der WM waren die Ergebnisse der japanischen XV durchwachsen. Eine Niederlage gegen Wales in Cardiff mit nur drei Zählern Abstand, sowie das 25:25 Unentschieden gegen Frankreich in Paris im letzten November und der 33:21 Sieg gegen Rumänien stehen deutlichen Niederlagen wie gegen Australien (30:63) und Irland (13:35) gegenüber.

Der Sieg über die Boks war kein Ausrutscher - im letzten November rang Japan Frankreich in Paris ein Remis ab

Mit Irland und Schottland hat Japan zwei bockstarke Gegner in der Gruppe, dennoch ist das Ziel der Brave Blossoms ins Viertelfinale zu kommen. Dem Rugbysport in Japan würde dies noch mehr Schub verleihen - aber die Fußball WM 2002, bei dem Japan schon im Achtelfinale ausschied, sorgte für einen jahrelangen Boom der J-League. Mit einer sportlich erfolgreichen Weltmeisterschaft würde Japan mittelfristig vielleicht sogar in den Kreis der Top-Nationen aufsteigen können.

Was würde die DRV XV und ihre Fans in Japan erwarten?

Für die deutsche Mannschaft wäre es Rugby in einer neuen Dimension: Die Rugby-WM hat sich seit der ersten Ausgabe 1987 zum drittgrößten Sport-Ereignis der Welt entwickelt. Bei der letzten Ausgabe in England waren 2,5 Millionen Zuschauern in den Stadien - 60.000 Zuschauer mehr, als bei der Fußball-EM, bei einer gleichen Anzahl an Spielen. Die kumulierte TV-Zuschauerzahl für die 51 Spiele lag bei über 4 Milliarden weltweit - womit jedes WM-Spiel im Schnitt etwa 8,5 Millionen Fernsehzuschauer um den Globus hatte.

Das Turnier wird in zwölf Stadien über sechs Wochen ausgetragen. Vom Ort der Olympischen Winterspiele 1972 Sapporo ganz im Norden des Landes, bis 2000 km südlich im subtropischen Kumamoto befinden sich die zwölf Gastgeberstädte: Rugby soll in Japan im ganzen Land populärer gemacht werden. Mindestens 1,8 Millionen Zuschauer sollen durch die Drehkreuze der Arenen gehen. Angesichts von 1,2 Millionen Ticket-Bewerbungen in der ersten Ticket-Phase scheint World Rugby auf Kurs zu sein, dieses Ziel zu erreichen.

Sollte sich die DRV XV tatsächlich über das Repechage-Turnier im November qualifizieren, würde sie die ersten beiden Gruppenspiele im tiefen Süden Japans spielen. Auf der südlichsten der vier japanischen Hauptinseln Kyushu würden in Fukuoka Italien, sowie Neuseeland in Oita auf die DRV XV warten. Das dritte Gruppenspiel mit dem zweimaligen Weltmeister Südafrika wiederum würde in der 500 km südwestlich von Tokio gelegenen Metropole Kobe stattfinden, bevor die deutsche Mannschaft zum letzten Gruppenspiel in Kamaishi auf Afrika 1 (aller Voraussicht nach Namibia oder Kenia) treffen würde.

Gerade die nordjapanische Stadt Kamaishi wird, obwohl das dortige Stadion mit weniger als 20.000 Zuschauern Kapazität das mit Abstand kleinste der gesamten WM sein wird, ein hochemotionaler Ort dieses Turniers werden. Der Tsunami, der im Jahr 2011 das Atomkraftwerk Fukushima schwer beschädigte und eine Kernschmelze verursachte, zerstörte die Hafen- und Bergbaustadt wie keine andere. Die meterhohe Welle spülte ganze Häuser mit sich und machte das gesamte Ortszentrum dem Erdboden gleich. Die Bilder dieser Katastrophe gingen um die Welt.

Die Stadt Kamaishi galt seit jeher als Rugby-Hochburg und wird mit der Vergabe der Gruppenspiele für den außerordentlichen Kampfgeist der Kommune belohnt. Damals spielte auch der lokale Zweitligaklub, der ironischerweise Seawaves heißt, eine große Rolle bei den Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten. Damals mittendrin - Australiens Nationalspieler Scott Fardy, der erst am Wochenende mit Leinster den Champions Cup gewonnen hat. Fardy hat seitdem mehrmals, unter anderem gegenüber dem Sydney Morning Herald, betont welch besonderen Mut und Kampfgeist diese „Rugby-Stadt“ habe.

Deutschland würde bei einer erfolgreichen Quali in Kamaishi spielen - der wohl am härtesten vom Tsunami getroffenen Stadt Japans

Deutsche Fans könnten vom 26.9. bis zum 13.10. alle vier Spiele der DRV XV sehen und das in weniger als drei Wochen. Flüge nach Japan sind bereits unter 500€ zu bekommen und ein dreiwöchiger Pass für Japans Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetzwerk Shinkansen kostet noch einmal 300-400€. Jedoch lässt sich damit auch jede U-Bahn und jeder Bus im gesamten Land nutzen. Bisher konnten WM-Tickets lediglich nach dem „Follow your Team“ Prinzip (beispielsweise Tickets für alle Spiele der irischen Mannschaft) gekauft werden. Erst ab dem September dieses Jahres wird ein Großteil der Match-Tickets über eine Lotterie vergeben, im Februar 2019 dann die restlichen nach dem „first come first serve“ Prizip. Was jetzt noch fehlt, sind Siege der DRV XV gegen Portugal und dann gegen Samoa, oder wahrscheinlicher im Repechage-Turnier im November.

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Ramil Gaysin (RUS)   4

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