Damals an der Seite von Chad Shepherd - Giovanni Engelbrechts letzter Einsatz im DRV-Dress 2014 in Lyon. Foto (c) Kessler
Am Samstag startet unsere DRV VII in Moskau in die vier Turniere umfassenden EM-Serie. In der russischen Hauptstadt wird die DRV-Auswahl, verglichen mit dem Hongkong-Kader, mit lediglich zwei Änderungen nahezu unverändert antreten. Die beiden neuen Gesichter im Kader wollen wir bei TR nun noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Dabei handelt es sich um einen absoluten Neuling und ein altbekanntes Gesicht.
Im Gespräch mit TR nur drei Tage vorm Abflug nach Russland erklärt Nationaltrainer Vuyo Zangqa, dass ihm eine gewisse personelle Konstanz im Kader äußerst wichtig sei. Auch deshalb entschied sich der ehemalige Sevens World-Series-Gewinner mit Südafrika zehn der zwölf Spieler, die in Hongkong spielerisch einen tolle Visitenkarte hinterlassen hatten, nun auch für den EM-Auftakt zu nominieren.
Die beiden Neulinge sind Halbspieler Niklas Koch von Germania List, sowie Innen-/Außendreiviertel Giovanni Engelbrecht. Während der junge Hannoveraner Koch sein Wettkampf-Debüt im Trikot der DRV VII geben wird, ist das Turnier in Moskau für Engelbrecht das Ende einer schier unendlich langen Verletzungs-Misere.
Im Jahr 2014 hatte Engelbrecht zuletzt das Trikot mit dem Adler auf der Brust bei einem EM-Turnier getragen - damals riss sich der Spieler des SC Neuenheim im französischen Lyon das Kreuzband - der Anfang einer langen Verletzungs-Serie, mit zahlreichen Rückschlägen, die nun in Moskau endlich im Comeback des 24-jährigen mündet.
Giovanni Engelbrecht: Speed und Spiel mit Herz
Engelbrecht stammt aus dem nicht einmal 2000 Einwohner zählenden Dorf Bethanien im Süden Namibias. Er rückt für den an der Schulter verletzten Innendreiviertel Sebastian Fromm in den Kader. Der durch seine deutschen Vorfahren für die DRV-Auswahl spielberechtigte Engelbrecht ist seit 2012 in den Farben des SC Neuenheim in der Bundesliga unterwegs und wird auf dem Feld eine gänzlich andere Rolle spielen, als Fromm das üblicherweise tut.
Der 24-jährige ist einer der schnellsten Spieler im Kader und könne, wie Nationaltrainer Zangqa im Gespräch mit TotalRugby betont, fast jeden Gegner im eins-zu-eins stehen lassen. Während Fromm durch seine physische Durchbruchsstärke ins Spiel kommt, liegt es Engelbrecht eher seine Gegenspieler mit seinem unglaublichen Speed abzuhängen.
Bereits im Trainingslager in Kapstadt und Portugal war Engelbrecht im DRV-VII-Kader und hatte dort laut Trainerteam einen guten Eindruck hinterlassen, obwohl er sichtlich noch nicht bei 100% gewesen sei. Jetzt ist der Plan, so Zangqa weiter, Engelbrecht so schnell wie möglich wieder an das absolute europäische Spitzenniveau heranzuführen.
Dabei könne er sich kaum einen besseren Joker vorstellen, als Engelbrecht. Gegen müde werdende Defensivreihen wird der Deutsch-Namibianer sicherlich die eine oder andere Lücke reißen können. In der Verteidigung wiederum wird man von Engelbrecht nicht dermaßen viele krachenden Hits erwarten können, wie von Sebastian Fromm. Aber Nationaltrainer Zangqa erläutert: „Giovanni spielt mit viel Herz und genau so verteidigt er auch - ich habe seine letzten drei Bundesliga-Spiele gesehen und da hat er gezeigt, was er drauf hat.“
Engelbrecht "mental stärker denn je"
Engelbrecht selbst ist „unglaublich glücklich und auch ein wenig aufgeregt“, angesichts des nahenden Comebacks: „Ich möchte so viel wie möglich zurückgeben, nachdem mir das Trainerteam und das Management die letzten Jahre über dermaßen viel Unterstützung und Vertrauen geschenkt hat“.
Die vielen Verletzungen seien „ein harter Kampf gewesen“ so Engelbrecht im Gespräch mit TR - gleichwohl sei er dadurch „mental viel viel stärker geworden“. Natürlich ist der Mann aus der ehemaligen deutschen Kolonie mittlerweile auch physisch deutlich weiter, als der damals 20-jährige Neuling.
Debütant Niklas Koch - auf dem Feld ein Typ wie Basti Himmer
Genauso alt ist DRV-VII-Debütant Niklas Koch, der ebenso wie sein Bruder Daniel vom SC Germania List stammt. Eine weitere Parallele: Auch Niklas wird sich wie sein Bruder Daniel bald als Polizist in der Sportfördergruppe des Landes Niedersachsen fast gänzlich auf den Sport konzentrieren können.
Als Halbspieler ersetzt Koch in Moskau den verletzten Claude Brechenmacher. Der Deutsch-Franzose hatte sich in der letzten Aktion des Hongkong-7s-Finales bei seinem heroischen Tackle gegen den durchgebrochenen Japaner das Kreuzband gerissen. Koch wiederum wäre fast bei diesem Turnier bereits im DRV-Dress aufgelaufen. Im Vorbereitungs-Camp auf die Hong Kong 7s habe der Germane einiges an Eigenwerbung betrieben und sei nur knapp an der Nominierung vorbeigeschrammt, wie DRV-VII-Coach Vuyo Zangqa erläutert.
„Wir im Trainerteam mögen seine Art zu spielen, Niklas hat ein gutes Pass- und Kickspiel. Er fügt sich gut ins System ein“ so der südafrikanische Nationaltrainer weiter. Künftig könne Koch eine ähnliche Rolle spielen, wie Bastian Himmer das auf dem Feld tut. Dabei habe der Hannoveraner auch den nötigen Speed, um als „Finisher“ zahlreiche Versuche für das deutsche Team zu legen.
Natürlich werde Niklas ein wenig nervös sein vorm Turnierstart in Moskau ist sich Nationaltrainer Zangqa sicher - aber im Trainerteam halte man große Stücke auf den jungen Hannoveraner und werde ihm alle nötige Unterstützung bieten. Sein bisher einziger Vereinstrainer im Senioren-Bereich Duiane Lindsay ist ebenso vom Talent Kochs überzeugt: „Die Geschwindigkeit, die Niklas ins Spiel bringt zeichnet ihn aus - sowohl durch sein Pass- als auch durch sein Laufspiel“.
Der Nordire Lindsay, der Koch drei Jahre lang als Coach von Germania List trainiert hat, ergänzt: „Er trainiert unglaublich hart und ist für das Germania-Spiel sehr sehr wichtig. Dazu sorgt er als Team-Clown immer für eine lockere Atmosphäre neben aber manchmal auch auf dem Platz - Was mich allerdings auch öfters zur Weißglut getrieben hat.“ Koch könne stolz sein und Lindsay wird, so betont er im Gespräch mit TR, dem jungen Gedrängehalb die Daumen drücken.
Sowohl Koch, als auch Engelbrecht und die zehn anderen DRV-VII-Spieler starten Samstag um 10:06 in die EM-Serie. Dann wartet niemand geringeres, als Rekord-Europameister Portugal auf die DRV-Auswahl.
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