Am Ende jubelte erneut der Sportclub - Neuenheims Damen konnten ihren Meistertitel verteidigen. Foto (c) SCN
Auch für zwei der größten Heidelberger Klubs war es ein wichtiges Wochenende. Im Bundesliga-Finale der Damen unterstrich der Neuenheimer Sportclub erneut seine Ausnahmestellung im Vereinsrugby - mit 43:7 besiegten die Königsblauen Köln in einem einseitigen Finale. Nachbar HRK vertrat die deutschen Farben in Bilbao im Continental-Shield-Finale. Ein spätes Comeback des Klubs wurde nicht belohnt, am Ende stand eine knappe Niederlage gegen Russlands Meister Enisei zu Buche.
Für den SCN, dessen Herren-Mannschaft nur Minuten zuvor auf der anderen Neckarseite Abschied von der Bundesliga nehmen mussten, ist die Frauen-Mannschaft mittlerweile zum Aushängeschild geworden. Im Rematch des Vorjahres-Finales dominierten die Gastgeberinnen auf dem mit 500 Zuschauern gut besuchten Museumsplatz von Beginn an. Die Kölner Damen hatten sich ein besseres Abschneiden, eventuell gar eine Überraschung vorgenommen, doch dazu sollte es nicht kommen.
In der ersten halben Stunde zeigte die von Marcus Trick trainierte XV nahezu perfektes Rugby und zeigte sich in allen Belangen überlegen. Defensiv ließen die Königsblauen über die gesamte Spielzeit nichts anbrennen und offensiv brannten sie ein Feuerwerk ab. Innendreiviertel Steffi Gruber machte mit einem Durchbruch zum Auftaktversuch den Anfang - nur Minuten später dann konnte eben jene Gruber Außen Lea Predikant zum zweiten Versuch bedienen. Als dann Neuenheims Nummer acht Elisa Trick mit einem kraftvollen Run über die Linie donnerte schien es schon schlecht um die Chancen der Gäste zu stehen.
Köln hielt defensiv über weite Strecken hart dagegen, doch am Ende siegte Neuenheim klar
Und tatsächlich gelang dem SCN in Person von Zweite-Reihe-Stürmerin Julia Rettig der vierte Versuch noch vor der 30-Minuten-Marke und der fünfte kurz vor Ende der Halbzeit durch Flankerin Monika Yee. Einen ersten Hoffnungsschimmer aus Kölner Sicht gab es, als Fiona Krieger mit dem Pausenpfiff den 7:31 Anschlussversuch legte, noch bevor die holländische Schiedsrichterin Riette Meijer zur Pause pfiff.
Ein Kölner Comeback zeichnete sich in der zweiten Hälfte nicht ab, aber immerhin konnten die Gäste nun ihre Defensiv-Lücken besser stopfen. Noch besser machte dies aber der SCN, der mit erdrückend hoher Geschwindigkeit gegen Kölns Dreiviertelreihe aufrückte und deren Spiel damit immer wieder erfolgreich unterbinden konnte. So ergaben sich auch Chancen durch Turnover - diese konnten Sylvia Kling und Kapitänin Trick zum 43:7 Endstand nutzen.
SCN-Coach Marcus Trick zeigte sich gegenüber TR „sehr zufrieden“ mit der Leistung seiner Spielerinnen. Diese haben erstmals seit 1999 den Titel verteidigt und konnten ihr Meisterschafts-Konto auf 14 hochschrauben. Trick hob im Gespräch mit TR besonders die tollen ersten 30 Minuten seiner Mädels hervor, betonte aber auch dass man in der Folge ebensowenig zugelassen habe. Tricks Analyse: „Unsere Verteidigung war der Schlüssel zum Sieg.“
Trick, der unter der Woche sein Amt als Nationaltrainer aufgegeben hat, wird dem SCN aber weiter erhalten bleiben. Gemeinsam mit Kay Kocher will der ehemalige Erste-Reihe-Stürmer in der nächsten Saison den Anlauf auf den dritten Titel in Folge nehmen.
Am Ende jubelten, wie schon im Vorjahr, die Damen des SCN
HRK scheitert mit 20:24 knapp an Russlands Champion Enisei
Im Rahmen der Europacup-Finalspiele im baskischen Bilbao trat der HRK am Samstag gegen den russischen Meister Enisei zum Shield-Finale an. Dabei konnten die Klub-Recken nach ihrer erfolgreichen Challenge-Cup-Quali vor drei Wochen sich einen Vorgeschmack darauf abholen, was sie in der kommenden Saison erwartet. Sowohl in Sachen Rahmenprogramm - denn die HRK-Spieler besuchten nach ihrem eigenen Finale das mit 53.000 Zuschauern ausverkaufte Champions-Cup-Finale Leinster Racing - als auch sportlich: Mit Enisei wartete ein Team, das in dieser Saison bereits die komplette Challenge-Cup-Gruppenphase gespielt hatte.
Trotz eines frühen Straftritts vom wie immer zielsicheren Continental-Shield-Topscorer Raynor Parkinson dominierten die Russen das Anfangsgeschehen. Gerade der erfahrene und schwere Enisei-Sturm machte dem Klub in den Standards immer wieder zu schaffen. Schließlich war es Eniseis ukrainische Nummer 8 Vitali Orlov, die zum ersten Versuch über die Linie kam. Ein weiterer Straftritt auf beiden Seiten und es ging beim Stand von 6:10 aus Klub-Sicht in die Pause. Ein schneller Doppelschlag der Russen nach der Pause - erst durch den lettischen Kapitän und Zweite-Reihe-Stürmer Uldis Saulite und den australischen Schluss Brendan Owens - jeweils nach vermeidbaren HRK-Fehlern und verwandelt durch Russland-Verbinder Kushnyarev, brachten den Klub in Bedrängnis.
In den letzten 20 Minuten kam der Klub jedoch noch einmal auf und die gute Fitness der HRK-Spieler sollte dabei helfen. Zwar waren die nasskalten Bedingungen - in Bilbao zeigte das Thermometer am Samstag gerade einmal um die 12 Grad bei immer wieder einsetzenden Schauern - einem schnellen Spiel weiter abträglich. Doch der Klub schaffte es in der Folge häufiger seine talentierte Dreiviertelreihe ins Spiel zu bringen. Erst schaffte Hagen Schulte den ersten Klub-Versuch und wenig später tat es ihm Sebastian Ferreira gleich. Doch leider war das zu wenig, denn noch bevor der Klub das Spiel endgültig drehen konnte, erfolgte der Schlusspfiff von Pro-14-Schiri Ben Whitehouse.
Für den Klub sicherlich ein wenig enttäuschend - doch von den acht in den diesjährigen Continental Shield zu Saisonbeginn gestarteten Mannschaften hatte sich der deutsche Meister den einen zu vergebenden Challenge-Cup-Platz gesichert. Dieses „Finale“ war schlussendlich eine willkommene Zugabe, sportlich gesehen ein interessanter Test und insgesamt eine großartige Erfahrung für den HRK.
Für HRK-Außen und Pressesprecher Steffen Liebig war das Finale „eine schöne Erfahrung und ein kleiner Geschmack auf das, was uns im kommenden Jahr erwartet“. Liebig berichtete weiter, dass er eigentlich kein großer Champions Cup Fan sei, aber die großartige Atmosphäre vor mehr als 53.000 Zuschauern dennoch genossen habe. Für den Klub richtet sich der Blick nun einzig und allein auf die Bundesliga-Finalphase, die mit dem Germania Gastspiel am 26. Mai beginnt. Dann soll Anfang nächsten Monats die Titelverteidigung in Berlin gelingen.
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