(c) Gerold Seufert-Chang
Einer der größten Erfolge in der langen und stolzen Vereinsgeschichte des Heidelberger Ruderklubs. Der deutsche Meister zieht mit einem 27:15 Sieg über den rumänischen Meister Timisoara Saracens verdient in den Challenge Cup ein. Nach hochsouveränen sechzig Minuten und zwischenzeitlicher 24:3 Führung machte es der Klub am Ende noch einmal verdammt spannend - zwei späte Versuche brachten die Rumänen bis auf zwei Zähler an die Sechs-Punkte-Marke, die ein Weiterkommen der Gäste bedeutet hätte. Doch ein Straftritt von Raynor Parkinson verschaffte dem Klub und den zahlreichen Zuschauern noch ein wenig Luft, bevor der Schlusspfiff für Jubelstürme am Harbigweg sorgte.
Bei hochsommerlichen Temperaturen begann der Klub hochkonzentriert. Auch wenn in den ersten zwanzig Minuten noch keine Punkte fallen sollten, zeigte der Klub defensiv, wie offensiv, dass man sich heute den Traum vom Europacup erfüllen wollte. In der Verteidigung saßen die Hits und gleich mehrmals konnten die Gäste den Ball im Kontakt nicht unter Kontrolle halten. Das gleiche Bild offensiv - da zeigte sich der HRK deutlich gefährlicher als die Gäste - bis schließlich Michael Poppmeier nach unzähligen Sturmphasen die letzte Linie der Rumänen durchbrach und zum ersten Versuch nach 23 Minuten ablegen konnte. Raynor Parkinson verpasste die Erhöhung aus relativ leichter Position, es sollte allerdings sein einziger Fehltritt bleiben.
Der zwischenzeitliche Anschluss des Gastes per Straftritt sollte nicht lange währen. Ayron Schramm bediente nach einem Durchbruch den quirligen Pierre Mathurin per Offload der die letzten Meter im Flug zurücklegte und zum zweiten Versuch ablegte. Die Erhöhung saß und noch vor der Pause konnte Raynor Parkinson mit zwei verwandelten Straftritten auf 18:3 davonziehen. Damit war der HRK so weit davongezogen, dass er selbst mit einem Gegenversuch noch weiterkommen würde.
Nach der Pause machte der HRK zunächst trotz der hochsommerlichen Temperaturen weiter, wo er vor dem Pfiff aufgehört hatte. Druckvolles Sturmspiel und präzise Kombinationen auf der Dreiviertelreihe - der Klub setzte die Gäste weiter unter Druck. Dabei nahm der Klub Punkte mit, wo er konnte, schließlich ging es nur darum mit mehr als sechs Zählern Abstand zu gewinnen. So setzte Parkinson bei zwei weiteren Straftritten und beim Spielstand von 24:3 und mit weniger als dreißig Minuten auf der Uhr schien der HRK der sichere Sieger zu sein.
Doch unverständlicherweise erfolgte nun ein massiver Bruch im bis dato so souveränen Spiel des Klubs. Die Rumänen verspürten mit weniger als 15 Minuten auf der Uhr auf einmal Aufwind und tatsächlich sollte den Saracens nach unzähligen Sturmphasen der Anschluss gelingen - in der 22 erfolgte plötzlich die schnelle Öffnung auf die kurze Seite, wo der schnelle Außen der Gäste den Anschluss mit einem durchbrochenen Tackle erzielte. Plötzlich waren die Gäste da und bis zum Schlusspfiff spielten fast nur noch die Sieger aus dem Hinspiel. Keine fünf Minuten später der zweite Schlag der Rumänen die auf einmal mit riesigen Selbstbewusstsein spielten und plötzlich auch das Gedränge dominierten.
Doch mit dem Wiederankick konnte der HRK einen Straftritt im Ruck herausholen, den Parkinson sicher durch die Stangen leitete. Noch immer hätte jedoch ein einziger Versuch für den Gast dazu geführt, dass der HRK haarscharf gescheitert wäre. Bange Minuten für die zahlreich erschienenen Klub-Fans - doch mit einer heroischen Defensiv-Leistung rettete sich der Klub über die Zeit. Mit dem Abpfiff unglaubliche Szenen am Harbigweg - die HRK-Spieler lagen sich in den Armen und der Jubel kannte keine Grenzen. Mit einer am Ende kämpferisch unglaublich starken Leistung konnte der Klub die Zitterpartie gegen den amtierenden rumänischen Meister überstehen.
Der Traum ist erfüllt und der deutsche Meister spielt in der kommenden Saison gegen die Großen des europäischen Vereinsrugby in der Europa League des Rugbys. Der Blick richtet sich somit, sobald die Feierlichkeiten am Montag weitestgehend vorbei sein sollten, in die Zukunft. Gegner wie Edinburgh, Bath, Pau oder beispielsweise auch Stade Français, sollten die Pariser von Dr. Wild den Klassenerhalt schaffen, warten nun auf den Klub. Es wird alles andere als einfach, das haben auch die Ergebnisse der Rumänen in der vorletzten Saison gezeigt - damals hatte der heutige Gegner im Challenge Cup gegen die ganz großen wenig Land gesehen.
Der HRK hatte nach dem Halbfinaleinzug nach EPCR-Regularien noch Mal die Möglichkeit drei Spieler nachzumelden und hat diese Möglichkeit hervorragend genutzt. Mit Super-Rugby-Star Siegfried Fisi’ihoi und dem südafrikanischen Duo Wiekert und Human hat der Klub gleich drei Topspieler dazugeholt. Vor der kommenden Saison dürfte der Klub sicherlich personell noch einmal nachlegen, die Frage ist wie stark. Es bleibt zu hoffen dass diejenigen Spielern, die den Einzug mit ihrer harten Arbeit geschafft haben, auch das Erlebnis Challenge Cup selbst miterleben dürften. Aber auch der Spielort für die Heimspiele dürfte eine spannende Frage sein. Im jetzigen Setup ist der Harbigweg keine angemessene Spielstätte für den zweithöchsten europäischen Vereinswettbebwerb - ein Umzug in das benachbarte Sandhausen, aber auch ein Ausbau mit einer Tribüne auf der Gegenseite wären denkbar. Mehr wird man wohl erst in den kommenden Wochen erfahren. Jetzt ist der Zeitpunkt das Geschaffte zu feiern.
|