18.04.1935 - 30.12.2008
Der Deutsche Rugby-Verband (DRV), der Berliner Rugby-Verband (BRV) und der Berliner Rugby-Club (BRC) trauern um Fritz Feyerherm. Das Mitglied des DRV-Ehrenpräsidiums, der verdienstvolle Förderer der Jugend und langjährige Vorsitzende des Bundesligisten BRC verstarb am Morgen des 30. Dezember 2008 völlig überraschend nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin.
Das Mitgefühl seiner Sportkameraden gilt seiner lieben Ehefrau und Wegbegleiterin Carola, seinen beiden erwachsenen Töchtern, seinem Bruder Frank und allen Angehörigen. Die Trauerfeier für Fritz Feyerherm findet am 10. Januar 2009 um 13 Uhr in der Kreuzkirche in Berlin-Schmargendorf, Hohenzollerndamm 130 statt.
Fritz Feyerherm ist in Berlin und in den letzten Kriegstagen in Thüringen als Sohn eines Rugbyspielers aufgewachsen. Das Gastspiel der Oxford Greyhounds im Berliner Mommsen-Stadion animierte den 13-Jährigen, sich 1948 einer von Rudolf Studzinski zusammengetrommelten Jugendmannschaft im Bezirk Eichkamp anzuschließen. Dort spielte er zunächst für die “Wölfe”, später für die “Harpunen”. Als die Alliierten die Wiedergründung der Sportvereine gestatteten, schlossen sich Fritz Feyerherm und sein Bruder Frank dem Berliner Rugby-Club an, in dem sie sich zu herausragenden Spielern entwickelten. Fritz war ein guter Verbindungshalb und bis zu seinem 48. Lebensjahr für seinen BRC auf dem grünen Rasen aktiv. Am 29. Oktober 1961 in Hürth spielte er als Flanker der dritten Sturmreihe in der deutschen Nationalmannschaft von Kapitän Jürgen Frey (Hannover 78) beim 14:6-Sieg über die Niederlande.
Bereits zwei Jahre später wird Fritz Feyerherm im Deutschen Rugby-Jahrbuch als Jugendwart des Berliner Rugby-Verbandes geführt. Der Lehrer für Griechisch, Latein und Sport am Berliner Arndt-Gymnasium sah die Zukunft seines BRC und des deutschen Rugbysports von Anfang an in einer zwar mühevollen, aber planvollen und lohnenden Jugendarbeit. Es sind gewiss hundert Jungen, die vom Arndt-Gymnasium den Weg auf den Rugbyplatz gefunden haben, und über ein Dutzend Schützlinge des Pädagogen Fritz Feyerherm wurden Nationalspieler des DRV. Bis zuletzt hat Fritz Feyerherm Schüler- und Jugendmannschaften des BRC zu Turnieren im In- und Ausland begleitet, die durstigen Spieler mit seinem berühmten Zitronentee versorgt und sich bei diesen Reisen im wahrsten Sinne des Wortes um alles gekümmert. Als ihm am 8. Februar 2005 vom Herrn Bundespräsidenten und durch den Berliner Staatssekretär Thomas Härtel das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen wurde, geschah das natürlich für seine Verdienste um Staat und Volk, aber – so hob Härtel hervor – besonders für seinen vorbildlichen Einsatz im Jugendbereich. Rund 40 deutsche Meisterschaften haben Schüler- und Jugendteams des BRC unter der Leitung Fritz Feyerherms gewonnen.
Denn neben seiner Tätigkeit als Jugendwart, Lehrwart, Sportwart und Auswahltrainer des BRV übernahm Fritz Feyerherm, stets mit aktiver starker Unterstützung seiner Ehefrau Carola, 1973 den Vorsitz im BRC, den er bis zu seinem Tode mit hohem Engagement und stetiger Präsenz ausübte. Es war eine Freude, mit ihm im November 2008 die letzten Vorbereitungen zum Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Wales (Amateure) vor Ort durchzuführen und zu erleben, mit welchem Elan der grau gewordene, aber jung und elanvoll gebliebene Freund dabei zu Werke ging. Mehrfach steuerte er seinen Kleinbus nach Tegel, um die aus allen Himmelsrichtungen einfliegenden Nationalspieler abzuholen, und selbst am Spieltag war er im Stadion von früh bis spät präsent, um letzte Vorbereitungen zu treffen und zu schauen, ob alles so klappt, wie ein Großereignis nach Fritz Feyerherms fester Überzeugung zu klappen hat: Reibungslos.
35 Jahre lang hat Fritz Feyerherm seinen BRC aufgebaut und groß gemacht. Nun sind die Berliner ein gut etablierter Bundesliga-Verein mit vielen Talenten und drei aktuellen Nationalspielern. Sie haben das Potenzial, an ihre größten Vereinserfolge anzuknüpfen: An Platz zwei im DRV-Pokal im Jahr 1988 nach einem 0:16 im Finale an der Berliner Hubertusallee gegen den SC Neuenheim und an die deutsche Vizemeisterschaft 1989 nach einem 6:20 im Endspiel von Heusenstamm gegen den TSV Victoria Linden.
Zwölf Jahre lang engagierte sich Fritz Feyerherm, der ein vorzüglicher Schiedsrichter war und 1967 in Berlin sogar das Endspiel der deutschen Meisterschaft zwischen dem SC Neuenheim und Victoria Linden (11:9) leitete, im Vorstand der Deutschen Rugby-Jugend – elf Jahre als 2. Vorsitzender und ein Jahr als Jugendwart des DRV. In diese arbeitsreiche Zeit fiel die Organisation der U18-Europameisterschaft 1987 in Berlin, die die deutsche Mannschaft mit einem hervorragenden Abschneiden (Platz 5) belohnte. In dieser Zeit knüpfte Fritz Feyerherm die noch heute wertvollen Kontakte zum Berliner Senat und zum Landessportbund Berlin, bei denen er sich hohe Anerkennung erwarb.
Der Deutsche Rugby-Verband dankte Fritz Feyerherm mit den höchsten Ehrungen, dem Verdienstwimpel und dem Goldenen Rugbyball. In Würdigung seines großartigen Lebenswerkes wurde er vom Deutschen Rugby-Tag in das Ehrenpräsidium des DRV gewählt. Fritz Feyerherm war ein in allen deutschen Vereinen geachteter und von vielen Sportkameraden, auch und vor allem außerhalb Berlins, geschätzter Freund. Wir trauern um einen Mann, der den deutschen Rugbysport auf seine stille und unaufgeregte Weise nachhaltig geprägt hat, dem wir dankbar sind und den wir nicht vergessen werden. In der Jugendarbeit liegt die Zukunft des Rugbysports. Das hat Fritz Feyerherm uns hinterlassen. Das dürfen wir nie vergessen.
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