In Hannover elektrisierte das ewige Derby die Stadt. Mit dem besseren Ende für 78. Foto (c) Janus
Was für ein Spieltag in der Rugby-Bundesliga. Überall im Land wurden in Deutschlands Oberhaus die Derbysieger ermittelt. Rugby-Deutschland sucht die Derbysieger - sozusagen. Geglänzt haben der HRK, Frankfurt 1880, der RK 03 Berlin und vor allem Hannover 78. Mit ihrem Kampfsieg über den ewigen Rivalen Germania List dürfen sich die 78er nicht nur Hannovers beste Rugby-Mannschaft nennen - die Mannschaft von Benjamin Krause ist der das Heim-Halbfinale in der Bundesliga nun kaum mehr zu nehmen.
Nord/Ost
Hannover 78 19 - 14 SC Germania List
Es war das Spiel dieses Spieltags - das interessanteste Nord-Derby war in diesem Jahr auch sportlich ungemein wichtig. Denn die beiden Klubs aus der niedersächsischen Landeshaupstadt haben den den gesamten bisherigen Saisonverlauf dominiert und sind gegen den Rest der Liga ungeschlagen. Kein Wunder also, dass bei frühlingshaften Bedingungen zahlreiche Zuschauer den Weg an den schnellen Graben fanden.
Die 78er zeigten sich von Anfang an selbstbewusst und druckvoll, während Germania schon vor Anpfiff den ersten Tiefschlag kassierte, denn Gedrängehalb Niklas Koch verletzte sich im Warmup. 78 dagegen konnte mit seinem Sturm die Gäste früh unter Druck setzen und auch mit der Dreiviertelreihe ab und an wertvolle Meter per Offload-Spiel machen. Schließlich war es nach nicht einmal 15 gespielten Minuten Florian Weber, der sein Traum-Comeback nach schwerer Knieverletzung geben und sich den Weg über die Linie wuchtete. Der Dritte-Reihe-Stürmer der 78er war aus kurzer Distanz von den Germanen nicht zu stoppen.
Keine fünf Minuten später hätte es fast direkt im Anschluss den Konter gegeben. Doch die Fünf-Meter-Gasse für die Lister nach Straftritt wurde abgepfiffen, da der Einwurf zu schief geraten war. Dies sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass den Germanen Fehler bei der eigenen Gasse teuer zu stehen kamen. Ironischerweise war es dann doch eine weitere Gasse tief in der 78er 22, die zum Germanen Erfolg war. Hakler Leon Faust brachte eine kurze Gasse an den ersten Prop, der Faust die Murmel nach wenigen Metern wieder zurückgab, so dass Faust den Gästen den Ausgleich besorgen konnte.
Noch vor der Pause konnten die Männer von Coach Duiane Lindsay die Partie komplett drehen. Ein Durchbruch von Moritz Claasen brachte entscheidenden Meter bevor Kapitän Stefan Mau per Sahnepass bedient wurde und Germania erstmals in Front ging. Innerhalb von nur weniger Minuten hatten die zuerst scheinbar gebeutelten Gäste sich selbst auf die vermeintliche Siegerstraße begeben. Die stärkste Germanen-Phase ging nach der Halbzeitpause zuerst weiter, ohne jedoch, dass dabei Zählbares rausgesprungen wäre.
Die Wende aus 78er-Sicht brachten die Einwechslungen der Youngster Michel Himmer und Jan Piosik. Ebenjener Ersatz-Neuner Piosik stand genau am richtigen Fleck als Kain Rix mit einem sensationellen Run eine riesige Lücke in die Germanen-Defensive riss. Piosik bedankte sich artig und glich das Spiel mit seinem Versuch aus. Dann war es der zweite Youngster, Michel Himmer, der in seinem erst zweiten Bundesliga-Spiel mit dem 78er-Sturm über die Linie kam. Diesmal traf Nico Müller die Erhöhung nicht, was die Tür für eine weitere Wendung in diesem dramatischen Spiel ermöglichte.
Tatsächlich kam die Germania nun noch einmal und zwar wie. Nach einem starken Germania-Gedränge an der Fünf der 78er schien sich der Gäste-Sturm tatsächlich mit der letzten Aktion über die Linie gedrückt zu haben. Aber das Schiedsrichter-Gespann hatte den Ball nicht auf dem Gras gesehen und entschied sich den Versuch nicht zu geben. Dramatischer hätte dieses großartige Derby, das vom Kampfgeist beider Teams lebte, nicht enden können.
Gäste-Trainer Duiane Lindsay lobte nach dem Abpfiff TR gegenüber den Kampfgeist seiner Jungs, bemängelte aber ebenso die vielen unnötigen Fehler seiner Mannschaft, die vor allem der Nervosität geschuldet sei. „Es war ein großartiges Spiel und beide Teams haben alles gegeben - am Ende war es eine großer Kampf auf beiden Seiten und die Taktik ist dann nur noch Makulatur gewesen“ so der Nordire im Gespräch mit TR. Nun gelte es seine Jungs aufzurichten und die Wunden zu lecken.
Sein 78-Pendant Benjamin Krause sah ein „erwartet enges Spiel mit leidenschaftlich verteidigenden Spielern auf beiden Seiten - zugleich gab sich Krause als fairer Sieger: „Wir haben das Spiel durch ein gutes Paket durch den Sturm und durch zwei gute Einzelaktionen am Ende glücklich gewonnen“. Nun müsse man als Verein diese Gelegenheit beim Schopfe packen und das Bundesliga Halbfinale daheim klarmachen. Bei vier ausstehenden Spielen und fünf Zählern Vorsprung müsste es schon mit dem Teufel zugehen, damit 78 noch Mal vom Nordthron fällt.
RK 03 Berlin 20 - 14 Hamburger RC
„Die Wiedergutmachungstour geht weiter“ - so fasste RK-03-Team-Manager Lutz Joachim gegenüber TR das Spiel gegen den Hamburger RC zusammen. Bei sehr schweren Bedingungen im Berliner Dauerregen entwickelte sich kein ansehnliches Spiel auf der schönen Anlage des RK 03. Beide Teams hatten mit dem seifigen Ball zu tun und so blieb die Arbeit vor allem an den schweren Jungs beider Teams hängen. Gedränge um Gedränge, Gasse um Gasse und viele kurze Phasen in den Kontakt. Ein Schlechtwetterzuschlag wäre die angemessene Entlohnung gewesen.
In einer sehr ausgeglichenen Auftakthälfte war es trotz einer gelben Karte für Fröschner der HRC, der sich den Weg kurz vorm Pausenpfiff über die Linie ackern konnte. Nach einer Fünf-Meter-Gasse konnte RK-Kapitän Falk Duwe erst per heroischem Tackle dafür sorgen konnte, dass sein Malfeld sauber blieb. Doch nicht für lange. Nach unzähligen Phasen hatte sich der HRC-Sturm, scheinbar in seinem Element befindlich, doch über die Linie gebahnt. So schienen die Hanseaten auf dem Weg mit 7:3 in Front in die Pause zu gehen, wäre da nicht der RK-Gegenschlag mit dem klassischen Stürmerspiel in der letzten Aktion gewesen.
Auch in Durchgang zwei starteten die Gäste mit leichten Vorteilen - ein zu hoch angesetztes Tackle am erfahrenen RK-Gedrängehalb Christian Lill jedoch kostete den HRC-Flanker Florian Stockert zehn Minuten Spielzeit und anders als in Durchgang eis nutzen die Berliner die Überzahl nun. Nur wenige Minuten Spieler ist es der erst kurz zuvor eingewechselte Marvin Leske, der seine Berliner auf die Siegerstraße bringt. Weiterhin in Unterzahl erfolgte auch der nächste Hamburger Gegenversuch nach dem gleichen Schema - und tatsächlich ist es wieder Leske, der ins HRC-Malfeld eintaucht. Innerhalb von nur sieben Minuten war die Partie gedreht - zur Freude der bei widrigen Bedingungen ausharrenden RK-Fans.
Als die Hanseaten schließlich wieder vollzählig spielten war die Partie wieder ausgeglichener und was folgte waren einige Minuten Leerlauf. Dann verpassten erst Louis Dobslaw mit einem schlechten Pass vor dem Malfeld und dann Kapitän Duwe mit einem Bodenroller jeweils die Chance den Sack zuzumachen und den Bonuspunkt einzutüten. Stattdessen sicherte sich der Hamburger RC mit der allerletzten Aktion noch den Defensiv-Bonus und wieder waren es die schweren Hamburger Jungs, die dem Gast den Erfolg brachten.
Aus Sicht des RK 03 war es ein verdienter Sieg, so Team-Manager Lutz Joachim. Gegenüber TR äußerste sich Joachim weiterhin wie folgt: „Wir sind auf einem guten Weg irgendwann wieder zu alter Form zurückzufinden.“ Der Blick richte sich nun auf das Derby gegen die Grizzlies, in dem die Hauptstädter den dritten Rang festigen können.
RC Leipzig 25 - 17 SG Odin/Döhren
Ein Leipziger Lebenszeichen! Die Sachsen sichern sich gegen den Hauptkonkurrenten um den Klassenerhalt einen überlebenswichtigen Sieg. Mit dem Rücken zur Wand kämpften die Sachsen um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Nach einem hochnervösen Beginn beider Teams, die sich der Wichtigkeit dieses Spiels im klaren waren, konnte Leipzig nach 25 gespielten Minuten zuerst zuschlagen. Die Dreiviertel der Sachsen kombinierten ansehnlich und sicherten dem bisher sieglosen RCL die 5:0 Führung. Noch vor der Pause war es zwei Mal Verbinder Leroux van Zyl, der seinen RCL wichtige Big Points einbrachte. Erst per verwandeltem Straftritt und dann mit einem schönen Solo zur 15:0 Pausenführung.
Direkt nach dem Wiederanpfiff gelang den Gästen aus Hannover per Sturmspiel der 5:15 Anschluss, doch bereits wenige Zeigerumdrehungen später zeigte Leipzigs Gedrängehalb Engelbrecht seinen Spielwitz und besorgte nach einem Überkick die 20:5 Führung. In einer qualitativ deutlich besseren zweiten Hälfte ging es weiter Schlag auf Schlag und als Leipzig sich mit einer gelben Karte selbst schwächte schlug der Gast direkt zu. Odin/Döhren-Schluss Borß verwertete ein schönes Zuspiel. Wieder sollte es aber keine zehn Minuten dauern, bis die nächsten Punkte fielen. Der Gäste-Sturmlauf fand durch einen Intercept ein jähes Ende und Leipzig schien beim Stand von 25:12 wie der sichere Sieger aus und hatte den Offensiv-Bonus in der Tasche.
Mit Unterstützung des benachbarten Zweitligisten RC Halle gewannen die Leipziger ihr so wichtiges Abstiegsduell
Noch einmal sollte es jedoch spannend werden. Nach einer förmlichen Belagerung des Leipziger Malfelds war es schließlich ein weiter Überpass der zum dritten Gäste-Versuch führte. Doch nachdem die Erhöhung daneben segelte wurden die Schlussminuten unglaublich wichtig. Mit einem weiteren Versuch hätte sich der Gast gleich zwei Bonuspunkte gesichert und Leipzigs Abstieg damit wohl besiegelt. Doch dazu kam es nicht - die Sachsen-Verteidigung hielt dicht und das Schlusslicht konnte so in der Tabelle auf nur noch vier Zähler ranrücken. Die verbleibenden Partien dürften damit im Nord-Abstiegskampf unheimlich spannend werden. RCL-Team-Manager Sven Paukstat sprach gegenüber TR von einem Sieg, der „gut für die Seele und das Mannschaftsgefüge sei“. In den verbleibenden Spielen gelte es nun die eigenen Fehler zu minimieren und möglichst noch einen Sieg zu holen um an Odin/Döhren vorbeizuziehen. Die Hannoveraner wiederum stecken nun nach einem tollen Saisonauftakt ganz tief im Abstiegstrudel. Es bleibt spannend im Tabellenkeller.
Berlin Grizzlies - Berliner RC
Den Spieltag rundete das Berliner Derby zwischen dem Aufsteiger Grizzlies und den Gästen aus dem Westen der Hauptstadt, dem BRC ab. Früh zeigte sich dabei, dass der BRC über die Winterpause hinweg deutlich am eigenen Spiel gearbeitet hat. Mit sehr vielen direkten Runs direkt in den Kontakt und deutlich mehr Ballbesitz erarbeitete sich der BRC vor ordentlicher Kulisse schnell ein Übergewicht. Durch einen späten Versuch kurz vor der Pause konnten die Grizzlies das Spiel noch einmal spannend gestalten. Der BRC zog dann Anfangs der zweiten Hälfte noch einmal davon, brachte sich aber durch seine chaotische Defensiv-Leistung immer wieder selbst in die Bredouille. Doch schlussendlich sprang für die Grizzlies nichts Zählbares mehr heraus. Der Schlusspfiff erlöste den BRC, dem damit ein Big Point im Abstiegskampf gelungen ist.
Immer wieder machte der BRC-Sturm mit kraftvollen Läufen wertvolle Meter
Grizzlies Team-Manager Moritz Koburg sah ein „physisch intensives und über weite Teile ausgeglichenes Spiel“, das der BRC lediglich in den ersten 20 Minuten dominierte. Weiterhin hadern die Aufsteiger mit dem eigenen Verletzungspech das neben der „längeren Puste“ des BRC am Ende entscheidend gewesen sei. Trotz dieser knappen Niederlage glauben die Grizzlies an ihre Chance im nächsten Berliner Derby, wenn es gegen den RK 03 geht. Mit einem Zähler Vorsprung auf den BRC und fünf auf den Relegationsplatz ist der Ligaverbleib des Aufsteigers nämlich noch nicht gesichert. Für den BRC werden die kommenden Wochen ebenso spannend. Mit Germania List wartet auf die Männer von Danny Stephens ebenso ein harter Gegner.
Süd/West
SC Frankfurt 1880 57 - 3 RK Heusenstamm
Bei großartigen Bedingungen traten die Füchse beim großen Nachbarn in der Banken-Metropole an. Doch anders als in den Vorjahren war dieses Derby zu keinem Zeitpunkt dermaßen eng, wie in den letzten Jahren. Der SC 1880 zeigte sich in allen Belangen überlegen und hatte mit dem kickenden Innen Cameron-Dow, Prop Ngubane und Achter du Plessis die überragenden Akteure auf seiner Seite. Heusenstamm dagegen, wie schon fast den gesamten Saisonverlauf über hinweg ohne seine drei Siebener-Stars antretend, konnte selten ein Wörtchen mitreden.
Schon zur Pause lagen die Gastgeber vor gut besuchten Rängen auf der Anlage an der Feldgerichtsstraße mit fünf Versuchen 29:3 vorne. Auch Durchgang zwei lief nach gleichem Schema ab und als Senzo Ngubane sich den Weg durch gleich drei Heusenstammer Verteidiger gepowert hatte war klar, dass hier nichts für die Füchse im Derby laufen sollte. Nach einem Versuch von Frankfurt-Verbinder Deichmann schwächten sich die Gastgeber mit zwei gelben Karten für Listmann und du Plessis selbst - doch selbst in doppelter Überzahl wollte den Gästen nichts gelingen. Im Gegenteil, selbst in Unterzahl legte Ngubane für seine Frankfurter noch nach.
Am Ende stand ein leistungsgerechtes 57:3 - nicht die allerbeste Vorbereitung für Heusenstamm. Denn die Füchse treten in der kommenden Woche gegen den SC Neuenheim an. Am Martinsee wird sich entscheiden welcher der beiden Kontrahenten sich weiter Hoffnungen machen kann in der Bundesliga zu verbleiben. Mit einer Leistung, wie im Derby, riskieren die Füchse den direkten Abstieg, nachdem der SCN gegen Pforzheim glücklich punkten konnte. Frankfurt dagegen tritt in der kommenden Woche gegen die RGH an und könnte eventuell noch auf ein den Halbfinaleinzug hoffen. Dazu muss gegen die nun wieder vollzähligen Oragnenen ein Sieg her.
Heidelberger RK 75 - 5 TSV Handschuhsheim
Der HRK läuft sich im HD-Derby gegen die Löwen für das entscheidende Europacup-Finale warm. Der Ruderklub aus dem Süden der Neckarstadt startete gegen den alten Rivalen von der anderen Flussseite wieder in Bestbesetzung, nachdem unter der Woche auch der „zweite Anzug“ gegen Neckarsulm ebenso geliefert hatte. Allein schon beim Blick auf die Bank des Klubs, auf der Vollenkemper, Brenner und Schramm Platz nahmen, wäre so manchem Bundesliga-Vertreter mulmig geworden. So begann das Spiel unter äußerst klaren Vorzeichen mit tapfer kämpfenden Löwen und dennoch unglaublich dominanten Vertretern des deutschen Meisters.
Den Versuche-Reigen eröffnete HKR-Starstürmer Jaco Otto, der seit dieser Woche nach langer Rotsperre endlich wieder in der Bundesliga spielberechtigt ist. Nach einer Gasse war sein Antritt unwiderstehlich. Keine 120 Sekunden später war Spielmacher Raynor Parkinson durch die Lücke und stellte auf 14:0. Für gute 15 Minuten gelang es den Löwen dann das eigene Mal sauber zu halten, doch nach einer halben Stunde folgten die unvermeidlichen weiteren Versuche. Erst kam Hakler Dash Barber am Ende eines Pakets über die Linie, bevor Steffen Liebig den Bonuspunkt für den Klubs eintütete. Bis zur Pause legte der nach langer Pause sichtlich gut erholte Jaco Otto zwei weitere Versuche. Der Dritte-Reihe-Stürmer war von den Löwen schlicht nicht unter Kontrolle zu bringen. Mit 42:0 ging es in die Pause.
Hakler Dash Barber legt zu einem seiner drei Versuche ab
Nach dem Pausentee zunächst das gleiche Bild - Schluss Marcel Coetzee vernascht gleich mehrere Löwen und schraubt das Punktekonto weiter nach oben. Erst eine gelbe Karte für den besten HRK-Spieler Otto verschaffte den Löwen eine kleine Verschnaufpause. Bei Flanker Otto liegen Genie und Wahnsinn manchmal eng beieinander, doch ohne seine äußerst aggressive Spielweise, auch bei scheinbar sehr klarem Spielstand, wäre er nicht der Spieler, der er ist. Lange sollte die Verschnaufpause aber nicht währen. Barber, der eingewechselte Ayron Schramm und Zweite-Reihe-Riese Rodriguez punkteten weiter fleißig für den Klub, dessen Punktedifferenz erschreckende Ausmaße anzunehmen droht.
Den vermeintlichen Schlusspunkt setzen dann wieder der ehemalige Sharks-Spieler Schramm, der nach wunderschönem Cross-Kick vom anderen ehemaligen Shark Coetzee vollenden konnte. Beim HRK fragt man zurecht: Ist das noch Bundesliga oder schon Super Rugby? Tatsächlich war es das aber noch nicht - mit der allerletzten Aktion kamen tapfere Löwen tatsächlich noch zu einem Versuch. Klar war dieser schlussendlich ohne Bedeutung, doch der Jubel der TSV-Spieler ließ anderes vermuten. Diese werden es in der kommenden Woche mit einem schlagbareren Gegner, dem Aufsteiger Neckarsulm zu tun bekommen. Auch der HRK wird dann gegen einen Gegner ähnlicher Kragenweite antreten, wenn es gegen Timisoara um den Einzug in den Challenge Cup geht.
Beim Klub richten sich nun alle Augen auf diese Partie. Regeneration und eine angemessene Vorbereitung sind das Credo in der kommenden Woche. Der HRK hofft am Wochenende auf eine große Kulisse, die dem Klub über die Ziellinie bringt und bietet dementsprechend noch bis Freitag vergünstigte Karten am Vereinshaus und bei Sponsor Dubliner Pub an.
TV Pforzheim 84 - 22 SC Neuenheim
Am Ende war es eine ordentliche Abreibung, die sich der SC Neuenheim in Pforzheim abgeholt hatte. Die Rhinos legten ganze 14 Versuche und kamen fast nach Belieben durch. Aber auch die Gäste werden nicht völlig unzufrieden zurück in die Heidelberger Heimat gefahren sein. Denn die Pforzheimer hatten über 80 Minuten mit völlig offenem Visier gespielt und es dem Gast so ermöglicht selbst vier Mal ins Malfeld einzulaufen und damit trotz der heftigen Schlappe einen Defensiv-Bonus mitzunehmen. Dieser wiederum könnte es dem SCN noch ermöglichen den direkten Abstiegsplatz zu verlassen und über den Umweg Relegation nach einer Seuchen-Saison dennoch die Klasse zu halten.
Von Anfang hatte der TV Pforzheim, der seinen Status Vizemeister wohl in wenigen Wochen verlieren wird, das Geschehen am Rattachweg dominiert. Im Sturm körperlich überlegen und bei besten Bedingungen auch spielerisch mit einem großen Übergewicht spielend, dauerte es nur wenige Minuten bis es erstmals im Malfeld der Königsblauen klingelte. Sita, Wakefield und Gando punkteten im Fünf-Minuten-Takt und Neuenheim sah sich früh einer grünen Übermacht gegenüber. Bis zur Pause hatten die groß aufspielenden Simbabwe-Siebener-Stars Sita und Chitokwindo den Mann an der Punktetafel eine Extra-Schicht verrichten lassen, denn es stand bereits 48:10. Bei den Neuenheimern jedoch stellte man sich clever an und ging auch Mal das Risiko eines riskanten Spielzuges ein. Eine Niederlage war hier nicht abzuwenden, ein Offensiv-Bonus durchaus noch zu gewinnen.
Nach der Pause kam dann auch DRV-VII-Spieler Carlos Soteras Merz, der erst Mitte der Woche aus Hongkong zurückgekehrt war und beim Qualifier in der Asien-Metropole über die volle Distanz gegangen war. Am Spielgeschehen änderte sich erstmal nichts, Grün war weiter bestimmend und Murray legte nach der Pause seinen zweiten von insgesamt drei Versuchen. Doch spätestens als Neuenheim mit 20 Minuten auf der Uhr zum dritten Mal selbst punktete, war der Ziel der Männer um Spielertrainer Lars Eckert klar. Den so wichtigen Offensiv-Bonus zu sichern. Und tatsächlich war es kurz vor dem Ende soweit - der TVP hatte mittlerweile weitere dreißig Zähler angehäuft, da reagierte der SCN blitzschnell und spielte einen schnellen Einwurf nach Kick des TVP. Dessen Verteidigung zeigte sich in dieser Phase nicht sattelfest und Neuenheim belohnte sich dafür nie aufgegeben zu haben mit dem vierten Versuch.
So verkürzen die Königsblauen die Lücke auf Heusenstamm tatsächlich auf vier Tabellenpunkte, womit Neuenheim in der kommenden Woche tatsächlich am RKH vorbeiziehen könnte, sollte dem SCN ein Sieg im direkten Duell mit Bonus gelingen. Nur ungern wird man in Heusenstamm gehört haben, unter welchen Umständen der direkte Konkurrent punkten konnte. Denn für Pforzheim war die Partie derweil nicht mehr als ein Warmup für das Duell mit dem HRK am Mittwoch. Beim TVP will man den Sieg gegen Neuenheim nicht allzu ernst nehmen und kritisiert im Trainerteam eher die übertriebene Lässigkeit der eigenen Männer. Zu viele blind gespielte Pässe seien unnötig beim Gegner gelandet. Gegen andere Gegner, vor allem den HRK könne man sich dies nicht erlauben. Das Ziel bleibt weiterhin der dritte Rang, auf dem gerade Frankfurt mit einem Zähler mehr rangiert.
RG Heidelberg 61 - 22 Neckarsulmer SU
Mit zahlreichen Siebener-Stars wieder an Bord gewann die RG Heidelberg das Spiel gegen den Aufsteiger am Ende souverän. Trotz eines frühen Doppelschlages stotterte die orangene Angriffsmaschinerie erst ein wenig. Zunächst hatte Dritte-Reihe-Stürmer Carsten Lang nach einem Ballverlust der Neckarsulmer am schnellsten reagiert, die Murmel gesichert, so dass die Dreiviertelreihe in Form vom erst am letzten Wochenende sein Comeback gebenden Robert Haase abschließen konnte. Doch Lang verletzte sich kurz darauf und musste nach nicht einmal 15 Minuten raus. Ein weiterer von Tim Lichtenberg eingeleiteter und Simon Schreieck vollendeter Versuch brachte den Gastgebern nicht die gewünschte Sicherheit.
Neckarsulm kam mit einem Straftritt und einem erhöhten Versuch nach einem Intercept von Innendreiviertel Viorel Zamfir auf 10:14 aus NSU-Sicht heran - nach dreißig Minuten arbeitete sich der Gäste-Sturm mit Fleiß-Arbeit und Raumgewinn in Schwerstarbeit über die Linie zur erstmaligen NSU-Führung. Walter Mascaro hatte die letzten Zentimeter über die Linie gewonnen. Es roch ein wenig nach Überraschung. Mit einem überragenden Doppelschlag vor der Pause erarbeitete sich die RGH allerdings die Führung zurück. Erst konnte der für Lang eingewechselte Hug nach einem kraftvollen Paket vollenden. Dann konnte Orange im direkt folgenden Spielzug nach dem Neckarsulm Ankick durch den überragend aufspielenden Simon Schreieck zur 26:19 Pausenführung und dem Offensiv-Bonus kommen.
Zur Pause kamen mit Prop Übelhör sowie den Siebener-Stars Himmer und Dieckmann gleich drei neue Kräfte und das sollte sich bemerkbar machen. Erst punktete Gedrängehalb Günther nachdem er sich selbst den Ball von den Neckarsulmern geholt hatte. Selbst einen gelbe Karte für Tim Lichtenberg nach einer Rangelei brachte die Orangenen nicht aus dem Konzept. Bastian Himmer legte mit gekonntem Überkick nach. Die Gäste vom Neckar-Oberlauf sollten zwar noch zum dritten Versuch kommen, aber zu mehr sollte es nicht mehr reichen. Im Gegenteil: In den letzten 6 Minuten kombinierten die Siebener-Experten der RGH sich noch drei Mal durch die NSU-Defensive. Simon Schreieck komplettierte dabei noch seinen Hattrick. Die RGH steht damit kurz vorm Halbfinaleinzug - denn selbst im Falle einer Niederlage im direkten Duell mit Verfolger Frankfurt sollten die acht Punkte Puffer reichen, da die beiden anderen verbleibenden Spiele gegen die Kellerkinder RKH und SCN erfolgen. Bei der NSU war man mit dem am Ende deutlich gewordenen Resultat nicht zufrieden - Coach Mark Kuhlmann: „Das Endergebnis spiegelt sicherlich nicht den Spielverlauf wider. Leider haben wir es nicht geschafft, uns für eine gute kämpferische Leistung zu belohnen."
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