Victor Paquet im Trikot der französischen Jugend-Nationalmannschaft. Nun lief Paquet scheinbar ohne Spielberechtigung für Belgien auf.
Dieser Fall könnte noch weitreichende Konsequenzen haben. Wie Nationaltrainer Pablo Lemoine in einer uruguayischen Radio-Sendung bestätigt hat, scheint die belgische Nationalmannschaft gegen Deutschland einen Spieler eingesetzt zu haben, der nicht für Belgien spielberechtigt war. Den Belgiern drohen nun sportrechtliche Konsequenzen bis hin zur Disqualifizierung vom Wettbewerb.
Auch Spanien dürfte ein großes Interesse an diesem Fall haben. Sollte Belgien komplett von der Rugby Europe Championship disqualifiziert werden, würden alle Spiele gegen Belgien gewertet, was den Leones wiederum die direkte WM-Quali sichern würde. Doch was war passiert? Vor dem Spiel gegen unsere DRV XV hatten die Belgier Victor Paquet der belgischen Presse noch stolz als Belgien-Debütanten präsentiert. Der 27-jährige Hakler hatte jahrelang beim französischen Spitzenklub Stade Toulousain in der Top 14 und im Europacup gespielt und war zuletzt noch immer als Profi in der zweiten Liga Pro D2 unterwegs. Nachdem er Frankreich von der U-16 bis zur U-20 repräsentiert hatte, habe er sich nun für das Land seiner Ahnen entschieden war damals vom belgischen Verband zu hören.
Das Problem besteht aber darin, dass laut eigener Aussage lediglich eine seiner Urgroßmütter aus Belgien stammt. Laut World Rugby Regel 8.1 (b) muss aber mindestens ein Großelternteil aus dem jeweiligen Land stammen - bereits diese vielzitierte „Großmutterregel“ wird oft und häufig kritisiert, da sie Spielern ohne ein echtes Verhältnis zu einem Land erlaubt für dieses aufzulaufen. Paquet hatte sich ausführlich gegenüber der französischen Zeitung L’Union aus seiner Heimatregion Champagne geäußert. Dort beschrieb er, wie Belgiens Nationaltrainer Guillaume Ajac ihn kontaktiert habe, um herauszufinden, ob er nicht zufällig belgische Vorfahren habe. Immerhin stamme ja seine Familie ja aus der Grenzregion, den Ardennen. Das habe er bejaht und bestätigt, dass eine seiner Urgroßmütter aus Belgien stamme.
Der Fall scheint also dahingehend klar zu sein und Belgien scheint ihn eingesetzt zu haben, obwohl man über die mangelnde Spielberechtigung hätte Bescheid wissen müssen. Vor dem skandalumwitterten Spanien-Spiel hatte Paquet ebenso im Kader der Belgier gestanden, doch in letzter Minute wurde er am Spieltag dann aber ersetzt und ist schlussendlich doch nicht aufgelaufen. Dem Anschein nach wurde der belgische Verband von offizieller Seite oder den Spaniern darauf hingewiesen, dass Paquet nicht für Belgien spielberechtigt sei. Doch wie wird World Rugby nun mit diesem Fall verfahren? Die Konsequenzen für die Belgier könnten gravierend sein. Erst in der letzten Woche hatte der Weltverband einen Präzedenzfall gesetzt: Tahiti wurde aus der WM-Quali disqualifiziert, da sie gegen die Cook Inseln zwei nicht-spielberechtigte Spieler eingesetzt hatten.
Sollte sich tatsächlich gerichtsfest herausstellen, dass Paquet nicht spielberechtigt war, würde unsere DRV XV definitiv die Klasse halten. Da laut Rugby-Europe-Regularieren der direkte Vergleich das nächste Kriterium ist, hätte Deutschland mindestens genausoviele Punkte wie die Belgier und den direkten Vergleich gewonnen. Der belgische Sieg gegen Spanien im Skandal-Spiel von Brüssel wäre dann irrelevant. Aber gerade die Spanier dürften ein vitales Interesse daran haben, dass Belgien ebenso wie Tahiti komplett aus dem Wettbewerb disqualifiziert wird. Man wird also abwarten müssen, wie sich World Rugby in diesem Fall entscheidet. Belgiens dreisten Versuch wissentlich die Regularien zu umgehen, wird man sicherlich nicht unbestraft lassen.
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