In den vergangenen beiden Jahren wurde in Köln vor ausverkauftem Haus ein wahres Rugby-Fest zelebriert. Foto (c) Tobias Keil
Am Sonntag wird Westdeutschlands größter Rugby-Verein in der Domstadt Köln zum dritten Mal in Folge ein Länderspiel ausrichten. Dabei firmiert der Gastgeber seit dem ersten Januar nicht mehr als ASV - was es damit auf sich hat und was die Zuschauer beim Spiel Deutschland-Russland im Kölner Sportpark Höhenberg erwartet haben wir im Interview mit RSV-Vorstand Markus Kalkowski, der gleichzeitig als Orga-Chef für das Länderspiel fungiert, besprochen.
TotalRugby: Hallo Markus, erst einmal vielen Dank, dass du dir im Vorbereitungstress so wenige Tage vor dem Länderspiel die Zeit für das Interview genommen hast. Seit dem ersten Januar habt ihr euch von eurem Mutterverein ASV losgelöst, was hat es damit auf sich und was habt ihr euch davon Zug versprochen?
Markus Kalkowski: Das stimmt, nach mittlerweile 66 Jahren Rugby in Köln unter dem Banner des ASV haben wir uns vom Mutterverein losgelöst. Der RSV hat alle Spiellizenzen und das Vereinsgelände im Kölner Südwesten übernommen.
Was es damit auf sich hat? Wir wollten uns als Rugby-Abteilung mit mittlerweile weit mehr als 300 Mitgliedern weiterentwickeln. Im ASV mit seinen fast 4000 Mitgliedern und mehr als einem Dutzend Sportarten war das so einfach nicht möglich. Wir wollen mehr für uns und autonomer arbeiten und uns eigene Strukturen erarbeiten. Dass sich das ASV-Gesamtpräsidium nicht voll und ganz auf den Rugbysport stürzen konnte, war im Kontext des Gesamtvereins klar.
Ein gewisser Grad an Autonomie bestand aufgrund unseres eigenen Rugbygeländes, in das wir künftig auch noch investieren wollen, sowieso.
Jeweils volles Haus konnte Köln in den letzten beiden Jahren vermelden
TR: Was sind die bisher größten Herausforderungen für euch als „neuer“ Verein? Es wird ja sicher auch noch ein paar andere Rugby-Abteilungen im Land geben, die an einen solchen Schritt denken.
MK: Natürlich erst einmal die Verwaltung, die wir nun komplett in Eigenregie organisieren müssen. Themen wie Sponsoring, Mitgliederbeiträge und viele andere Details mussten im Zuge der Loslösung komplett neu organisiert werden.
Bisher läuft es aber sehr gut an. Wir sind jetzt sieben im Vorstand, was sich erst einmal viel anhört, aber nötig ist. Es herrscht eine Riesen-Aufbruchsstimmung, uns Mitglieder bringen sich mit noch mehr Engagement als bisher ein.
TR: Die Farben des ASV, die ja einst in den 70ern sogar Schlagerstar Howard Carpendale getragen hat, bleiben aber bestehen, oder?
MK: (lacht) Definitiv, in Köln wird Rugby in bordeauxrot und weiß gespielt, das bleibt auch so!
TR: Was habt ihr euch als neuer Verein mittelfristig für Ziele gesetzt?
Erst einmal wollen wir unsere erfolgreiche Jugend-Arbeit weiter ausbauen. Momentan spielen um die 150 Kinder und Jugendliche beim RSV - das sind doppelt so viele, wie vor drei Jahren. Aber da ist in einer Stadt wie Köln immer noch Luft nach oben.
Wir wollen ein vernünftiges Trainings-Angebot bieten. Aber natürlich sollen sich auch unsere anderen Mannschaften weiterentwickeln. Unsere Damen spielen schon sehr sehr gut in der bundesdeutschen Spitze mit. Mittelfristig soll unsere erste Herren XV mit einem durchdachten und vor allem nachhaltigen Konzept auch wieder in die Bundesliga. Als neugegründeter Vereine wollen wir in allen Bereichen weiter wachsen. Wir wollen der Anlaufpunkt im Westen sein, um hochklassig Rugby zu spielen, gerade auch für Nachwuchstalente.
TR: Hochklassiges Rugby ist ein gutes Stichwort - am Sonntag werdet ihr das dritte Länderspiel in Folge ausrichten. Habe die bisherigen beiden Spiele bei eurer Arbeit geholfen?
Auf jeden Fall - die Wahrnehmung für den Rugby-Sport, die Aufmerksamkeit in der Stadt ist definitiv da da. Bei der Stadt-Verwaltung aber auch bei Eltern und potenziellen Sponsoren. Bis hin zu den Kölner Verkehrsbetrieben, die uns mittlerweile auch kennen.
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TR: Das diesjährige wird mit Blick auf die sportliche Situation der DRV XV unter anderen Vorzeichen stattfinden. Das ist so - natürlich hat man die sportliche Situation auch bei den Kartenverkäufen gemerkt. In den beiden Vorjahren gab es mehr frühzeitige Bestellungen aus dem Rugby-Umfeld.
Unter den Kölnern selbst hat das Interesse an Karten nach sehr sehr kalten Bedingungen erst spät angezogen, aber das mittlerweile deutlich an - jetzt wo auch der Express, Köln-Radio und Stadtanzeiger berichten gibt es deutlich mehr Aufmerksamkeit für unser Event.
TR: Ihr habt ja in den letzten beiden Jahren auch ein Event um das Spiel herum kreiert, inklusive der für Fans offenen Players-Party, wie sieht es in diesem Jahr aus?
Wir wollen nicht nur ein Rugby-Event für die ganze Familie schaffen - mit einem großen Rahmenprogramm und Live-Musik. Wir wollen die Kölner im Stadion haben, die erst einmal nichts mit Rugby am Hut haben. Die aber einem leckeren Kölsch, einer Bratwurst und Musik nicht abgeneigt sind.
Aber vor allem wollen wir ein richtiges Rugby-Fest draus machen und damit den Sport hier im Westen weiter etablieren. Letztes Jahr beim Spiel hatten wir bei sonnigem Wetter fast schon eine Festival-Atmosphäre. An den Bierständen hat man Spieler der Klubs aus der Region zusammen mit Kölnern gesehen, die über Rugby gefachsimpelt haben - genauso hatten wir uns das vorgestellt, als vor ein paar Jahren die Idee aufkam, ein Länderspiel hier aufzuziehen.
Und natürlich haben wir noch die Players-Party in der Brauerei unseres Partners Mühlen-Kölsch. Die war im letzten Jahr eine großartige Sache. Wo hat man das sonst, dass Fans, Spieler und Helfer gemeinsam nach dem Abpfiff zusammen feiern? Das macht den Rugby-Sport so besonders und wir wollen ihn zelebrieren.
Die Players-Party für Fans und Spieler im Mühlenkölsch-Brauhaus wird es auch in diesem Jahr wieder geben
TR: Wie sieht es denn für Kurzentschlossene aus, wenn man am Sonntag noch nach Köln möchte?
Wer auf einen Sitzplatz möchte, sollte sich besser im Vorverkauf eindecken. Mit der Möglichkeit die Tickets selbst daheim auszudrucken geht das ja wirklich einfach. Stehplätze wird es an der Tageskasse noch genügend geben. Wir freuen uns auf zahlreiche Fans aus dem ganzen Land, lasst uns ein richtiges Rugby-Fest draus machen.
TR: Danke Markus für das Gespräch, man sieht sich am Sonntag!
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